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# taz.de -- Geplanter Karstadt-Umbau: Disney am Hermannplatz
> Der Senat schafft Fakten zu Signas Plänen am Hermannplatz. Im
> Stadtentwicklungsausschuss gibt es viel Kritik.
Bild: Dunkle Aussichten für den Hermannplatz
Berlin taz | Das SPD-geführte Stadtentwicklungsressort und der
Kaufhauskonzern und Immobilienentwickler Signa treiben die Pläne für den
[1][Neubau des Karstadt-Gebäudes am Hermannplatz] voran. Mit einem am
vergangenen Mittwoch ergangenen Aufstellungsbeschluss hat Senator Andreas
Geisel (SPD) das offizielle Verfahren für einen [2][vorhabenbezogenen
Bebauungsplan] eingeleitet.
Entstehen soll ein monumentales Gebäude mit historischer Fassade, in dem
das Kaufhaus nur noch einen geringen Teil der Flächen belegt, während
45.000 Quadratmeter [3][Nutzfläche] für Büroräume vorgesehen sind. Verläuft
alles nach Plan von Investor und Sozialdemokraten, könnte die Realisierung
des Projekts noch 2024 starten, nach entsprechenden Beschlüssen durch Senat
und Abgeordnetenhaus.
Die Pläne des österreichischen Signa-Konzerns um den umstrittenen Investor
René Benko stellte am Montag im Stadtentwicklungsausschuss die neue
[4][Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeldt] vor. Die neueste Message: Signa
wolle nicht mehr abreißen und neu bauen, sondern zumindest den
Stahl-Beton-Bau des heutigen Gebäudes erhalten und diesen mit einem Holzbau
aufstocken.
Auch soll das Parkhaus im hinteren Teil des Geländes nicht mehr abgerissen,
sondern für eine gewerbliche Nutzung umgebaut werden. Möglichst viele alte
Materialien sollen wiederverwendet werden, so auch Rolltreppenstufen für
die Fassadenverkleidung.
## Koalition uneins
Senator Geisel betonte, dass die Koalition hinter dem [5][Letter of intent
mit Signa] stehe, einer Vereinbarung, die die rot-rot-grüne
Vorgängerkoalition abgeschlossen hatte und in dem Signa Zusagen für
Bauvorhaben am Alexanderplatz, am Kurfürstendamm sowie am Hermannplatz
gemacht wurden. Im Gegenzug verpflichtet sich der Konzern, vier von sechs
Karstadt-Filialen drei bis fünf Jahre lang weiterzubetreiben. „Das
Interesse Berlins ist der Erhalt dieser städtebaulichen Zentren“, so
Geisel. Der Senator sprach auch von der Notwendigkeit eines Masterplans für
den Hermannplatz, um durch weniger Verkehrsbelastung und mehr Grünflächen
dessen „Aufenthaltsqualität“ zu verbessern.
Aus Sorge vor einer Aufwertung von Platz und Kiez haben Aktivist:innen
am Morgen mehr als 6.000 Unterschriften gegen die Umbaupläne an einige
Ausschussmitglieder überreicht. Während Abgeordnete von SPD sowie CDU, FDP
und AfD Zustimmung signalisierten, formulieren Grüne und Linke dann auch
heftige Kritik. Die Grüne Susanna Kahlefeld sprach von einer
„Disney-Fassade, die sich Signa erpresst hat“, und von einem
„Armutszeugnis“, dass für weitere Bürgerbeteiligung im präsentierten
Zeitplan nur noch ein Monat vorgesehen ist. „Ist die Angst vor den Bürgern
so groß, dass man sich der Diskussion gar nicht stellen will?“, fragte
Kahlefeld.
Im Koalitionsvertrag hatten sich SPD, Grüne und Linke auf eine
„städtebaulich verträgliche“ Entwicklung der „Karstadt-Areale aus dem
Bestand heraus“ verständigt. Genau dies fände angesichts der Baumasse nun
aber keine Berücksichtigung, so Kahlefelds Kollege Julian Schwarze. Er
forderte einen ergebnisoffenen Planungsprozess ohne Vorfestlegungen. Die
Linke Katalin Gennburg sagte: „Eine Fassade kann nicht darüber
hinwegtäuschen, dass Signa einen Bürostandort auf dem Korpus eines
Kaufhauses bauen will“ – das Gebäude also „maximal verwerten“ wolle. S…
kritisierte die „Konzeptionierung eines Warenhauses nach den
Luxusvorstellungen von Signa“, vorbei an den Erfordernissen des täglichen
Bedarfs.
14 Mar 2022
## LINKS
[1] /Karstadt-Gebaeude-in-Neukoelln/!5740274
[2] /Kaufhausumbau-am-Hermannplatz/!5827000
[3] /Umstrittener-Umbau-von-Karstadt/!5834943
[4] /Neue-Senatsbaudirektorin-in-Berlin/!5826441
[5] https://fragdenstaat.de/blog/2020/08/14/absichtserklarung-zum-karstadt-deal…
## AUTOREN
Erik Peter
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