# taz.de -- Manöver vor irischer Küste: Russland sagt Marineübung ab | |
> Fischer und die Regierung in Dublin hatten sich gegen die russischen | |
> Pläne gewehrt. Der Botschafter gab nun ein verändertes Vorhaben bekannt. | |
Bild: So nah wären die russischen Schiffe nicht gekommen. Die Fischer sahen ab… | |
DUBLIN taz | Der Westen leide unter „Invasions-Fantasien“, sagte Juri | |
Filatow, der russische Botschafter in Dublin. Er sprach am Mittwochabend | |
vor dem irischen Parlamentsausschuss für auswärtige Angelegenheiten. | |
Die Regierung in Dublin hatte Filatow um eine Stellungnahme zu der für | |
Donnerstag [1][geplanten russischen Marineübung] in der sogenannten | |
ausschließlichen Wirtschaftszone vor der irischen Südwestküste gebeten. Bei | |
der Übung sollten Artilleriegeschosse sowie Raketen bis zu 11.000 Meter in | |
die Luft abgefeuert werden. | |
Nach Protesten der Regierung und des irischen Fischereiverbands, dessen | |
Mitglieder in diesem Gebiet normalerweise fischen, hatten die Russen die | |
Übung am Wochenende in ein Gebiet außerhalb der Wirtschaftszone Irlands | |
verlegt und nun ganz abgesagt. Stattdessen werde man demnächst eine reine | |
Schiffsübung ohne Abfeuern von Geschossen abhalten, sagte Filatow vor dem | |
parlamentarischen Ausschuss in Dublin. | |
Am Montag hatten französische Kriegsschiffe im Ärmelkanal die beiden | |
russischen Fregatten Soobrasitelniy und Stoyki, die am 25. Januar in | |
Kaliningrad in See gestochen waren, auf dem Weg in Irlands Wirtschaftszone | |
verfolgt. Am Dienstag übergaben die Franzosen die Überwachung an die | |
britische Fregatte HMS Argyll und den US-Zerstörer USS Roosevelt. Außerdem | |
hatte die britische Luftwaffe ihre Aktivitäten über der irischen | |
Wirtschaftszone erheblich verstärkt. Es handele sich um reines | |
Routine-Training, erklärte ein Sprecher der Royal Air Force. | |
## Botschafter spricht von „täglichen Paukenschlägen“ | |
Westliche Sicherheitsexperten haben vermutet, dass die russische Übung mit | |
[2][einer geplanten Invasion in der Ukraine] zusammenhänge. Angesichts von | |
Berichten über einen Aufmarsch von mehr als 100.000 russischen Soldaten in | |
der Nähe der Ukraine wird befürchtet, dass der Kreml einen Einmarsch in | |
sein Nachbarland plant. | |
Diese Behauptung sei aus der Luft gegriffen, sagte Filatow: „Jeder | |
unvoreingenommene Beobachter würde erkennen, dass es keine Fakten für diese | |
Fantasien gibt, und dass Russland immer wieder betont hat, dass es keine | |
Absicht hat, die Ukraine oder sonst jemanden anzugreifen. Es gibt nicht mal | |
hypothetisch einen politischen, wirtschaftlichen oder militärischen Grund | |
für eine Invasion.“ | |
Dieses „gefährliche Schattenboxen“ sei von der politischen Agenda des | |
Westens angetrieben und könne „katastrophale Folgen“ haben, sagte Filatow. | |
„Das drängendste Problem für Russland, Europa und darüber hinaus ist die | |
Bedrohung der russischen nationalen Sicherheit aufgrund der Nato-Expansion | |
nach Osten.“ | |
Die Nato habe voriges Jahr 15 Militärübungen im Schwarzen Meer | |
durchgeführt, fast doppelt so viele wie 2020. „Die rücksichtslose Politik | |
der Expansion erhöht das Risiko eines bewaffneten Konflikts“, sagte | |
Filatow. „Es gibt entweder Sicherheit für alle oder für niemanden.“ | |
Die anti-russischen Aktionen der Nato, der USA und der EU haben laut | |
Filatow ein absurdes Ausmaß erreicht. Die „täglichen Paukenschläge“ über | |
die unmittelbar bevorstehende russische Invasion in der Ukraine und die | |
Bereitwilligkeit des Westens, darauf mit „massiven und destruktiven | |
Sanktionen gegen Russland“ zu antworten, seien verantwortungslos. „Wir | |
haben keine Kriegspläne“, sagte Filatow am Mittwochabend, „und wenn es | |
einen Krieg geben sollte, geschieht das nicht wegen Russland. Wir setzen | |
auf Dialog.“ | |
3 Feb 2022 | |
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## AUTOREN | |
Ralf Sotscheck | |
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