# taz.de -- Nachrichten in der Coronakrise: Infektionszahl steigt nicht weiter | |
> Die Zahl der Neuinfektionen ist im Wochenschnitt erstmals seit Neujahr | |
> gesunken. Das Bundesverfassungsgericht hat den Eilantrag gegen die | |
> Pflege-Impfpflicht abgelehnt. | |
Bild: Ein Testzentrum in Frankfurt am Main: Weiterhin fallen zahlreiche Proben … | |
## Französische Protestkonvois steuern auf Paris zu | |
Trotz eines polizeilichen Verbots von Straßenblockaden haben sich Gegner | |
von Corona-Auflagen am Freitag in Fahrzeugkonvois auf den Weg nach Paris | |
gemacht. Wohnmobile, Autos und Lastwagen steuerten Frankreichs Hauptstadt | |
mit dem Ziel an, sie lahmzulegen. Organisiert hatten sich die | |
Protestierenden über Online-Chatgruppen, inspirieren ließen sie sich teils | |
von Lastwagenfahrern in Kanada, die die dortige Hauptstadt Ottawa und | |
Grenzübergänge blockiert haben. | |
Die Behörden im Großraum Paris stellten mehr als 7000 Polizisten an | |
Mautstellen und anderen wichtigen Orten ab, um eine Blockade zu verhindern. | |
Mit Verweis auf ein „Risiko der Störung der öffentlichen Ordnung“ hatte d… | |
Polizei zuvor ihr Protestverbot begründet. Wer sich dem widersetze, dem | |
drohten hohe Bußgelder und andere Strafen, hieß es. | |
Einige der französischen Gruppen drohten, nach Brüssel weiterzufahren und | |
sich dort am Montag mit Fahrern aus anderen Ländern zu versammeln. | |
Vorsorglich untersagten auch die belgischen Behörden die Blockade. Ein | |
ähnlicher „Freiheitskonvoi“, der für Freitag in Wien geplant war, wurde | |
nach einem Verbot abgesagt. | |
Beobachter vermuten, dass einige Rechtsextreme und andere Personen hinter | |
der Aktion den internationalen Fokus auf die Trucker-Blockaden in Kanada | |
nutzen wollen, um ihren eigenen Protestbewegungen frischen Wind zu | |
verleihen. Die Teilnehmer der Konvois in Frankreich treiben | |
unterschiedliche Motive. Einige trugen etwa gelbe Westen, die als Symbol | |
der Protestbewegung gegen wirtschaftliche Ungleichheit bekannt geworden | |
sind. (ap) | |
## Bei der Infektionszahl deutet sich eine Trendwende an | |
Bei den Corona-Neuinfektionen zeichnet sich am Freitag eine Trendwende an. | |
Der 7-Tage-Mittelwert ist [1][nach Berechnung der taz] erstmals seit dem | |
Jahreswechsel leicht gesunken – um 1.238 auf 191.159. Er liegt damit zwar | |
immer noch 7,7 Prozent höher als vor einer Woche, aber [2][das Absinken | |
gegenüber dem Vortag] zeigt, dass der Scheitelpunkt der Omikron-Welle | |
bereits erreicht sein könnte. Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) | |
hatte unter Berufung [3][auf eine Modellrechnung des Robert-Koch-Instituts] | |
mehrfach erklärt, dass er den Höhepunkt der 5. Welle Mitte Februar erwarte. | |
Der 7-Tage-Mittelwert gibt an, wie viele Neuinfektionen pro Tag im Schnitt | |
der vergangenen Woche registriert wurden. Er hatte seit Mitte Januar Tag | |
für Tag neue Höchststände erreicht. Die vom Robert-Koch-Institut etwas | |
anders berechnete 7-Tage-Inzidenz ist am Freitag nochmals gestiegen, | |
allerdings auch nur noch im geringen Maß. Die Entwicklung der | |
7-Tage-Inzidenz des RKI folgt der Entwicklung des 7-Tage-Mittelwertes | |
häufig mit einem Tag Verzug. | |
Ob es sich diese Trendwende dauerhaft bestätigt, wird man in den nächsten | |
Tagen sehen. Bisher ist es nur eine Momentaufnahme bei durch | |
Meldeverzögerungen arg verzerrte Daten. Und auch das Erreichen eines | |
Scheitelpunktes heißt leider nicht, dass alles vorbei ist. Die Dynamik des | |
Infektionsgeschehens ist weiter extrem hoch. Am Freitag wurde der insgesamt | |
12 Millionste Infizierte registriert. Die letzte Million kam in nur 5 Tagen | |
zusammen. | |
Zudem steigt seit nunmehr drei Tagen die Kurve der Todesfälle. Der | |
Tageswert von 226 [4][lässt den 7-Tage-Mittelwert auf 167,9 klettern], das | |
sind 15,2 Prozent mehr als vor einer Woche – aber immer noch deutlich | |
weniger als die Hälfte des Höchststands der vierten Welle im Dezember. | |
Auch die Hospitalisierungsrate ist weiter gestiegen. Laut Berechnungen des | |
RKI wurden in den letzten 7-Tagen pro 100.000 Einwohner:innen 6,46 | |
coronapositive Patient:innen neu in Krankenhäuser aufgenommen. Das sind | |
18,5 Prozent mehr als vor einer Woche. [5][Inklusive der regelmäßig | |
erwartbaren Nachmeldungen dürfte die Hospitalisierungsrate bei über 11 | |
liegen]. (taz) | |
## Bundesverfassungsgericht lehnt Eilantrag gegen Pflege-Impfpflicht ab | |
Die [6][Impfpflicht für das Personal in Kliniken und Pflegeeinrichtungen] | |
kann zum 15. März in Kraft treten. Das Bundesverfassungsgericht lehnte den | |
Stopp der Impfpflicht ab. Mit der am Freitag bekannt gegebenen Entscheidung | |
blieben Eilanträge von zahlreichen Betroffenen erfolglos. Der Erste Senat | |
des Bundesverfassungsgerichts begründete seine Entscheidung mit der in | |
Eilverfahren üblichen Folgenabwägung. Danach seien die Nachteile für die | |
Klägerinnen und Kläger nicht schwerwiegender als die Nachteile für | |
vulnerable Gruppen, die bei einem vorläufigen Stopp der Impfpflicht | |
entstehen würden.(AZ: 1 BvR 2649/21) | |
Zur Begründung verwiesen die Karlsruher Verfassungsrichter auf die | |
Einschätzung von Experten, wonach Covid-19-Impfungen „einen relevanten – | |
wenn auch nachlassenden – Schutz auch mit Blick auf die Omikron-Variante | |
des Virus begründen.“ Ein vorläufiger Stopp des Gesetzes ginge mit der | |
Gefahr einer geringeren Impfquote in den betroffenen Einrichtungen einher. | |
Damit erhöhe sich wiederum die Gefahr, dass sich die dort arbeitenden | |
Menschen infizieren und sie dann das Virus auf vulnerable Gruppen | |
übertragen. In der Folge müsse damit gerechnet werden, dass gefährdete | |
Menschen schwer an Covid-19 erkrankten oder gar versterben. | |
Zwar sei die Impfpflicht für das betroffene Personal ebenfalls mit | |
Nachteilen von Gewicht verbunden. Eine Impfung könne zu vorübergehenden | |
Beschwerden führen, im Einzelfall könnten auch schwerwiegende | |
Nebenwirkungen auftreten, die in extremen Ausnahmefällen auch tödlich sein | |
könnten. Allerdings sei die Impfpflicht für Mitarbeiter und | |
Mitarbeiterinnen nicht unausweichlich. Dass mit einem vorübergehenden | |
Wechsel der Tätigkeit irreversible Nachteile verbunden wären, hätten die | |
Beschwerdeführer nicht dargelegt, erklärten die Verfassungsrichter. | |
Wirtschaftliche Nachteile seien nicht ausreichend, um die Aussetzung eines | |
Gesetzes zu begründen. | |
Mit der jetzigen Entscheidung wurden nur die Eilanträge abgelehnt. Die | |
Hauptsacheverfahren bleiben weiter anhängig. Der Erste Senat wies darauf | |
hin, dass die Verfassungsbeschwerden nicht offensichtlich unbegründet | |
seien. (rtr) | |
## Coronavirus kann zu Totgeburten führen | |
Neue Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass das Coronavirus in die | |
Plazenta eindringen und sie zerstören kann. Bei infizierten Frauen führt | |
dies zu Totgeburten. Die Gesundheitsbehörden gehen davon aus, dass eine | |
Impfung helfen kann, diese Fälle zu verhindern. | |
Forscher in zwölf Ländern haben Plazenta- und Autopsiegewebe von 64 | |
Totgeburten und vier Neugeborenen, die kurz nach der Geburt starben, | |
analysiert. In allen Fällen handelte es sich um ungeimpfte Frauen, die sich | |
während der Schwangerschaft mit Corona infiziert hatten. Die Studie | |
untermauert die Erkenntnisse aus kleineren Fallberichten und bestätigt, | |
dass wahrscheinlich eine Schädigung der Plazenta und nicht eine Infektion | |
des Fötus die Ursache für viele Corona-bedingte Totgeburten ist, wie | |
Jeffery Goldstein, Pathologe an der Feinberg School of Medicine der | |
Northwestern University, erklärte. Er war nicht an der Studie beteiligt, | |
die am Donnerstag in der Fachzeitschrift „Archives of Pathology & | |
Laboratory Medicine“ veröffentlicht wurde. | |
