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# taz.de -- Neue Gestaltung der Euro-Banknoten: Schöner Schein
> Die EZB will die Euro-Banknoten neu gestalten lassen. Aber was soll da
> drauf? