Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Sanktionen gegen Militärjunta: Total verlässt Myanmar
> Erfolg für Juntagegner: Zwei große Öl- und Gaskonzerne verlassen Myanmar
> wegen Menschenrechtsverletzungen und mangelnder Rechtsstaatlichkeit.
Bild: General Min Aung Hlaing, Chef der Militärjunta in Myanmar während einer…
Berlin taz | Kurz vor dem ersten Jahrestag des jüngsten Militärputsches in
Myanmar hat die dortige Militärjunta am Freitag ihren größten
wirtschaftlichen Rückschlag hinnehmen müssen. Der französische
Energiekonzern TotalEnergies und der US-Ölmulti Chevron kündigten an, sich
aus dem südostasiatischen Land zurückzuziehen.
Total begründet dies mit der immer schlechter werdenden Menschenrechtslage
sowie dem Rückgang der Rechtsstaatlichkeit. Betroffen ist das gemeinsame
Gasförderprojekt Yadana vor der südlichen Küste und eine dazugehörige
Pipelinefirma.
Die Situation „erlaube es TotalEnergies nicht mehr, in dem Land einen
ausreichend positiven Beitrag zu leisten,“ heißt es in einer [1][Erklärung]
des in Paris ansässigen Energiekonzerns. Total hält 31,24 Prozent an dem
Projekt, Chevron 28. Der Rest gehört dem thailändischen Staatskonzern PTT
und Myanmars staatlichem Energieunternehmen Moge. Das wird jetzt vom
Militär kontrolliert.
Aus dem Projekt, dessen Gas zu 70 Prozent nach Thailand exportiert wird und
das zur Hälfte der Energieversorgung der birmesischen Metropole Yangon
beiträgt, fließen pro Jahr mehrere hundert Millionen Euro in Myanmars
Staatskasse, aus der sich seit dem Putsch vom 1. Februar letzten Jahres das
Militär bedient. Das Yadana-Projekt ist das größte gemeinsam mit
ausländischen Konzernen durchgeführte Projekt, von dem die Generäle
profitieren.
## Erfolg für Oppositionsbewegung
Deshalb ist es zu Zeiten der jetzigen Junta wie schon früherer ein Ziel der
oppositionellen prodemokratischen Bewegung und ihrer Unterstützer im
Ausland gewesen, Total und Chevron zum Rückzug zu drängen. Bei bisherigen
Wirtschaftssanktionen europäischer Regierungen gegen Myanmars Generäle war
das Gasprojekt immer ausgespart geblieben.
Totals Operationen in Myanmar hatten nach Konzernangaben zuletzt einen
Jahresumfang von 105 Millionen US-Dollar und betrugen damit weniger als 1
Prozent des Konzernumsatzes. Myanmars Anteil an Totals gesamter Öl- und
Gasproduktion betrug 0,6 Prozent.
Allerdings werden sich die Konzerne bei ihrem Rückzug an die sechsmonatige
Kündigungsfrist halten und so lange dort weiter involviert bleiben. Doch
erklärte Total, man ziehe sich ohne finanzielle Entschädigung zurück und
überantworte seine Interessen an die anderen Beteiligten.
Kurz vor Verkündung seines Rückzugs hatte sich der französische Konzern in
einem Brief an die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch sogar für
„gezielte Sanktionen“ ausgesprochen. Wie viele andere hatte die
Organisation den Energiekonzern zum Rückzug gedrängt, dessen Ruf stark
unter seinen Geschäften in Myanmar litt.
## Auch andere Firmen haben Myanmar verlassen
„Die Tatsache, dass jetzt sowohl TotalEnergies wie Menschenrechtsgruppen
Sanktionen gegen Myanmars Gaseinnahmen unterstützen, nimmt den USA und der
EU jede Entschuldigung, sich weiter zurückzuhalten,“ erklärte John Sifton
von Human Rights Watch.
Seit dem Putsch vor knapp einem Jahr, der mit angeblichem Wahlbetrug
begründet wurde und fast alle Angehörigen der Regierung von [2][Aung San
Suu Kyi] ins Gefängnis brachte, sind in Myanmar [3][fast 1.500 Zivilisten]
von Regimekräften getötet worden. Seit April tobt in dem Land ein
[4][eskalierender Bürgerkrieg], spitzt sich die humanitäre Lage zu und sind
bereits tausende vor allem nach Thailand und Nordostindien geflohen.
Vor Total und Chevron hatten schon andere Firmen das Land verlassen,
darunter der japanische Bierkonzern [5][Kirin], Norwegens Telenor und die
Münchner Firma [6][Giesecke+Devrient] für Zahlungssysteme. Doch gehen die
Geschäfte der Junta mit Firmen aus China, Indien und anderen Nachbarstaaten
unvermindert weiter. Beobachter erwarten, dass die EU demnächst ihre
Sanktionen verschärfen wird.
21 Jan 2022
## LINKS
[1] https://totalenergies.com/media/news/press-releases/totalenergies-withdraws…
[2] /Urteil-in-Myanmar/!5827070
[3] https://aappb.org/?p=19806
[4] /Protest-in-Myanmar/!5795541
[5] /Nach-Militaerputsch-im-Myanmar/!5746489
[6] /Wirtschaftskrise-in-Myanmar/!5758313
## AUTOREN
Sven Hansen
## TAGS
Schwerpunkt Myanmar
Militärjunta
Schwerpunkt Frankreich
Thailand
Total
Chevron
Schwerpunkt Myanmar
Schwerpunkt Myanmar
Schwerpunkt Myanmar
Schwerpunkt Myanmar
Schwerpunkt Myanmar
Schwerpunkt Myanmar
Schwerpunkt Myanmar
## ARTIKEL ZUM THEMA
Menschenrechte in Myanmar und Singapur: Zweierlei Maß des Westens
Die Haftstrafe für Aung San Suu Kyi in Myanmar stößt auf internationale
Verurteilung. Die Hinrichtung eines geistig Behinderten in Singapur nicht.
Myanmar unter der Militärjunta: 5 Jahre Haft für Aung San Suu Kyi
Wegen angeblicher Korruption erhält die gestürzte de-facto Regierungschefin
Myanmars eine weitere Hafstrafe. Die Öffentlichkeit ist vom Prozess
ausgeschlossen.
Widerstand gegen die Militärjunta: Schrei der Stille in Myanmar
Leere Straßen, geschlossene Läden: Am 1. Jahrestag des Putsches beteiligen
sich viele an einem stillen Streik. Der Ausnahmezustand wurde verlängert.
Ein Jahr nach dem Militärputsch: Die Verzweifelten von Myanmar
Seit dem Putsch gegen die Regierung von Aung San Suu Kyi leben die Menschen
in Angst. Viele sind geflohen, doch gibt es auch starken Widerstand.
Leichenfund in Myanmar: Gefesselt, getötet und verbrannt
In Myanmar geht das Militär immer brutaler gegen seine Gegner vor. Jetzt
wurden die Leichen von bis zu 39 Personen gefunden.
Gipfel südostasiatischer Staaten: Myanmars Junta lässt Gipfel aus
Der Chef von Myanmars Militärjunta darf nicht zum Asean-Gipfel reisen.
Jetzt schickt die Militärregierung lieber gar keinen Vertreter.
Myanmar nach dem Militärputsch: Zurück auf null
Myanmar befindet sich seit dem Militärputsch im Februar im freien Fall. Die
Minderheit der Karen führt den Kampf gegen das Militär fort – an der
thailändischen Grenze.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.