| # taz.de -- Präsidentschaftswahl in Frankreich: Kandidatur im Schatten des Kri… | |
| > Der Ukraine-Konflikt beeinflusst den französischen Wahlkampf. Das könnte | |
| > dem amtierenden Präsidenten Macron in die Hände spielen. | |
| Bild: Emmanuel Macron begrüßt Ursula von der Leyen zu einem Treffen über die… | |
| Paris taz | Können Frankreichs Präsidentschaftswahlen vor dem Hintergrund | |
| des Kriegs in der Ukraine „normal“ stattfinden? Ist ein fairer Wahlkampf in | |
| diesem Kontext möglich, wenn der aussichtsreichste Bewerber Amtsinhaber | |
| Emmanuel Macron ist? | |
| Bisher halten alle erklärten Kandidat*innen an den festgelegten | |
| Terminen, 10. und 24. April, fest. Niemand hat eine Verschiebung oder eine | |
| Art politischen Waffenstillstand bis zum Ende des Kriegs in der Ukraine | |
| verlangt. [1][Alle setzen ihre Kampagne fort] – fast so, als ob nichts | |
| wäre. | |
| Angesichts der Bedrohung gilt so etwas wie ein ungeschriebenes Gesetz des | |
| Burgfriedens, an das sich die Parteien halten sollen. Premierminister Jean | |
| Castex, der am letzten Montag die diversen | |
| Präsidentschaftskandidat*innen empfangen hat, wünscht, dass in der | |
| Außenpolitik die nationale Einheit vor wahlpolitische Interessen gestellt | |
| werde. So solle dem gemeinsamen Feind nicht das schwächende Bild interner | |
| Streitereien gezeigt werden. | |
| Momentan interessieren die Wahlen viele Leute kaum noch. Wer auf dem Markt | |
| oder im Café den politischen Gesprächen zuhört, begreift, dass fast | |
| ausschließlich über Putin und seinen [2][Angriff auf die Ukraine] | |
| diskutiert wird. Die Präsidentschaftswahlen sind in den Hintergrund | |
| gerückt. | |
| ## Macron zeigt sich im Ukraine-Konflikt als Vermittler | |
| Die quasi obligatorische Eintracht, wenn es um die vitalen Interessen der | |
| Republik geht, hindert indes Staatspräsident Macron nicht, Vorteile aus der | |
| Krisensituation zu ziehen. Wie Umfragen bestätigen, wird er von seinen | |
| Landsleuten mehr denn je als Staatsführer anerkannt. [3][Seine Popularität | |
| steigt] mit jedem Kriegstag in der Ukraine. Am 1. März war seine Quote in | |
| der Volksgunst um 5 Punkte auf 40 Prozentpunkte gestiegen. In einer | |
| Befragung, wer am ehesten für fähig befunden wird, Frankreich durch die | |
| Krise zu führen, liegt Macron einsam an der Spitze. Offen bleibt so nur, | |
| wer es im ersten Durchgang auf den zweiten Platz und damit in eine – aller | |
| Voraussicht nach als verloren geltende – Stichwahl gegen ihn schafft. | |
| Auf die Frage, warum er seine Bewerbung um eine zweite Amtszeit immer noch | |
| nicht offiziell bestätigt hat, verweist er auf seine intensive Rolle als | |
| derzeitiger EU-Vorsitz und seine [4][unermüdliche Telefondiplomatie mit | |
| Moskau und Kiew]. Kürzlich hatte er immerhin gesagt, er habe „Lust“ dazu. | |
| Vor dem veränderten Hintergrund wird es nun eher als seine „Pflicht“ | |
| gelten. Die Erklärung der Kandidatur wird zu einer Formalität. | |
| Als Staatsoberhaupt ist Macron der oberste Chef der französischen | |
| Streitkräfte, er hat als Einziger die Verfügungsgewalt über die „Force de | |
| frappe“, Frankreichs – zirka 520 Atomsprengköpfe. Ohne es explizit sagen zu | |
| müssen, wird das für Macron zum Argument, dass ein Machtwechsel mit | |
| ungewissen Folgen in der akuten Krisensituation zu vermeiden wäre. Putin | |
| könnte mit seiner militärischen Aggression in der Ukraine den Ausgang der | |
| französischen Wahlen vorentschieden haben. | |
| Am Freitag um 18 Uhr läuft für alle, die trotzdem gegen ihn antreten | |
| wollen, die [5][Frist zur Einreichung von mindestens 500 beglaubigten | |
| Unterschriften] ab. Mit ihnen erklären gewählte Volksvertreter*innen | |
| ihre Patenschaft für eine Kandidatur. Die meisten bekannten | |
| Politiker*innen, von links bis ganz rechts, haben es geschafft: die | |
| Konservative Valérie Pécresse, die Sozialistin Anne Hidalgo, aber auch die | |
| drei rechtsextremen Nationalist*innen Marine Le Pen, Eric Zemmour und | |
| Nicolas Dupont-Aignan, sowie Jean-Luc Mélenchon von der linken „France | |
| insoumise“ und der Kommunist Fabien Roussel. Auf der Strecke bleibt aber | |
| wohl die ehemalige Justizministerin [6][Christiane Taubira, die im Januar | |
| bei einer „Vorwahl“ mit fast 500.000 Teilnehmenden als „Einheitskandidatin | |
| der Linken“] erkoren worden war. | |
| 2 Mar 2022 | |
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| [1] /Protest-gegen-Coronapolitik/!5831318 | |
| [2] /-Nachrichten-zum-Ukrainekrieg-/!5838064 | |
| [3] https://www.augsburger-allgemeine.de/politik/frankreich-wahl-2022-umfrage-e… | |
| [4] /Separatistengebiete-in-der-Ukraine/!5836431 | |
| [5] https://www.vie-publique.fr/eclairage/23872-parrainage-des-candidats-la-pre… | |
| [6] /Frankreichs-linke-Kandidatin/!5829392 | |
| ## AUTOREN | |
| Rudolf Balmer | |
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