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# taz.de -- Im Gespräch als AfD-Kandidat: AfD will Otte als Bundespräsident
> Die AfD will Max Otte, den Chef der Werteunion, nominieren. Der
> Christdemokrat hat gute Verbindungen in die AfD, in der es deswegen
> Streit gibt.
Bild: Max Otte auf einer Querdenken-Kundgebung im April 2021
Berlin taz | Es soll ein Coup und eine Machtdemonstration der völkischen
Strömung innerhalb der AfD sein: Die extrem rechte Partei will Max Otte,
CDU-Mitglied und Vorsitzender der rechten Werteunion, als Kandidaten für
die Wahl zum Bundespräsidenten vorschlagen. AfD-Vizechef Stephan Brandner
und weitere Mitglieder der Parteispitze bestätigten der taz, dass der
Bundesvorstand die Personalie am Montagvormittag kontrovers diskutiert hat.
Der AfD-Bundesvorsitzende und Fraktionschef im Bundestag, Tino Chrupalla,
soll nach Informationen der taz auf eine Kandidatur Ottes gegen
innerparteiliche Widerstände bestehen – auch weil [1][dessen mögliche
Kandidatur bereits bekannt geworden sei].
Beschlossen ist die Kandidatur allerdings noch nicht, wie mehrere
Mitglieder des Vorstands der taz sagten. Zunächst sollte am Abend der
Bundesvorstand gemeinsam mit den Landesvorsitzenden der Partei per
Telefonschalte über Otte als AfD-Kandidaten beraten – ein formaler
Beschluss könnte im Laufe der Woche bevorstehen. Die AfD wolle dann, so
heißt es, Otte im Laufe der Woche als Kandidaten offiziell präsentieren.
Otte selbst wollte sich gegenüber der taz nicht äußern, ob er für die AfD
antreten würde. Er dementierte den Vorgang aber auch nicht. Parteivize
Brandner, Abgeordneter aus Björn Höckes rechtsextremem Landesverband
Thüringen, sagte zur Personalie: „Ich finde das eine gute Idee. Die AfD
schaut über den Tellerrand hinaus und zeigt, dass sie jemanden nominiert,
der nicht Mitglied ist. Und die CDU muss gucken, wie sie darauf reagiert.“
## Meuthen spricht von Fehlentscheidung
Ganz anders sieht das der Noch-Parteivorsitzende Jörg Meuthen, Gegner der
im scheinaufgelösten „Flügel“ organisierten völkischen Parteiströmung. …
sagte: „Ich halte die Entscheidung, Max Otte zu nominieren, für sowohl
inhaltlich als auch strategisch falsch und unklug.“ Zugleich nannte er die
Personalie „nicht wirklich wichtig, weil ein von der AfD nominierter
Kandidat ganz gewiss nicht ins Schloss Bellevue einziehen wird“. Inhaltlich
ordnete Meuthen Otte „selbst für AfD-Verhältnisse ganz rechts außen“ ein.
Dessen Kandidatur werde nicht zufällig aus Thüringen unterstützt.
Otte ist Ökonom und Fondsmanager und seit vergangenem Mai Vorsitzender der
Werteunion, jener kleinen, mitunter lautstarken Truppe am rechten Rand der
CDU. Die Werteunion ist keine Parteiorganisation, sondern ein unabhängiger
Verein, die [2][Wahl Ottes zum Vorsitzenden] hat sogar intern für Wirbel
gesorgt. Denn Otte ist zwar seit 1991 Mitglied der CDU, macht aus seinen
Sympathien für die AfD aber keinen Hehl – und mehr als das.
Vor der Bundestagswahl 2017 hat er öffentlich angekündigt, die radikal
rechte Partei zu wählen. Sein Gewissen ziehe ihn dorthin, so Ottes
Begründung. Zweieinhalb Jahre lang war er zudem Vorsitzender des
Kuratoriums der AfD-nahen Desiderius-Erasmus-Stiftung (DES). Anfang 2020
sagte er der taz: „Rein persönlich bin ich der Ansicht, dass die CDU die
Möglichkeit für bürgerliche Koalitionen mit der AfD auf allen Ebenen
ausloten sollte.“
Zuletzt hatte Otte vor einer Woche bei einer digitalen Veranstaltung der
Werteunion über die ehemalige Kanzlerin Angela Merkel in AfD-Manier
hergezogen. „Die Dame war durch und durch DDR, sie war Apparatschik, sie
war Funktionär, sie war völlig sozialisiert im Sozialismus“, sagte Otte. Es
sei ihm bis heute unerklärlich, dass sich ein ganzes Land von ihr habe
täuschen lassen. „Das ist ein unglaubliches Meisterwerk, was sie da
vollbracht hat und das ist ein Zerstörungswerk.“
## Wahl ist am 13. Februar
Die stellvertretenden Vorsitzenden der Werteunion haben unterdessen am
Montag den neuen CDU-Chef Friedrich Merz in einer Pressemitteilung
aufgefordert, ihrerseits Otte als Kandidaten der Union für das
Bundespräsidentenamt zu nominieren. Schon länger gibt es Stimmen innerhalb
der CDU, die einen Parteiausschluss Ottes und einen
Unvereinbarkeitsbeschluss mit der Werteunion fordern. Sollte er wirklich
für die AfD kandidieren, dürfte diese Debatte wieder aufflammen.
Die Union ihrerseits hatte bereits Anfang Januar angekündigt, die
Kandidatur des [3][Amtsinhabers Frank-Walter Steinmeier (SPD)] zu
unterstützen. Steinmeier ist auch Wunschkandidat der rot-grün-gelben
Ampelkoalition. Die Linkspartei schlägt ihrerseits mit Gerhard Trabert
einen aussichtslosen Kandidaten vor.
Der Bundespräsident wird am 13. Februar von der Bundesversammlung gewählt,
abstimmen dürfen Bundestagsabgeordnete sowie Delegierte aus den Ländern.
Die Delegierten müssen dabei keine Abgeordneten sein. So schicken die
Grünen aus Berlin dieses Jahr etwa den Virologen Christian Drosten in die
Bundesversammlung. Interessant ist aber auch, wen die AfD Berlin entsenden
will: [4][Carl-Wolfgang Holzapfel], einen rechtsextremen Politikaktivisten,
der 1973 drohte, ein Passagierflugzeug zu entführen, um den
Hitler-Stellvertreter Rudolf Hess freizupressen. Dessen Stimme hätte Otte
wohl sicher.
24 Jan 2022
## LINKS
[1] https://www.rnd.de/politik/coup-mit-max-otte-afd-streitet-um-bundespraeside…
[2] /Maassen-Freund-Max-Otte/!5771529
[3] /Der-bleibende-Praesident/!5825912
[4] https://www.rbb24.de/politik/beitrag/2021/12/berlin-gruene-nominierung-chri…
## AUTOREN
Sabine am Orde
Gareth Joswig
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