# taz.de -- Kultusministerien zu Präsenzunterricht: Schulen offen halten | |
> Trotz Omikron soll es beim Präsenzunterricht bleiben, versprechen die | |
> Bildungsminister:innen. In zwei Ländern entscheiden aber die | |
> Schulen. | |
Bild: Im Gleichschritt in die Schule | |
BERLIN taz | Die Schulen sollen trotz Ausbreitung der Omikron-Variante | |
möglichst offen bleiben. Darauf haben sich die 16 | |
Bildungsminister:innen am Mittwochnachmittag in einer Sonderschalte | |
verständigt. Wie die neue Vorsitzende der Kultusministerkonferenz (KMK) und | |
Bildungsministerin von Schleswig-Holstein, Karin Prien (CDU), nach der | |
Schalte sagte, habe Präsenzunterricht auch nach den Weihnachtsferien | |
„weiterhin höchste Priorität“. | |
„Das Offenhalten von Bildungseinrichtungen ist wichtig, weil wir den Zugang | |
von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu Bildung, ihr soziales | |
Miteinander und ihr Recht auf Teilhabe sichern wollen“, sagte Prien. Sie | |
betonte, dass es Schulschließungen erst dann geben soll, wenn „alle anderen | |
Maßnahmen ausgeschöpft“ seien. Die neue Infektionsdynamik werde aber auch | |
an den Schulen zu spüren sein. Neben der Befolgung der geltenden | |
Schutzmaßnahmen spreche sich die KMK deshalb für kürzere Quarantänezeiten | |
aus. | |
Mittlerweile sind die Hälfte der Bundesländer aus den Weihnachtsferien | |
zurückgekehrt. Die übrigen Schüler:innen starten kommende Woche, zum | |
Teil mit verschärften Schutzmaßnahmen wie mehr wöchentlichen Schnelltests. | |
In mehreren Bundesländern ist die Präsenzpflicht aktuell jedoch ausgesetzt. | |
Wegen der zu erwartenden hohen Infektionszahlen hatten zuletzt vor allem | |
Lehrerverbände gefordert, Schulen nach den Weihnachtsferien „nicht um jeden | |
Preis“ offen zu halten und Wechsel- und auch Distanzunterricht nicht | |
kategorisch auszuschließen. | |
Auch Thüringens Bildungsminister Helmut Holter (Linkspartei) ist sich nicht | |
sicher, ob die Schulen aufgrund der erwarteten Omikron-Welle wirklich offen | |
bleiben können. „Ich bin auch für Präsenzunterricht“, sagte Holter am | |
Mittwoch der taz. „Aber wir stehen vor einer neuen Situation. Ich glaube, | |
dass ein kurzfristiges Aussetzen des Präsenzunterrichts sinnvoll wäre, um | |
der Omikronwelle frühzeitig den Schwung zu nehmen“, so Holter. | |
Mit der Forderung nach einem kurzen Lockdown inklusive Distanzunterricht | |
ist der Thüringer aber in der Minderzahl. In dem KMK-Beschluss findet sich | |
entsprechend auch keine Empfehlung zum flächendeckenden Distanzunterricht. | |
„Das Präsenzlernen hat auch unter dem Eindruck der Omikron-Variante höchste | |
Priorität“, heißt es stattdessen. | |
Dass die KMK trotz Omikron [1][ihren bisherigen Kurs] fortsetzt, ist wenig | |
überraschend. Diesen Kurs hatten mehrere Bildungsminister:innen schon | |
in den vergangenen Tagen klar gemacht. Allerdings ist der KMK-Beschluss für | |
die Länder nicht bindend. In Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern etwa | |
entscheiden die Schulen selbst, ob sie Präsenz-, Wechsel- oder | |
Distanzunterricht anbieten. | |
In Thüringen, wo die Weihnachtsferien am Montag endeten, sollen die Schulen | |
immer donnerstags das Infektionsgeschehen von Schüler:innen und | |
Lehrer:innen neu bewerten. Entscheidet sich die Schule für | |
Distanzunterricht, muss das Schulamt zustimmen. „Wir fahren auf Sicht“, | |
begründet Bildungsminister Holter das Vorgehen. | |
## Zwei Länder scheren aus | |
Ursprünglich wollte Holter [2][alle Schulen im Freistaat bis Mitte Januar | |
schließen] – dies aber lässt das im Dezember geänderte | |
Infektionsschutzgesetz des Bundes nicht mehr zu. „Ein Fehler“, findet | |
Holter. Er fordert vor dem Bund-Länder-Treffen am Freitag, den Ländern | |
wieder mehr Flexibilität im Umgang mit flächendeckenden Maßnahmen wie | |
Schulschließungen zu geben. | |
Auch in Mecklenburg-Vorpommern, wo die Schulen am Montag zunächst im | |
Präsenzunterricht gestartet sind, überlässt Bildungsministerin Simone | |
Oldenburg (Linkspartei) den Schulen die Entscheidung über den weiteren | |
Unterricht. Als Orientierung haben sie vom Bildungsministerium ein | |
Drei-Phasen-Modell an die Hand bekommen, das unter anderem das lokale | |
Infektionsgeschehen berücksichtigt. | |
Die übrigen Bundesländern lehnen so ein Modell aktuell ab. Hamburgs | |
Schulsenator Ties Rabe (SPD) sagte am Mittwoch, dass in seinem Bundesland | |
auch bei sehr hohen Infektionszahlen das Infektionsgeschehen nicht allein | |
den Ausschlag für Schulschließungen geben werde. Auch die | |
Hospitalisierungsrate müsse berücksichtigt werden. Rabe betonte, dass | |
Schulschließungen nicht nur negative Folgen für die Kinder und Jugendliche, | |
sondern auch für andere Bereiche der Gesellschaft habe. Ähnlich äußerten | |
sich auch andere Bildungsminister:innen. | |
Das Robert Koch-Institut (RKI) meldete am Mittwoch 58.912 neue Fälle. Das | |
Bundesgesundheitsministerium schätzt, dass aktuell jede vierte Ansteckung | |
auf Omikron zurückgehe. In einigen Bundesländern sei Omikron bereits die | |
dominante Virusvariante. | |
5 Jan 2022 | |
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## AUTOREN | |
Ralf Pauli | |
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