# taz.de -- Linkes Kulturleben in Berlin: Kultur, die bewegt | |
> Filmabend, Lesekreis, Theaterstücke – die kommende Woche hat kulturell | |
> einiges zu bieten für alle, die ihren Horizont erweitern wollen. | |
Bild: Gegen das Vergessen: Teilnehmer an der Oury-Jalloh-Gedenkdemo in Dessau 2… | |
In der kommenden Woche gibt es einen bunten Strauß an politisch und sozial | |
bewegten Themen und dazugehörigen Terminen. Künstlerisch, kulturell und | |
geistreich. Auf der Bühne und der Leinwand, ebenso wie im direkten | |
gemeinsamen Austausch als offener Lesekreis. | |
Im SO36 in Kreuzberg feiert die [1][Bühne für Menschenrechte] Premiere mit | |
„Keine Mehr“, einem dokumentarischen Theaterstück, in dem drei Frauen*, von | |
eine:r Musiker:in aktiv begleitet, von Gewalterfahrungen erzählen. Das | |
Theaterstück wurde mit betroffenen Frauen* gemeinsam entwickelt. | |
Thematisiert wird Gewalt in der Partnerschaft, aber auch darüber hinaus. | |
Denn während, vor allem seit Corona, häusliche Gewalt wieder vermehrt | |
Aufmerksamkeit bekommt, geraten andere Formen von Gewalt, wie kulturelle | |
und institutionelle Gewalt an Frauen*, eher ins Hintertreffen. | |
Auch Mehrfachdiskriminierung soll in der Inszenierung aufs Tapet gebracht | |
werden. Im Anschluss an die Aufführung gibt es ein Publikumsgespräch mit | |
Expert:innen und Aktivist:innen. Tickets und Infos, etwa zu den vor Ort | |
geltenden COVID 19-Regeln, gibt es auf der [2][Website vom SO36] (Mittwoch, | |
12. Januar, Oranienstr. 190, 18:30 Uhr. Weitere Termine: Donnerstag, 13. | |
und Freitag, 14. Januar). | |
Die 45-minütige Dokumentation „Tod in der Zelle – Der Mord an Oury Jalloh�… | |
beschäftigt sich mit dem bis heute nicht offiziell aufgeklärten Tod von | |
Oury Jalloh vor 17 Jahren in einer Dessauer Polizeizelle. Regie für die | |
Doku führten 2006 Marcel Kolvenbach und Pagonis Pagonakis. Die Grundlage | |
ist grausam, der ganze Fall ist in sich nicht nur ein ausgewachsener | |
Polizeiskandal, sondern auch ein Justizskandal. Auch der deutsche | |
Kriminal-Spielfilm „Verbrannt“ von 2014 beruht auf dem Fall Oury Jalloh. | |
Regisseur Thomas Stuber drehte den Film allerdings fiktiv, ohne Namen zu | |
nennen. Er spielt in Niedersachsen und nicht in Sachsen-Anhalt. Die meisten | |
Vorgänge sind allerdings originalgetreu rekonstruiert, auch wenn das Ende | |
nach 90 Minuten filmreif nicht der bitteren Realität entspricht. [3][Beide | |
Filme] werden im KuBiz gezeigt, der Eintritt ist frei (Mittwoch, 12. | |
Januar, Bernkasteler Str. 78, 21 Uhr). | |
## Angela Davis lesen: Der Prison Industrial Complex | |
Das [4][anarchistische Kollektiv Glitzerkatapult] lädt zum ersten offenen | |
Lesekreis ins Radikalecker in Neukölln ein. Ziel ist ein reger Austausch | |
über das Buch von Angela Davis mit dem Titel „Eine Gesellschaft ohne | |
Gefängnisse?“. Die Originalversion auf englisch ist erschienen unter dem | |
Titel: „Are prisons obsolete?“. Voraussetzung für den Lesekreis sind die | |
ersten beiden Kapitel. Ebenso erforderlich für ein persönliches Erscheinen | |
ist die Einhaltung der 2G-plus-Regel. Die Veranstaltung ist kostenlos | |
(Mittwoch, 12. Januar, Weserstr. 212, 18 Uhr). | |
2017 wurde der politische Spielfilm „Deckname Jenny“ gedreht und hatte | |
seinerzeit bereits Ereignisse wie jene an der polnischen Grenze heutzutage | |
vorweg genommen. Der Film über die Geschichte von radikalen jungen | |
Aktivist:innen ist sowohl fiktiv als auch dokumentarisch und | |
gleichzeitig ein politisches Projekt, das auch vor der Gewaltfrage keinen | |
Halt macht. Der Film wird im Lichtblick Kino in Anwesenheit des Filmteams | |
gezeigt. [5][Tickets sind vorab hier] erhältlich (Dienstag, 18. Januar, | |
Kastanienallee 77, 20 Uhr). | |
11 Jan 2022 | |
## LINKS | |
[1] https://buehne-fuer-menschenrechte.org/ | |
[2] https://www.so36.com | |
[3] https://stressfaktor.squat.net/node/211165 | |
[4] https://glitzerkatapult.noblogs.org | |
[5] https://www.kinoheld.de/Kino-Berlin/Lichtblick%20Kino%20Berlin/shows/movies | |
## AUTOREN | |
Desiree Fischbach | |
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