| # taz.de -- DJ Dominik Eulberg über die Natur: „Ein Eistaucher vielleicht“ | |
| > Die Tracks von Dominik Eulbergs neuem Album sind nach Vogelarten benannt. | |
| > Ein Gespräch über das Artensterben, geschlossene Clubs und Mikroorgasmen. | |
| Bild: Hat die Natur im Blick: Dominik Eulberg an der Westerwälder Seenplatte | |
| Das Haus von Dominik Eulberg im Westerwald verrät viel über ihn. Die im | |
| Garten angelegten kleinen Biotope und die bunt verteilten Käferschaukästen | |
| und Vogelskulpturen im offenen Wohnraum zeigen den Biologen, das mit | |
| Synthesizern vollgepackte Studio im Dachgeschoss den Technoproduzenten und | |
| DJ. Es ist früher Nachmittag. Dominik Eulberg ist gerade aufgestanden – | |
| extra ein wenig früher als sonst. Seine Frau und er nutzen die Nächte, um | |
| zu arbeiten. | |
| taz: Herr Eulberg, wenn Sie ein Tier wären, welches wäre das? | |
| Dominik Eulberg: Mein Lieblingstier ist der Eisvogel. Dieses irisierende | |
| Blau, das so gar nicht hierher passt, erzeugt immer eine tiefe Entzückung | |
| in mir. Aber – das bin ich nicht. Ich bin kein Eisvogel, so vom Charakter | |
| her. | |
| Sondern? | |
| Ich wäre auf jeden Fall ein Seetaucher: ein Eistaucher vielleicht oder ein | |
| Prachttaucher. Das sind Grenzgänger. Die können minutenlang unter Wasser | |
| agieren, sie können an Land rumwatscheln und sie können fliegen. Und das | |
| liebe ich ja auch so sehr – zu sublimieren, von einem Element ins andere zu | |
| switchen. Also die Leute mit derben Technosets wegballern und sie danach | |
| mit auf eine Fledermauswanderung nehmen oder ihnen einen feinstofflichen | |
| Fachvortrag halten. | |
| Für beides bringen Sie ausreichend Expertise mit. Sie sind seit beinahe 30 | |
| Jahren DJ und produzieren elektronische Musik. Und Sie sind studierter | |
| Ökologe, sind ehrenamtlich in Naturverbänden tätig und unter anderem | |
| Gastdozent am Berliner Naturkundemuseum. Wie funktioniert das, wenn Sie | |
| diese beiden Welten verbinden? | |
| Ganz wunderbar, denn die Wiesen, auf denen man noch nie war, das sind ja | |
| die saftigsten. Da bringt jeder Sensenhieb sehr viel Ertrag. Wenn ich | |
| früher im Nationalpark eine Führung gemacht habe – die Leute, die da | |
| mitgegangen sind, die wussten eh schon fast alles, was ich erzähle. Aber | |
| wenn ich mit so Ravern losziehe, ist das totales Neuland für die meisten. | |
| Die müssen erst mal kapieren, dass ich das wirklich ernst meine, dass wir | |
| jetzt keinen Quatsch machen. Und wenn sie sich dann darauf einlassen, dann | |
| bekommen sie auf einmal leuchtende Augen. | |
| Um die heimische Natur geht es auch in Ihrem Buch, das 2021 erschienen ist | |
| und einen Titel trägt, bei dem man sich leicht verlesen kann: | |
| „[1][Mikroorgasmen überall]“. Was bitte ist ein Mikroorgasmus? | |
| Unsere heimische Natur ist ja ein Entertainmentsystem, das jeden Tag neu | |
| aufgestellt wird, mit den phänologischen Zyklen, mit den Wintergästen zum | |
| Beispiel, die jetzt gerade hier sind. Das ist gesund, es ist kostenlos, es | |
| ist jederzeit verfügbar. Wer dafür einmal sensibilisiert und nicht | |
| vollkommen verhärtet ist, der kann da ein ganz tiefes Glück empfinden, bei | |
| dem jede Zelle jubiliert – und das kann ich nicht anders als kleine | |
| Orgasmen bezeichnen. | |
| Wann ging das los mit der Liebe zur Natur? | |
| Ich bin ja hier im Westerwald groß geworden, direkt vor der Tür war ein | |
| mannigfaltiges Biotop: Wiesen voller Schmetterlinge, Tümpel mit | |
| Feuersalamanderlarven, Bäche … da war ich von morgens bis abends mit | |
| Kescher und Lupe unterwegs, habe alle Tiere gefangen, die ich nicht kannte, | |
| und sie dann zusammen mit meinem Vater bestimmt. Der war auch Biologe und | |
| so hatten wir alles im Haus, Bestimmungsbücher, Mikroskope, Analysesysteme. | |
| Nur einen Fernseher, den hatten wir nicht, und den brauchte ich auch nicht. | |
| Ich denke, dass ist auch ein Grund, warum ich ein erfolgreicher Künstler | |
| geworden bin. | |
| Ah ja? | |
| Hier sind wir bei der Frage: Was ist Kreativität? Im Endeffekt ein Zustand, | |
| den man selber generiert: Ich bin hier, ich möchte dorthin – und wie mache | |
| ich das? Wenn einem aber schon alles vordefiniert wird, dann bildet sich | |
| keine Kreativität aus. Bei mir konnte sie sich total frei und fließend | |
| entwickeln, ein Stock im Wald konnte alles sein: eine Schlange, ein | |
| Flugzeug, ein Auto. Ich muss immer eher aufpassen, dass ich nicht zu viel | |
| Input habe – das macht mich fix und fertig. Allein so ein Tropfen Wasser, | |
| wie der eine Scheibe runterläuft. Dass der dabei immer so Kurven macht! | |
| Damit kann ich mich tagelang beschäftigen. | |
| Wie kanalisieren Sie diesen kreativen Überschuss, wenn Sie Musik | |
| produzieren? | |
| Musikmachen ist ja nichts anderes als die Selektion aus unendlich vielen | |
| Optionen. Ich kann jede Note spielen, mit diesem Synthesizer oder mit | |
| jenem, oder, oder, oder. Da kann man sich vollkommen drin verlieren. | |
| Deswegen fange ich bei einem neuen Album immer mit einem Konzept an. Ich | |
| mache erst das Artwork fertig, die Tracknamen und so weiter. Je klarer der | |
| rote Faden ist, desto besser. | |
| Jetzt im März kommt Ihr neues Album „Avichrom“ raus. Was ist da der rote | |
| Faden? | |
| Der Name ist ein Kunstwort, quasi: „vogelfarben“. Ich kam durch die Frage | |
| darauf, weshalb Vögel überhaupt so bunt sind. Warum hat Mutter Natur da | |
| ihre gesamte Farbpalette verwendet? | |
| Und warum? | |
| Das hat einen anatomischen Grund. Weil die meisten Vögel keinen wirklichen | |
| Penis haben, kommt es bei der Paarung zum sogenannten Kloakenkuss, bei dem | |
| sich das Weibchen dem Männchen körperlich hingeben muss. Die Vögel müssen | |
| sich also besonders ins Zeug legen, wenn sie um die Gunst der Weibchen | |
| buhlen. Und das machen sie durch ihre opulenten Gesänge und durch ihre | |
| tollen Farbenkleider, die an sich ja erst mal kontraproduktiv sind – einem | |
| Fuchs fällt sofort auf, wenn da so bunte Viecher rumhängen. Und dann habe | |
| ich mich einfach mal hingesetzt und bei den 259 Brutvogelarten, die es | |
| momentan in Deutschland gibt, geguckt: Wie viele Farben haben wir da in den | |
| Namen drin? | |
| Sagen Sie es mir! | |
| Elf. Ich durfte also genau elf Musikstücke machen. Und die heißen nun eben | |
| „Blaumeise“, „Goldregenpfeifer“, „Purpurreiher“, „Grünfink“ un… | |
| Dass Sie Musik nach Insekten und Vögeln benennen, hat bei Ihnen Tradition. | |
| Früher haben Sie sogar mal Vogelstimmen direkt in die Stücke eingebaut. | |
| Steckt da heute noch mehr dahinter, außer den Namen? | |
| Unbedingt! Das sind alles Vögel, die ich über Jahre und Jahrzehnte studiert | |
| habe und zu denen ich eine innige Bindung verspüre. Wenn ich sie mir nur | |
