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# taz.de -- Künftiger CDU-Chef Friedrich Merz: Gefährliche Projektionsfläche
> Die Aufgaben, die vor Merz liegen, sind gewaltig. Wenn er floppt, könnte
> es mit dem Hype schnell vorbei sein.
Bild: Friedrich Merz soll am Samstag auf dem Parteitag zum Bundesvorsitzenden d…
Friedrich Merz wird an diesem Samstag mit einem guten Ergebnis zum CDU-Chef
gewählt werden, vermutlich sogar mit einem sehr guten. Die allermeisten
[1][Parteitagsdelegierten] werden sich an das Votum der Mitglieder halten,
und die hatten sich klar für den Sauerländer ausgesprochen. Damit wird die
Fallhöhe für Merz weiter steigen – und sie liegt ohnehin ziemlich hoch.
Jahrelang haben ihn seine Anhänger:innen zu einer Art Heilsbringer
stilisiert, der die CDU zu alter Klarheit und Stärke bringen kann – wobei
es die [2][ersehnte alte Klarheit in Wahrheit nie gab]. Merz war auch immer
eine Projektionsfläche – auch für seine Gegner:innen. Doch selbst die
setzen jetzt Hoffnungen in den neuen Parteichef: dass nun, da Merz es im
dritten Anlauf geschafft hat, seine Anhänger:innen endlich Ruhe geben.
Und dass Merz sein Versprechen einlöst, Parteichef aller
Christdemokrat:innen zu sein – und nicht nur seiner wertkonservativen
und wirtschaftsliberalen Fans.
Doch jetzt muss er liefern – und der Realitätsabgleich könnte ernüchternd
ausfallen. Denn die Herausforderungen, vor denen der neue Parteichef steht,
sind gigantisch. Er muss die Partei inhaltlich neu aufstellen und sie
strukturell modernisieren. Er muss die Flügel einen und der CDU ein neues
Image verpassen – weg von der zerstrittenen Altherrenpartei. Dabei steht
unmittelbar ein neuer Konflikt an: um den Fraktionsvorsitz, den Amtsinhaber
Ralph Brinkhaus behalten will. Und natürlich wird Markus Söder mit Blick
auf die Landtagswahl im kommenden Jahr in Bayern vor allem seine eigene
Profilierung und die CSU im Blick haben.
In der CDU wird jetzt stets betont, dass man auch wegen der Größe der
Herausforderungen ein Team aufstellen will. Doch als Teamplayer ist Merz
bislang nicht bekannt. Ob er auch anders kann, wird er unter Beweis stellen
müssen.
## Nagelprobe Landtagswahlen
Die erste Nagelprobe werden die drei Landtagswahlen im Frühjahr sein –
allen Umfragen nach ist es völlig offen, ob die CDU die
Ministerpräsidentenposten im Saarland, in Schleswig-Holstein und in
Nordrhein-Westfalen wird verteidigen können. Sollte das – besonders in
Merz’ eigenem Bundesland NRW – schiefgehen, wird das auch dem neuen
Parteichef angekreidet werden. Wahlerfolge sind eben das, mit dem
erfolgreiche Parteipolitik gemessen wird. Schlimmstenfalls könnte die Union
sogar ihren Einfluss im Bundesrat verlieren. Merz wäre dann für einen
weiteren Bedeutungsverlust seiner Partei mitverantwortlich.
Die Begeisterung für den neuen Parteichef könnte der Ernüchterung weichen
und mancher Anhänger dann die Überhöhung des alten Idols verfluchen. Aus
großer Höhe kann man eben auch leicht abstürzen.
21 Jan 2022
## LINKS
[1] https://www.cdu-parteitag.de/
[2] /Kommentar-neue-CDU-Chefin/!5557578
## AUTOREN
Sabine am Orde
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