Der Hauptautor David Schwartz, ein Pathologe aus Atlanta, sagte, dass auch | |
andere Infektionen in die Plazenta eindringen würden und zu Totgeburten | |
führen könnten, in der Regel durch Infektion und Schädigung des Fötus. Ein | |
aktuelles Beispiel sei das Zika-Virus. Bei mit Corona infizierten Frauen | |
hätten sie fast das Gegenteil gefunden: Es sei die Plazenta gewesen, die | |
infiziert und weitgehend zerstört war. „In vielen dieser Fälle waren über | |
90 Prozent der Plazenta zerstört – sehr beängstigend.“ Zwar können auch | |
andere Infektionen die Plazenta schädigen, doch eine so konsequente und | |
umfassende Zerstörung habe er noch nie gesehen. | |
Bisherige Erkenntnisse deuten darauf hin, dass die Wahrscheinlichkeit einer | |
Totgeburt bei schwangeren Frauen mit Corona, insbesondere bei der | |
Delta-Variante, höher als üblich ist. Die Impfempfehlungen beziehen auch | |
schwangere Frauen ein und weisen auf ihr höheres Risiko für Komplikationen | |
bei einer Infektion hin. Bei einigen der Föten sei das Coronavirus auch | |
nachgewiesen worden, aber der Nachweis des Erstickens im Mutterleib deute | |
auf eine Schädigung der Plazenta als wahrscheinlichere Todesursache hin. | |
Es ist unklar, ob auch Omikron-Infektionen das Risiko einer Totgeburt | |
erhöhen. Die Studie wurde vor dem Auftreten der hochinfektiösen Variante | |
durchgeführt. (ap) | |
## RKI registriert 240.172 Corona-Neuinfektionen – Inzidenz bei 1472,2 | |
Das Robert Koch-Institut (RKI) hat einen Anstieg der bundesweiten | |
Sieben-Tage-Inzidenz gemeldet und damit erneut einen Höchstwert. Das RKI | |
gab den Wert der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche am | |
Freitagmorgen mit 1472,2 an. Zum Vergleich: Am Vortag hatte der Wert bei | |
1465,4 gelegen, vor einer Woche bei 1349,5 (Vormonat: 387,9). Die | |
Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 240.172 | |
Corona-Neuinfektionen. Das geht aus Zahlen hervor, die den Stand des | |
RKI-Dashboards von 05.20 Uhr wiedergeben. Vor einer Woche waren es 248 838 | |
Ansteckungen. | |
Die Zahlen haben allerdings nur noch begrenzt Aussagekraft. Experten gehen | |
von einer hohen Zahl von Fällen aus, die in den RKI-Daten nicht erfasst | |
sind. Testkapazitäten und Gesundheitsämter sind vielerorts am Limit, | |
Kontakte werden nur noch eingeschränkt nachverfolgt. Zudem dürfte mit der | |
geplanten [7][Priorisierung bei PCR-Tests] die Zahl der Menschen steigen, | |
die ihre Infektion nicht mehr über einen PCR-Test bestätigen lassen – so | |
dass diese nicht in die offizielle Statistik einfließt. | |
Deutschlandweit wurden den neuen Angaben zufolge binnen 24 Stunden 226 | |
Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 170 Todesfälle gewesen. | |
Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 12.009.712 nachgewiesene | |
Infektionen mit Sars-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich | |
höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden. | |
Die Zahl der in Kliniken gekommenen Corona-infizierten Patienten je 100 000 | |
Einwohner innerhalb von sieben Tagen gab das RKI am Donnerstag mit 6,23 an | |
(Mittwoch: 6,07). Darunter können auch Menschen mit positivem Corona-Test | |
sein, die eine andere Haupterkrankung haben. Die Zahl der Genesenen gab das | |
RKI am Freitag mit 8.597.300 an. Die Zahl der Menschen, die an oder unter | |
Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, | |
stieg auf 119.679. (dpa) | |
11 Feb 2022 | |
## LINKS | |
[1] https://twitter.com/gereonas/status/1492049705810935855 | |
[2] https://twitter.com/gereonas/status/1492050200982077442 | |
[3] /RKI-zum-Verlauf-von-Omikron/!5829776 | |
[4] https://twitter.com/gereonas/status/1492052060249993216 | |
[5] https://twitter.com/gereonas/status/1492057531639902208 | |
[6] /Impfpflicht-fuer-Pflegepersonal/!5830809 | |
[7] /Omikron-und-Infektionsschutz/!5832376 | |
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