| anschaue, kommen direkt Bilder in mir hoch. Das erzeugt eine ganz tiefe | |
| Schwingung. Und wie ein Maler hingeht und aus Emotionen ein Bild macht, so | |
| manifestiere ich sie mit Synthesizerdaten, mit Noten. Dabei ist die | |
| elektronische Musik für mich das beste Werkzeug, auch wenn es erst mal sehr | |
| ambivalent erscheint – Natur und Techno. Aber der große Vorteil gegenüber | |
| klassischen Instrumenten ist: Ich habe keinerlei Limitierungen in den | |
| Klangfarben. Jeden Sound, den du dir vorstellen kannst, kann ich mit | |
| Synthesizern erzeugen. | |
| Die Soundebene ist also von den Klängen der Vögel inspiriert – und auf der | |
| Stimmungsebene spiegelt sich ihr Charakter wider? | |
| Nehmen wir zum Beispiel den Track „[2][Rotmilan]“: Da ist dieser Gleitflug, | |
| ein wenig was Verspieltes, dann aber auch die Bedrohung, die von diesem | |
| Greifvogel ausgeht. Und die besondere Verantwortung, die wir für diese Art | |
| haben. Denn über 50 Prozent der weltweiten Rotmilanpopulation lebt in | |
| Deutschland. | |
| Haben Sie noch ein Beispiel? | |
| Suchen Sie sich einen der anderen Vögel aus! | |
| Okay … wie ist es mit dem Gelbspötter? | |
| Spotten nennt man es, wenn ein Vogel Stimmen von anderen Vögeln imitiert. | |
| Das Blaukehlchen kann das, die Mönchsgrasmücke oder der Star. Aber der | |
| Gelbspötter ist ein Meister im Spotten, der findet immer neue Dinge, die | |
| er für seine Strophen abkupfert. Entsprechend ist das Stück total bunt und | |
| fragmentiert, und wenn man so durchskippt, denkt man: Waren das jetzt | |
| gerade vier Musikstücke, die ich angespielt habe? Es gibt dennoch ein | |
| Motiv, das alles verbindet. Und der Track ist sehr frech und geschwätzig. | |
| Und was ist so beim Braunkehlchen los? | |
| Das Stück ist sehr wehmütig, denn das ist ja ein Wiesenbrüter und denen | |
| geht es wirklich am beschissensten bei uns. Wiesenbrüter haben seit den | |
| achtziger Jahren in Deutschland um über 90 Prozent ihres Bestandes | |
| eingebüßt, weil Wiesen mittlerweile Hochertragsflächen sind, die fünf bis | |
| sechs Mal im Jahr gemäht werden. Da legt ein Braunkehlchen gerade die Eier, | |
| die Jungen schlüpfen und dann kommt der Mähdrescher – zack, tot, | |
| zerhäckselt! Das ist unheimlich traurig. Trotzdem habe ich versucht, auch | |
| die kraftvolle Schönheit dieses Vogels zu beschreiben. | |
| Wenn nicht irgendein Pandemiewunder geschieht, werden Sie das Album-Release | |
| Anfang März nicht in einem Club feiern können, sondern allenfalls mit einem | |
| Livestream. Haben Sie das während der bisherigen Coronawellen auch mal | |
| gemacht: Als DJ vor Kameras aufgelegt anstatt vor Menschen? | |
| Ein paarmal, und ich fand es nicht so prickelnd. Musikmachen ist erst dann | |
| spannend, wenn es ein Dialog ist, wenn man eine Energie rausschickt und es | |
| kommt eine Energie zurück, die wieder eine andere Energie erzeugt. Aber von | |
| einer Kamera, da kommt nix zurück. | |
| Aber [3][vermissen Sie denn die Clubs]? Die sind ja als Ort eng, laut, | |
| reizüberflutet, also eher das Gegenteil eines Waldes. | |
| Bei mir ist es genau andersrum. Ich finde, ein Club ist reizarmer, als im | |
| Wald zu sein. Also ja, ich habe sie extrem vermisst, und ich vermisse sie | |
| auch jetzt wieder. Zum einen, weil ich eigentlich seit 1993, seit ich 15 | |
