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# taz.de -- Präsidentschaftswahl in Frankreich: Kandidatur in letzter Minute
> Emmanuel Macron will sich im April zur Wiederwahl stellen. Seine Chancen
> stehen gut – was auch mit dem Ukraine-Krieg zu tun hat.
Bild: Bereit für eine zweite Runde: Frankreichs Präsident Macron (hier Ende F…
Paris taz | Dass Emmanuel Macron für eine [1][zweite Amtszeit] kandidieren
würde, stand so gut wie fest. Die Frage war nur noch, wann genau und in
welcher Form der französische Staatspräsident dies offiziell bestätigten
würde.
Er wählte dazu die Form eines öffentlichen Briefs, wie schon seine
Vorgänger François Mitterrand und Nicolas Sarkozy. Die wichtigsten
Regionalzeitungen des Landes publizierten diesen „Brief an die Franzosen“
in ihrer Freitagsausgabe. Dort ersucht Macron die Wahlberechtigten, ihm
„das Vertrauen für ein weiteres Mandat“ zu schenken. Sein Ziel sei, mit
ihnen gemeinsam „angesichts der Herausforderungen des Jahrhunderts eine
einzigartige französische und europäische Antwort zu erfinden“. Die
gegenwärtige Krise wolle er zum „Ausgangspunkt einer neuen Epoche“ machen,
schreibt Macron in seinem Brief.
Der erste Wahlgang findet am 10. April statt, also in nur 38 Tagen. Macron
hat praktisch die letzte Frist genutzt, [2][um seine Kandidatur
anzumelden]. Denn bis Freitag um 18 Uhr müssen die Kandidat*innen beim
Verfassungsrat mindestens 500 beglaubigte Unterschriften von gewählten
Volksvertreter*innen eingereicht haben, um zur Teilnahme an der
Präsidentschaftswahl zugelassen zu werden.
Diese Bedingung hatte Macron am Donnerstag mit 1.785 Patenschaften längst
erfüllt. Von den anderen bekannten Kandidat*innen hat lediglich die
Ex-Justizministerin Christiane Taubira die Hürde nicht nehmen können und
darum am Mittwoch ihre Kandidatur zurückgezogen.
## Macron gilt als Favorit
Schon seit Wochen wurde Macrons Kampagne vorbereitet. „[3][Avecvous.fr]“
(„Mit euch“) heißt die Plattform, die seine Partei La République en marche
(LREM) dazu eingerichtet hat. Das richtige Timing aber war ein echtes
Problem, da Macron im ersten Halbjahr den Vorsitz im Rat der EU innehat und
insbesondere mit seinen [4][Vermittlungsbemühungen zwischen Russland und
der Ukraine] beschäftigt war.
Bei jedem Medienauftritt in dieser doppelten Rolle musste er damit rechnen,
dass ihm die Opposition vorwerfen würde, er instrumentalisiere seinen
Status als Staatsoberhaupt für innenpolitische Zwecke in Hinblick auf seine
Kandidatur. Von nun an wird die Medienaufsichtsstelle CSA die Dauer seiner
Medienpräsenz wie auch die der anderen Kandidat*innen auf allen
Fernsehsendern messen. Nicht gezählt werden dabei Macrons Auftritte, die
seiner Aufgabe als Staatschef gewidmet sind.
Macron gilt laut allen Umfragen als klarer Favorit für eine Wiederwahl. In
allen Wahlsimulationen liegt er im ersten Durchgang mit 25 bis 27 Prozent
der Stimmen vorn. In allen vorstellbaren Konstellationen für eine Stichwahl
am 24. April wird er als klarer Gewinner bezeichnet. Der [5][Angriffskrieg
auf die Ukraine] und Macrons intensive [6][Telefondiplomatie mit Moskau und
Kiew] haben sein Ansehen als Staatsoberhaupt in der Bevölkerung zudem
bestärkt. In den Popularitätsumfragen hat er zuletzt zugelegt.
## Macrons Blick in die Zukunft
Ohnehin verlaufen diese Präsidentschaftswahlen ganz anders, als es die
meisten Politologen noch vor einem Jahr erwartet hatten. Schon allein wegen
der Coronapandemie ist eine Bilanz nach den üblichen wirtschafts-, sozial-
und gesellschaftspolitischen Kriterien kaum möglich. Hinzu kam der
Angriffskrieg in der Ukraine. Das wird für seine Herausforderer und
Herausforderinnen zum Problem.
Macron war 2017 mit vielen Reformplänen ins Amt gestartet. Dass er viele
von ihnen nicht oder nur teilweise verwirklicht hat, kann er nun auf diese
Krisen schieben – und die Bevölkerung um eine zweite Chance bitten. Zudem
hat er neue, ehrgeizige Pläne für die Gesundheits- und Energieversorgung
und die gemeinsame Sicherheitspolitik, wie er kürzlich unter dem Stichwort
„französische und europäische Souveränität“ verkündete. In seinem Brie…
seiner Kandidatur verspricht er, er wolle in die Zukunft blicken und „das
Frankreich unserer Kinder aufbauen und nicht dem Frankreich unserer
Kindheit nachtrauern“.
4 Mar 2022
## LINKS
[1] /Praesidentschaftswahl-in-Frankreich/!5824979
[2] /Praesidentschaftswahl-in-Frankreich/!5835563
[3] https://avecvous.fr/
[4] /Frankreichs-Praesident-Macron-in-Moskau/!5833474
[5] /Krieg-im-ukrainischen-Mariupol/!5839352
[6] /Beziehungen-zwischen-Kreml-und-Elysee/!5827589
## AUTOREN
Rudolf Balmer
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