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# taz.de -- Widerstand gegen die Militärjunta: Schrei der Stille in Myanmar
> Leere Straßen, geschlossene Läden: Am 1. Jahrestag des Putsches
> beteiligen sich viele an einem stillen Streik. Der Ausnahmezustand wurde
> verlängert.
Bild: Stiller Protest: menschenleere Hauptstraße in Mandalay
Berlin taz | Mit einem sogenannten stillen Streik haben am Dienstag in
Myanmar große Teile der Bevölkerung gegen den Militärputsch vor einem Jahr
protestiert. In vielen Städten blieben Geschäfte geschlossen; sonst
verstopfte Straßen waren menschenleer. Das zeigten in den sozialen
Netzwerken kursierende Fotos, die nicht direkt überprüft werden konnten.
In Yangon gab es auch einen Flashmob. Doch ebenso erzwang das Militär in
der größten Stadt des südostasiatischen Landes die Öffnung einiger Läden,
die dann aber ohne Kunden blieben.
Die Junta hatte gedroht, Streikende mit bis zu lebenslänglicher Haft und
auch der Beschlagnahme von Geschäften zu bestrafen. Schon vorher waren laut
Staatsmedien 58 Personen festgenommen worden, die zum Streik aufgerufen
haben sollen.
„Das Schweigen ist der lauteste Schrei gegen die Soldaten und ihre blutige
Repression“, schrieb eine Oppositionelle bei Twitter.
## Applaus beendet die Stille
Am Dienstagnachmittag um 16 Uhr beendete Applaus und das Schlagen auf
Töpfen in mehreren Vierteln von Yangon und Mandalay den stillen Protest.
Doch dabei wurden allein an einer einzigen Kreuzung Yangons mehr als 100
Personen festgenommen, berichtete [1][Khit Thit News per Facebook]. Laut
Nachrichtenagentur AFP hatten die Behörden ihrerseits undatierte Videos in
Umlauf gebracht. Sie zeigten Junta-Anhänger mit Nationalflaggen bei einer
Gegendemonstration. Auch dies konnte nicht verifiziert werden.
Am Montag hatten die USA zusammen mit Großbritannien und Kanada neue
Sanktionen gegen Myanmars Machthaber verhängt. Betroffen sind vor allem der
Generalstaatsanwalt, der Präsident des Verfassungsgerichts und der Leiter
des Antikorruptionsausschusses.
Der für seine deutliche Sprache bekannte UN-Sonderberichterstatter für die
Menschenrechtslage in Myanmar, [2][Tom Andrews], warf der Junta angesichts
von bisher rund 1.500 zivilen Todesopfern eine „Terrorkampagne gegen die
Bevölkerung“ vor.
„Die Militärregierung funktioniert als kriminelles Unternehmen, sie begeht
Morde, Folter, Entführungen und Vertreibungen, während sie sich
gleichzeitig bereichert und Vermögen beschlagnahmt, das dem Volk Myanmars
gehört,“ so Andrews in Gend.
## „Internationale Justiz hat ein langes Gedächtnis“
Der Chefermittler des [3][Unabhängigen Untersuchungsmechanismus für
Myanmar] (IIMM), Nicholas Koumjian, erklärte am Dienstag, die Tötungen
durch das Militär könnten als „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ oder
„Kriegsverbrechen“ eingestuft werden.
Der IIMM bemühe sich, Vorwürfe zu verifizieren, damit die Verantwortlichen
eines Tages zur Rechenschaft gezogen werden könnten. „Die internationale
Justiz hat ein langes Gedächtnis“, warnte er.
Am Dienstag verlängerte die Junta den Ausnahmezustand, der ihr Sonderrechte
gibt, um weitere sechs Monate. Unterdessen veröffentlichten die Vereinten
Nationen einen Hilfsappell für das Land. Für das Jahr 2022 brauchen die UN
und ihre Partnerorganisationen 826 Millionen US-Dollar von Gebern, wie das
Büro zur Koordinierung humanitärer Hilfe in Genf mitteilte. Damit soll in
Myanmar die humanitäre Hilfe für 6,2 Millionen Menschen finanziert werden.
Denn der Putsch hat nicht nur eine politische Krise ausgelöst, sondern auch
eine wirtschaftliche und humanitäre.
1 Feb 2022
## LINKS
[1] https://www.facebook.com/khitthitnews/posts/1414966858940656
[2] https://www.ohchr.org/en/NewsEvents/Pages/DisplayNews.aspx?NewsID=28075&amp…
[3] https://iimm.un.org/statement-of-nicholas-koumjian-head-of-the-independent-…
## AUTOREN
Sven Hansen
## TAGS
Schwerpunkt Myanmar
Militärputsch
Widerstand
Generalstreik
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