| bin, jedes Wochenende aufgelegt habe. Für mich war das normal: freitags | |
| Club, samstags Club, sonntags kommst du nach Hause, montags ausruhen – | |
| diese ganze Taktung ist jetzt im Eimer. Und natürlich fehlt es mir auch, | |
| dass man sich da so exzessiv ausleben kann, das hat schon etwas sehr | |
| Reinigendes. Ich habe aktuell immer das Gefühl, dass ein Teil von mir | |
| unbefriedigt ist. Dazu kommt: Das kollektive Zelebrieren von Musik liegt in | |
| der Natur des Menschen, ist ein sozialer Klebstoff. Das hat uns ja erst zur | |
| Hochkultur gemacht! | |
| Das müssen Sie erklären. | |
| Der Mensch ist das einzige Wesen, das sich im Kollektiv zu einem externen | |
| Impuls synchronisieren kann. Ohne diese Fähigkeit hätten wir damals die | |
| Pyramiden nicht bauen können, wenn nicht einer gebrüllt hätte: Und jetzt … | |
| und jetzt … und jetzt! Das schafft sonst kein Tier. Es gibt zwar auch | |
| Kakadus, die zum Beat wippen, das kennt man von Yotube-Videos. Aber wenn du | |
| zu tausend Kakadus sagst: Jetzt wippt mal alle gleichzeitig zum Beat! Das | |
| können die nicht. | |
| Kakadus kommen im Eulberg ’schen Mikrokosmos nicht vor. Ihr Fokus liegt | |
| komplett auf der heimischen Flora und Fauna. | |
| Ich war schon immer ein Freund der Devise: Think global, act local, weil | |
| ich hier einfach eine ganz andere Wirkmächtigkeit habe, als zum Beispiel | |
| bei einem Schneeleoparden im Himalaja. Vor unserer eigenen Haustür gibt es | |
| genug zu tun: Die Roten Listen werden ja von Jahr zu Jahr länger und | |
| länger, fast die Hälfte der heimischen Vogelarten etwa gelten in ihrem | |
| Bestand als gefährdet. Wir haben keines der 20 Ziele der UN-Dekade der | |
| biologischen Vielfalt erreicht. Keines! Unsere Naturschutzbemühungen sind | |
| eine Katastrophe, die gehen nur nach dem Feuerwehrprinzip: Nur wenn es | |
| irgendwo brennt, dann macht man schnell was. Wobei sich hier natürlich ganz | |
| generell die Frage stellt: Was ist Naturschutz? | |
| Eine große Frage. | |
| Naturschutz ist ja nichts anderes als der Versuch, eine Konvention zu | |
| finden, wie die Welt aussehen soll, in der wir leben wollen. Manche denken, | |
| Naturschutz sei „Natur sein lassen“. Aber können wir das überhaupt? Nehmen | |
| wir zum Beispiel die Gelbbauchunke. Die könnte in einem Nationalparkwald | |
| gar nicht mehr überleben. Da denkste doch erst mal: Was ist denn jetzt los? | |
| Was redet der hier fürn Mist? | |
| Ja, aber wirklich. | |
| Das große Problem ist: Wir Menschen haben die Ökosysteme schon zu stark | |
| zerstört. Noch vor ein paar zehntausend Jahren gab es in Europa zwei | |
| Elefantenarten, den Europäischen Waldelefanten und das Mammut, es gab zwei | |
| Nashornarten, es gab Flusspferde und Auerochsen. Auch wir Menschen haben | |
| unsere Beitrag dazu geleistet, dass diese großen Weidetiere hier | |
| verschwunden sind, und wenn wir die Natur jetzt Natur sein lassen, dann | |
| gibt es keine Stellen mehr, an die eine Gelbbauchunke ihre Eier legen kann. | |
| Denn die Unken legen ihre Eier nicht in Tümpel, weil es dort räuberische | |
| Fische gibt. Sie legen sie nur in Pfützen. Die sind früher eben dort | |
| entstanden, wo diese große Weidetiere ihre Suhlen hatten – und entstehen | |
| heute nur noch dort, wo schwere Fahrzeuge, etwa zum Baumfällen, im Einsatz | |
| sind und tiefe Reifenspuren hinterlassen. Oder eben dort, wo der Mensch | |
