| # taz.de -- Theatertipps der Woche: Durch die Jahre | |
| > Meer voller Müll an der Volksbühne. Im HAU: ein Theaterfilm zu Emmett | |
| > Till von Label Noir und ein Tanzmarathon zur Generationenfrage mit She | |
| > She Pop. | |
| Bild: Unendliche Generationenfrage: Szene aus „Dance Me!“ von She She Pop a… | |
| Der Name des Ortes klingt wie ein Versprechen, klingt nach Sonne, | |
| paradiesischem Strand und türkisblauem Meer: Kamilo Beach, am Pazifik | |
| gelegen, auf der östlichsten Insel des Archipels von Hawaii. Doch | |
| tatsächlich ist Kamilo Beach einer der schmutzigsten Orte der Welt. Denn | |
| besondere Meeresströmungen schwemmen hier täglich Tonnen des in den Meeren | |
| treibenden Plastikmülls an. Statt Dünen aus Sand gibt es Dünen aus Müll. | |
| Diesen Unort hat sich die Dramatikerin Enis Maci für ihr gleichnamiges | |
| Stück ausgesucht. Und als wäre die Lage nicht schon apokalyptisch genug, | |
| rast jetzt auch noch eine nordkoreanische Bombe auf Kamilo Beach zu. | |
| Am Strand brennen Feuer, das Plastik schmilzt zu übelriechenden Klumpen | |
| zusammen und die Menschen rechnen mit ihrem baldigen Tod. An der | |
| [1][Volksbühne] setzt Enic Maci ihren finsteren Stoff jetzt gemeinsam mit | |
| Pascal Richmann in Szene. Die Uraufführung ist am Mittwoch, dem 19. Januar | |
| (Volksbühne, „Kamilo Beach (Am Scham der Zeit)“, ab 28. 1., 20 Uhr). | |
| Schrecklich ist die Geschichte, die dem neuen Projekt des Kollektivs „Label | |
| Noir“ zugrunde liegt: die Geschichte des afroamerikanischen Teenagers | |
| Emmett Till nämlich, der 1955 mit 14 Jahren von Weißen brutal ermordet | |
| wurde – nachdem ihn eine weiße Frau fadenscheinig beschuldigt hatte, sich | |
| ihr „unsittlich genähert“ zu haben, wie das damals hieß. Emmett Tills | |
| mutige Mutter hatte den entsetzlich entstellten Leichnam ihres Kindes | |
| damals öffentlich aufgebahrt und die Empörung, die dieses Verbrechen an dem | |
| Kind auslöste, hat wie ein Katalysator auf die Entstehung der | |
| Bürgerrechtsbewegung in den USA gewirkt. | |
| ## Schwarzes Leben hier und dort | |
| „Label Noir“ legt den Fall jetzt seiner Produktion „Emmett – tief in me… | |
| Herzen“ zugrunde, und ein preisgekröntes Stück, das die US-amerikanische | |
| Dramatikerin Clare Coss darüber schrieb. Hinzugefügt werden Recherchen zu | |
| Schwarzem Leben in Deutschland, um auch deutsche Narrative herauszuarbeiten | |
| und ins Verhältnis zur strukturellen Gewalt zu setzten, der Schwarze | |
| Menschen permanent, und nicht nur in den USA, ausgesetzt sind: von Weißen | |
| ausgeübte Gewalt, „die den Schwarzen Körper ob seiner rassistisch | |
| konstruierten Bedrohlichkeit ungehemmt zu sanktionieren weiß – im | |
| Extremfall mit Mord“, wie [2][Label Noir auf seiner Webseite] schreibt. | |
| Als Theaterstück geplant, wurde coronabedingt ein Theaterfilm daraus, der | |
| am 24.1. im HAU1 zu sehen ist ([3][„Emmett – tief in meinem Herzen“], | |
| Vorabpremiere im HAU1 am 24. Januar, 20 Uhr; danach vom 25. bis 27. 1. auf | |
| HAU4, der digitalen Spielstätte des HAU). | |
| Ebenfalls im [4][HAU] hat das neue Stück der Performancegruppe „She She | |
| Pop“ Premiere, das sich mit der Frage auseinandersetzt, was es eigentlich | |
| mit den Generationen auf sich hat. Gibt es das überhaupt, Generationen? Und | |
| wenn ja, was haben sie sich zu sagen? | |
| „Dance me“ ist die Untersuchung überschrieben und als Tanzmarathon | |
| angelegt, in dem zwei Gruppen alias zwei Generationen gegen- | |
| beziehungsweise miteinander antreten (HAU 2, [5][„Dance me!“], Premiere 18. | |
| Januar, 19 Uhr, weitere Vorstellungen 19./21./22./23./24. Januar, je | |
| eventuell Restkarten an der Abendkasse). | |
| 17 Jan 2022 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://www.volksbuehne.berlin/#/de/repertoire/kamilo-beach-am-scham-der-ze… | |
| [2] https://www.labelnoir.net/projekte/emmett-tief-in-meinem-herzen/%20Urspr%C3… | |
| [3] https://www.hebbel-am-ufer.de/programm/pdetail/label-noir-emmett/ | |
| [4] https://www.hebbel-am-ufer.de/programm/pdetail/she-she-pop-dance-me/ | |
| [5] https://www.hebbel-am-ufer.de/programm/pdetail/she-she-pop-dance-me/ | |
| ## AUTOREN | |
| Esther Slevogt | |
| ## TAGS | |
| Schwerpunkt Rassismus | |
| taz Plan | |
| Berliner Volksbühne | |
| Bühnenrevue | |
| Hebbel am Ufer | |
| Schwarze Deutsche | |
| Bürgerrechtsbewegung | |
| Plastikmüll | |
| taz Plan | |
| taz Plan | |
| taz Plan | |
| Konzert | |
| taz Plan | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Theaterempfehlungen für Berlin: Erinnerungen, Flucht und die Angst | |
| Im Gorki Theater wird alles zusammen gefasst, was war. Eine Performance von | |
| Dragana Bulut behandelt das Sicherheitsbedürfnis in einer Zeit der Angst. | |
| Theatervorstellungen in Berlin: Theater, ungelöst | |
| Antike Cold Cases im RambaZamba und „Vögel“ der Liebe im BE, die | |
| Sophiensaele rollen den Fall „Salomé“ auf, im TD geht es um die Grenzen der | |
| Kraft. | |
| Theatertipps der Woche: Allein in einem Zimmer | |
| Emanzipationserzählungen und die Befreiung aus der eigenen Geschichte mit | |
| Theater Thikwa, Junges DT, Ballhaus Ost und Berliner Ensemble. | |
| Konzert von Fehler Kuti und die Polizei: Wenn Rollen kollidieren | |
| Am Donnerstag spielte die Münchner Diskursband Fehler Kuti und die Polizei | |
| im Berliner HAU. Trotz Coronabedingungen war es eindrucksvoll. | |
| Theatervorschau für Berlin: Die Britney in uns allen | |
| Überall Abhängigkeiten: das DT zeigt Tolstois „Auferstehung“, das | |
| Schlossparktheater „Rent a Friend“. Pop und Macht mit „It’s Britney, Bi… | |
| am BE. |