Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Geschichte der Ukraine: Ein Land kommt nicht zur Ruhe
> Mit dem Zerfall der Sowjetunion wurde auch die Ukraine 1991 unabhängig.
> Seither ist sie ein Spielball zwischen Russland und dem Westen.
Bild: Proteste gegen die Sowjetunion im Jahr der Unabhängigkeit in Kiew 1991
Berlin taz | „Ein Land ohne eigenen Staat“ nennt der russische
[1][Präsident Wladimir Putin] die Ukraine in seiner Kampfrede am
Montagabend. Doch mit dem Zerfall der Sowjetunion erlangt die Ukraine 1991
ihre staatliche Unabhängigkeit. Und schwankt seither zwischen Ost und West.
So streckt die Ukraine Anfang der 90er ihre Fühler in Richtung der
Europäischen Union aus, hält aber auch an guten Beziehungen zu Russland
fest. Einerseits schließt die Ukraine 1994 ein Partnerschaftsabkommen mit
der EU. Ein Jahr später wird sie in den Europarat aufgenommen. Andererseits
verhandelt das Land 1997 ein Freundschaftsabkommen mit Russland, in dem
sich beide Staaten territoriale Integrität versprechen.
Die politische Stabilität der Ukraine kippt erstmals im Jahr 2004. Im Zuge
der sogenannten Orangen Revolution kommt es zu einer Serie von Protesten
und Demonstrationen. Der damals amtierende Präsident Leonid Kutschma, der
ein enges Verhältnis mit Russland pflegt, regiert zunehmend autoritär und
manipuliert die Wahlergebnisse der Präsidentschaftswahl im September 2004.
So will Kutschma, dass der ehemalige Ministerpräsident und Gouverneur der
Region Donezk, Wiktor Janukowitsch, zu seinem Nachfolger gewählt wird. Auch
er wird von Russland unterstützt.
Sein Gegenkandidat, der ehemalige Präsident der Nationalbank, Wiktor
Juschtschenko, ist dagegen für eine Annäherung an den Westen und setzt sich
für demokratische Reformen ein. Die Orange Revolution erreicht eine
Wiederholung der Wahl – Juschtschenko gewinnt. Doch anstatt dringende
Reformen einzuleiten, kommt es zu Machtkämpfen innerhalb der neuen
Regierung. 2010 wird der prorussische Kandidat Wiktor Janukowitsch zum
Präsidenten gewählt. Die Wählerinnen im Osten und Süden stimmten dabei
mehrheitlich für Janukowitsch, und die Bevölkerung im Westen und Zentrum
für den eher prowestlich ausgerichteten Kandidaten.
2013 erfasst die Ukraine eine weitere Protestwelle. Auslöser ist das
Assoziierungsabkommen mit der Europäischen Union, das die Ukraine auf
Druck von Russland hin nicht unterzeichnet. In den folgenden Tagen und
Wochen gehen Hunderttausende Menschen auf die Straße, um dagegen zu
protestieren. Es sind die größten Proteste in Europa seit der Revolution
von 1989. Die Situation eskaliert, etwa 100 Menschen sterben. 2014 wird
Janukowitsch abgesetzt und flieht nach Russland. Am 21. März unterschreibt
die Übergangsregierung das [2][Assoziierungsabkommen] mit der EU.
Putin fürchtet Demokratisierung
Putin verurteilt die Proteste, nennt sie einen „Staatsstreich einer
faschistischen Junta“. Der russische Präsident fürchtet demokratische
Demonstrationen im eigenen Land und will eine weitere Demokratisierung der
Ukraine verhindern. Ein kurzzeitiges Machtvakuum nach der Flucht von
Janukowitsch und die Begründung, seine Landsleute vor der neuen Regierung
zu schützen, nutzt Russland, um 2014 die Krim zu annektieren.
Die Annektierung der Krim löst auch Unruhen im Osten der Ukraine aus. So
besetzen prorussische separatistische Gruppierungen die wichtigsten Städte
des Donbass. Im Mai 2014 kommt es zu einem fragwürdigen Referendum, bei dem
die Menschen in Donezk und Luhansk für die Abspaltung von der Ukraine
stimmen. Seither kommt es zu gewalttätigen Gefechten zwischen prorussischen
Separatisten und dem ukrainischen Militär. Mit dem Minsker Abkommen von
2014 und 2015 versuchen Deutschland und Frankreich gemeinsam mit Russland
und der Ukraine den Konflikt zu beenden. Mit Russlands Anerkennung der
Separatisten-Regionen Donezk und Luhansk als unabhängige Staaten ist das
Minsker Abkommen tot. Ob sich der Konflikt weiter in der Ukraine ausweitet,
ist derzeit noch offen. (mit bpb, dpa)
23 Feb 2022
## LINKS
[1] /Eindruecke-aus-Kiew-nach-Putins-Rede/!5833852
[2] https://www.bpb.de/themen/europa/ukraine/137812/assoziierungsabkommen-ukrai…
## AUTOREN
Sabina Zollner
## TAGS
Russland
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
Sowjetunion
Schwerpunkt Emmanuel Macron
Ukraine-Konflikt
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
Lesestück Recherche und Reportage
Ukraine
## ARTIKEL ZUM THEMA
Präsidentschaftswahl in Frankreich: Kandidatur im Schatten des Kriegs
Der Ukraine-Konflikt beeinflusst den französischen Wahlkampf. Das könnte
dem amtierenden Präsidenten Macron in die Hände spielen.
Eindrücke aus Moskau: Angst, Unsicherheit, Trotz
Im Moskauer Siegespark zeigen sich viele Befragte unbeeindruckt von den
Entwicklungen um die Ukraine. Doch einige geben sich auch kampfbereit.
Politologe zu Putins Eskalation: „Das Angebot hat nicht gereicht“
Johannes Varwick hat lange für Entspannungspolitik geworben. Und jetzt?
Seinen Ansatz hält er nicht für gescheitert, Sanktionen für wirkungslos.
Die Rede des russischen Präsidenten: Putins Geschichtsstunde
Die Rede des russischen Präsidenten Putin zur Anerkennung der
ostukrainischen Separatistengebiete ist bizarr – und historisch. Was sie
bedeutet.
An der ukrainisch-russischen Grenze: Vorkriegszeit in Konotop
Früher war viel los um das ukrainische Konotop, nahe der Grenze. Jetzt ist
der Zugverkehr eingestellt. Menschen ziehen fort. Aber Panik gibt es nicht.
Konflikt mit Russland: Wie wehrhaft ist die Ukraine?
2014 waren die ukrainischen Streitkräfte nicht auf Krieg vorbereitet. Das
hat sich inzwischen mithilfe der Nato-Staaten geändert.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.