| gezielt Unkenpfützen anlegt. | |
| Und so etwas wie der Bayerische Wald, der gern als tolles Beispiel dafür | |
| genannt wird, dass dort jetzt wieder ein Urwald entsteht? Ist das Unsinn? | |
| Den Nationalparkgedanken grundsätzlich finde ich nicht schlecht, dass man | |
| Flächen einfach komplett sich alleine überlässt, wo Evolution stattfinden | |
| kann. Aber gerade, wenn man Naturschutz mit Artenvielfalt gleichsetzt, | |
| braucht man aktive Pflegemaßnahmen, muss Flächen freihalten, Sachen | |
| anlegen. Oder halt die fehlenden Weidetiere substituieren durch | |
| Wasserbüffel oder irgendwelche Rindsviecher, die der Verbuschung | |
| entgegenwirken. Das machen wir an der Westerwälder Seenplatte auch schon. | |
| Sonst gäbe es hier etwa kein Braunkehlchen mehr. | |
| Das Bestreben nach Biodiversität gerät mitunter mit dem Klimaschutz | |
| aneinander, [4][etwa wenn es um den Bau von Windrädern geht]. | |
| Ja, die sogenannten Green-Green-Konflikte. Also wir brauchen deutlich mehr | |
| Windkraft, um den Transformationsprozess zu schaffen, da gibt es zig | |
| Studien dazu, dass es anders nicht geht, denn was wäre auch die | |
| Alternative? Wollen wir jetzt wieder Atomkraft machen, oder was? Aber | |
| natürlich ist das ein Riesenproblem für Tiere, die damit kollidieren, etwa | |
| die Jäger im freien Luftraum. Oder auch Fledermäuse. Und das zeigt sehr | |
| gut, dass man die Dinge immer differenziert sehen muss. Wir brauchen | |
| Windräder, aber warum stellen wir sie denn in die entlegensten Winkel, wo | |
| sie uns Menschen am wenigsten stören, aber wo die Tiere ihre letzten | |
| Refugien haben? Wieso bauen wir die nicht entlang von Autobahnen? Oder | |
| dezentralisieren das, sodass jedes Haus einen kleinen Propeller oben auf | |
| dem Dach hat? Wäre auch alles möglich. Aber da geht es auch wieder um Geld. | |
| Und um unsere Bequemlichkeit. | |
| Bei vielen Menschen habe ich den Eindruck, sie betreiben Naturschutz wie | |
| etwas Gönnerhaftes: Ich mache das jetzt mal für die Natur. | |
| Solche Sätze wie „Wir zerstören die Natur“ oder „Was tun wir unsere Erde | |
| an?“, die zeigen unsere ganze anthropozentrische Vermessenheit. Wir kleinen | |
| Würmchen hier denken, wir können über Leben oder Tod des Planeten | |
| entscheiden? Da habe ich immer das Bild im Kopf, wie eine kleine Ameise zum | |
| großen Elefanten sagt: Hier, Alter, entspann dich, ich mache jetzt mal | |
| Elefantenschutz, du bist sicher. Lächerlich! Der muss sich ja nur einmal | |
| umdrehen, dann ist die Ameise platt. | |
| Und der Elefant ist noch da. | |
| Eben. Ist ein Planet erst einmal mit Leben infiziert, dann bekommt man das | |
| nicht mehr so schnell weg. Wir hatten schon fünf große Massenaussterben und | |
| ein paar hunderttausend Jahre später kreucht und fleucht es wieder. Die | |
| Natur kann das alles. Wir Menschen hingegen haben eine sehr geringe | |
| habitable Zone und wir verzocken uns gerade selbst die Lebensgrundlage. | |
| Wenn man alle Insekten töten würde, dann könnte die Menschheit gerade mal | |
| sechs Monate überleben, weil 80 Prozent der Pflanzen auf Insektenbestäubung | |
| angewiesen sind. In der Klimakrise stellt sich die Frage: Wie können wir | |
| Menschen hier auf der Erde noch leben? Bezogen auf das | |
| Biodiversitätssterben ist die Frage aber: Können wir überleben? | |
| 13 Feb 2022 | |
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