| # taz.de -- Qualität von Pflegeheimen: Mangelhafte Informationen | |
| > Eine Studie sieht Mängel bei den Infos zur Qualität von Pflegeheimen. | |
| > Unter den Bundesländern gibt es große Unterschiede, was die Transparenz | |
| > betrifft. | |
| Bild: Die Entscheidung für ein Pflegeheim ist eine wichtige Lebensentscheidung | |
| Gütersloh dpa | Die Mehrheit der Bundesländer stellt den | |
| Verbraucher*innen einer Untersuchung zufolge keine Informationen über | |
| die Qualität von Pflegeheimen bereit. Wichtige Angaben wie zum | |
| Personaleinsatz seien zwar in allen Ländern vorhanden, blieben aber in den | |
| meisten Bundesländern unter Verschluss, kritisierte die Bertelsmann | |
| Stiftung bei Vorlage der „Weissen Liste“ am Donnerstag. Menschen, die auf | |
| der Suche nach einem Pflegeheim seien, würden damit Informationen zu | |
| wesentlichen Auswahlkriterien vorenthalten. | |
| In zehn Ländern werden Daten, die sich aus Prüfungen der landesrechtlich | |
| zuständigen Aufsichtsbehörden ergeben, demnach gar nicht veröffentlicht. | |
| Verbraucher*innen erfahren somit nichts darüber, ob in einem Heim | |
| Personal fehlt oder schwerwiegende Mängel zu beanstanden sind, wie die | |
| Stiftung rügte. Ebenso wenig lasse sich nachvollziehen, welche | |
| Einrichtungen besonders gut aufgestellt seien. | |
| ## Eine Veröffentlichungspflicht gibt es nicht | |
| Nur Nordrhein-Westfalen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Berlin | |
| veröffentlichten die Ergebnisse aktiv, so dass sie allgemein verfügbar | |
| seien. In Baden-Württemberg und Hessen müssen die Prüfergebnisse nach | |
| Angaben der Stiftung zumindest durch die Pflegeheime selbst veröffentlicht | |
| werden. Allerdings seien die Daten derzeit nur in den Einrichtungen direkt | |
| einsehbar, also lediglich eingeschränkt zugänglich. | |
| Der Mangel an Transparenz entstehe entweder, weil es eine landesrechtliche | |
| Regelung mit Veröffentlichungspflicht nicht gebe oder aber weil vorhandene | |
| Gesetze nicht umgesetzt würden. So sei in Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, | |
| Saarland, Sachsen und Thüringen eine Publikation der Prüfergebnisse | |
| gesetzlich nicht vorgesehen. Und die Länder Bayern, Brandenburg, Bremen, | |
| Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein setzten bestehende Gesetze aus | |
| unterschiedlichen Gründen nicht um, was „besonders gravierend“ sei, hieß … | |
| in Gütersloh. | |
| [1][Positiv falle Hamburg auf], wo detaillierte Angaben auch etwa zu | |
| vorübergehenden Aufnahmestopps oder Ergebnisse aus Angehörigenbefragungen | |
| ins Netz gestellt würden. Das bevölkerungsreichste Bundesland NRW gehöre zu | |
| den vier Ländern, in denen Ergebnisse der Heimprüfungen so veröffentlicht | |
| würden, dass sie auch unabhängig vom Besuch einer Einrichtung abrufbar | |
| seien. | |
| Die Auswahl eines Pflegeheims [2][bedeute eine Lebensentscheidung], die | |
| Betroffenen seien auf verlässliche Angaben angewiesen, betonte | |
| Stiftungsvorstand Brigitte Mohn. Man könne damit auch die gute Arbeit | |
| vieler Pflegefachkräfte öffentlich sichtbar machen. „Umgekehrt sollte es | |
| aber auch möglich und erlaubt sein, die Pflegeheime zu erkennen, bei denen | |
| Defizite bestehen.“ | |
| Auf Bundesebene seien über den „Pflege-TüV“ seit einigen Jahren | |
| Kernergebnisse aus Prüfungen zur Qualität einsehbar, auf Landesebene sehe | |
| das aber anders aus, bilanzierte Stiftungsexperte Johannes Strotbek. Um | |
| gegen den Flickenteppich und erhebliche Info-Lücken vorzugehen, sollten | |
| alle Bundesländer die relevanten Daten, die den Aufsichtsbehörden | |
| vorliegen, auch offenlegen. Das könne zudem Impulse für einen | |
| Qualitätswettbewerb unter den Einrichtungen setzten. Es brauche überall | |
| konkrete gesetzliche Vorgaben, die dann aber auch umzusetzen seien. | |
| Verbraucher*innen, Informationsportale, Beratungsstellen und | |
| Versorgungsforschung müssten frei auf Informationen zur Pflegequalität | |
| zugreifen können. | |
| Zugleich wies die Stiftung darauf hin, dass durch die [3][Pandemie in allen | |
| Bundesländern] die Vor-Ort-Einsätze der Aufsichtsbehörden monatelang | |
| unterbrochen waren, weshalb Datenlücken entstanden seien. | |
| 13 Jan 2022 | |
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