| # taz.de -- Überlastete Eltern in der Pandemie: Kommt malen, spielen, wischen | |
| > Vier von vier Familienmitgliedern der Autorin waren nach Corona-Ausbruch | |
| > in der Kita positiv. Eltern brauchen jetzt Hilfe aus ihrer Umgebung. | |
| Bild: Wenn Corona durch die Kitas zieht, brauchen Eltern endlich Hilfe | |
| Wir hatten es alle. Vier von vier hatten einen positiven Selbsttest nach | |
| einem Corona-Ausbruch in der Kita vor zwei Wochen. Einen PCR-Test konnte | |
| der Vierjährige nur machen, nachdem er drei Stunden mit seinem Vater in der | |
| Kälte auf einem (mitgebrachten) Klappstuhl vor einem Testzentrum in Berlin | |
| ausharrte. Zwei Tage vorher hatte er noch Fieber. Der Rest der Familie | |
| verzichtete dann auf das Vergnügen. Kinderärztin und Gesundheitsamt waren | |
| zu diesem Zeitpunkt nicht mehr zu erreichen. | |
| Seit einer Woche sind wir negativ, die Symptome gehen zurück. Was bleibt, | |
| ist ein Ausschlag im Gesicht des Babys, die Angst vor [1][PIMS] und die | |
| Sicherheit, dass Familien komplett sich selbst überlassen werden. Dass man | |
| es nach zwei Jahren Pandemie als Stadt nicht gebacken kriegt, zumindest | |
| Haushaltshilfen oder Kinderbetreuung für erkrankte Alleinerziehende | |
| bereitzustellen. Nicht mal ein kostenfreies PCR-Test-Taxi oder einen | |
| Einkaufsdienst hat man sich rausschütteln können, während politisch | |
| entschieden wurde, Kinder und Eltern dem Virus auszusetzen. | |
| Was auch bleibt ist die Erschöpfung. Wir Eltern sind auf einem Level | |
| erschöpft, das ich noch nicht kannte. Dabei sind wir zu zweit. Die Arbeit | |
| von Eltern wird in diesem Land so sehr missachtet, dass wir längst streiken | |
| müssten. Doch das ist das Problem mit [2][unsichtbarer Arbeit]. Wer sie | |
| nicht sieht, wenn sie passiert, dem fehlt sie auch nicht, wenn sie nicht | |
| passiert. Was bringt es, wenn ich morgen kein Frühstück mache und die | |
| Wäsche liegen bleibt? Nichts, außer hungrige Kinder und einen größeren | |
| Wäscheberg für übermorgen. | |
| ## Hilfe aus der Umgebung | |
| Ich bin kein Fan von individuellen Lösungen für strukturelle Probleme, aber | |
| Eltern brauchen jetzt Hilfe aus ihrer Umgebung. Und ja, Kinder zu bekommen, | |
| ist eine private Entscheidung. Doch sie großzuziehen, ist keine private | |
| Angelegenheit. Es bleibt so lange ein Dienst an der Allgemeinheit, solange | |
| diese Kinder später alles am Laufen halten sollen. Solange sie für alle | |
| Renten aufkommen sollen und nicht nur für die ihrer Eltern. Ein | |
| Verteilungskampf richtet sich ohnehin besser nach oben als gegen Menschen | |
| mit oder ohne Kinder. | |
| Eltern brauchen jetzt Solidarität. Jemanden, der vorbeikommt und nicht | |
| Kaffee und Kuchen erwartet, sondern ein paar Stunden mit den Kindern malt, | |
| baut, spielt oder spazieren geht. Jemand, der zuhört und Wäsche faltet. | |
| Jemand, der das Altglas wegbringt, den Flur wischt, zur Post geht, den | |
| Wocheneinkauf macht und ihn vielleicht sogar bezahlt, wenn nötig. Der Mails | |
| schreibt an Politiker*innen, sie anruft: finanzielle Sicherheit für | |
| Alleinerziehende, Anpassung von Kinder- und Elterngeld an die Inflation, | |
| armutssichere Sozialleistungen, mehr Kinderkrankentage bei voller | |
| Lohnfortzahlung und besserer Kündigungsschutz. Ein Recht auf Homeoffice, | |
| flexible Hilfen für pflegende Eltern und leichter Zugang zu | |
| [3][psychiatrischer Hilfe für Eltern und Kinder]. Die Liste ist endlos. | |
| 1 Feb 2022 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://www.zdf.de/verbraucher/volle-kanne/pims-postvirales-entzuendungssyn… | |
| [2] /Podcast-We-Care/!5778543 | |
| [3] /Pandemie-und-Psyche/!5825229 | |
| ## AUTOREN | |
| Saskia Hödl | |
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