| # taz.de -- Westafrika-Gipfel greift durch: Sanktionen gegen Mali | |
| > Malis Militärjunta will nicht wie geplant Wahlen stattfinden lassen. Die | |
| > Gemeinschaft Ecowas schließt deshalb Land- und Luftgrenzen zu dem | |
| > Binnenstaat. | |
| Bild: Wahlen? Lieber später. Malis Machthaber Assimi Goïta bei seiner Vereidi… | |
| Cotonou taz | Die Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft Ecowas will in | |
| Mali hart durchgreifen. Da sich die Übergangsregierung unter [1][Oberst | |
| Assimi Goïta] nicht an den vereinbarten Fahrplan hält und es 2022 weder | |
| Präsidentschafts- noch Parlamentswahlen gibt, hat die Regionalorganisation | |
| während ihres Gipfels in Ghanas Hauptstadt Accra schwere Sanktionen | |
| angekündigt. Neben den Staats- und Regierungschefs hatten der | |
| Sondervermittler für Mali, Nigerias Ex-Präsident Goodluck Jonathan, sowie | |
| der Präsident der Ecowas-Kommission, Jean-Claude Brou, teilgenommen. | |
| Zu den Maßnahmen gehören die Schließung der Land- und Luftgrenzen zwischen | |
| Mali und den Ecowas-Mitgliedsländern, das Einfrieren malischer | |
| Vermögenswerte bei der Zentralbank der westafrikanischen Staaten, das | |
| Aussetzen jeglicher Finanzierungshilfen durch die Regionalorganisation | |
| sowie die Aussetzung aller Handelsgeschäfte. | |
| Ausnahmen gibt es lediglich für Produkte wie essenzielle Verbraucherwaren, | |
| pharmazeutische Produkte, medizinische Ausrüstung einschließlich der | |
| Materialien zur Bekämpfung der Coronapandemie sowie Erdölprodukte und | |
| Elektrizität. | |
| Mali ist als Binnenstaat stark vom Handel abhängig. Eigene Industrie gibt | |
| es kaum. Auf dem Entwicklungsindex der Vereinten Nationen belegt das Land | |
| Platz 184 von 189. Durch die schwere Krise, die vor zehn Jahren mit einer | |
| Rebellion von Teilen der Tuareg-Bevölkerung im Norden begann, können | |
| entlang des Flusses Niger fruchtbare Flächen nicht bestellt werden. | |
| Mehr als 400.000 Menschen sind geflohen vor Gewalt durch [2][Terroristen], | |
| Selbstverteidigungsmilizen, aber auch durch Teile der Armee. Erst Ende | |
| vergangener Woche berichteten lokale Medien, dass malische Soldaten allein | |
| seit dem 31. Dezember womöglich für den Tod von mindestens 15 | |
| Zivilist*innen verantwortlich sind. Die Armee bestreitet das. | |
| ## Wahltermin erst in vier Jahren | |
| Die scharfen Sanktionen hängen mit der „nationalen Neugründungskonferenz“ | |
| zusammen, die Goïta initiiert hatte. Das Treffen Ende Dezember hatten | |
| wichtige Akteur*innen aus Politik sowie Unterzeichner des | |
| Friedensvertrags von Algier 2015 boykottiert. Zentrales Ergebnis war, den | |
| ursprünglich [3][für Ende Februar geplanten Wahltermin] um bis zu fünf | |
| Jahre zu verschieben. Mittlerweile wird von vier Jahren gesprochen. | |
| Für die Ecowas ist das „völlig inakzeptabel“. Der Fahrplan bedeute, dass | |
| die „illegitime Militärregierung das malische Volk in den nächsten fünf | |
| Jahren als Geisel“ nehmen werde. Die notwendigen geplanten Reformen – sie | |
| werden von zahlreichen Beobachter*innen aus Politik und | |
| Zivilgesellschaft als dringend erforderlich angesehen – sollen erst nach | |
| den Wahlen durchgeführt werden. | |
| Notwendig geworden sind die Wahlen nach dem [4][Putsch gegen Präsident | |
| Ibrahim Boubacar Keïta] im August 2020 sowie dem Absetzen des zivilen | |
| [5][Übergangspräsidenten Bah N’Daw] im Mai 2021. Seitdem ist Goïta selbst | |
| an der Macht. Spätestens da wurde deutlich, dass die Junta wenig Interesse | |
| hat, ihre Macht wieder herzugeben. | |
| Diese zeigt sich nun „erstaunt“ über die Maßnahmen, die den Versuch, mit | |
| der Ecowas in einen Dialog zu treten, konterkarieren würden. Zudem seien | |
| sie „illegal“. Auch sei es erstaunlich, dass sie ausgerechnet in jenem | |
| Moment getroffen wurden, als die malische Armee „spektakuläre Erfolge im | |
| Kampf gegen den Terrorismus“ bekanntgegeben habe. | |
| Die Streitkräfte hatten in den vergangenen Tagen von Großoffensiven | |
| gesprochen. Außerdem sind mittlerweile Söldner der russischen Wagner-Gruppe | |
| in Timbuktu angekommen, wo die französische Armee ihre Soldat*innen vor | |
| wenigen Wochen abgezogen hatte. Die Entscheidung, mit dem Unternehmen | |
| zusammenzuarbeiten, hatte die Ecowas im September scharf kritisiert. | |
| 10 Jan 2022 | |
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| ## AUTOREN | |
| Katrin Gänsler | |
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