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# taz.de -- Urteil in Myanmar: Längere Haft für Aung San Suu Kyi
> Myanmars durch einen Militärputsch gestürzte De-facto-Regierungschefin
> wird zu weiteren sechs Jahren Haft verurteilt. Weitere Strafen dürften
> folgen.
Bild: Myanmars gestürzte Regierungschefin Aung San Suu Kyi
Berlin taz | Ein von der Militärjunta bestimmtes Gericht hat in Myanmar die
im letzten Jahr durch einen [1][Putsch] gestürzte De-facto-Regierungschefin
Aung San Suu Kyi zu weiteren sechs Jahren Haft verurteilt. Die 77-jährige
Friedensnobelpreisträgerin sei am Montag der Korruption in vier Fällen für
schuldig befunden worden, teilte ein Justizbeamter laut der Agentur AP mit.
Für jeden Fall sei eine Strafe von drei Jahren verhängt worden. Drei davon
solle sie gleichzeitig verbüßen, die vierte danach.
Aung San Suu Kyi ist schon zu elf Jahren Gefängnis in mehreren nach dem
Putsch vom Militär angestrengten Verfahren verurteilt worden. Jetzt hat
sich die Gesamtstrafe auf 17 Jahre erhöht.
Gegen die frühere Demokratie-Ikone, die in ihrer Heimat trotz ihrer
international kritisierten Politik bei der [2][gewaltsamen Vertreibung der
Rohingya] noch sehr beliebt ist, liegen neun weitere Anklagen mit einem
gesamten Höchststrafmaß von 122 Jahren Haft vor. In den letzten 33 Jahren
hat die Tochter des ermordeten Führers der Unabhängigkeitsbewegung, Aung
San, schon 17 Jahre in Gefangenschaft verbracht, meist im Hausarrest.
Zurzeit sitzt sie einem Gefängnis in der Hauptstadt Naypyidaw in
Isolationshaft. Allen Verfahren nach dem Putsch gegen die Politikerin, die
international auch durch ihren Blumenschmuck im Haar bekannt wurde, ist
gemeinsam, dass sie unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfanden. Auch
hat sie nur wenig Zugang zu ihren Anwälten, denen es bei Strafe verboten
ist, sich öffentlich über die Verfahren zu äußern.
## Mitangeklagte weisen Vorwürfe zurück
Der Politikerin war jetzt vorgeworfen worden, ihre Position missbraucht zu
haben, um staatliche Grundstücke unter dem Marktpreis für ihre Stiftung zu
mieten und für sich ein Wohnhaus mit Spenden für wohltätige Zwecke
errichtet zu haben. Aung San Suu Kyi hatte eine nach ihrer Mutter benannte
Stiftung geführt.
Drei Mitangeklagte, unter ihnen der Ex-Bürgermeister von Naypyidaw und sein
damaliger Stellvertreter, wurden zu jeweils drei Jahren Haft verurteilt.
Die Angeklagten haben die Vorwürfe zurückgewiesen und werden wohl Berufung
einlegen.
Aung San Suu Kyis Nationale Liga für Demokratie hatte die [3][Wahlen im
November 2020 hoch gewonnen]. Das wollte das Militär nicht akzeptieren,
weshalb es am 1. Februar 2021 putschte, bevor das neue Parlament
zusammentrat.
Nach Meinung der Oppositionsbewegung soll mit den vielen Klagen gegen die
Politikerin deren Rückkehr an die Macht für immer verhindert und der Putsch
nachträglich gerechtfertigt werden.
Doch hatten die Generäle nicht mit großem Widerstand gerechnet, der sich
längst auch bewaffnet wehrt. Heute gibt es laut der
Menschenrechtsorganisation [4][APPB] 12.027 politische Gefangene. 2.191
Personen wurden demnach vom Militär nach dem Putsch getötet, im Juli wurden
gar vier Oppositionelle hingerichtet. 121 weitere Todesurteile wurden
bereits gefällt, welche die Junta nach eigenen Angaben auch vollstrecken
will.
15 Aug 2022
## LINKS
[1] /Staatssteich-in-Myanmar/!5744873
[2] /Rohingya-Vertreibungen-vor-Gericht/!5830232
[3] /Parlamentswahl-in-Myanmar/!5726964
[4] https://aappb.org/?p=22789
## AUTOREN
Sven Hansen
## TAGS
Schwerpunkt Myanmar
Militärputsch
Aung San Suu Kyi
Todesstrafe
Indonesien
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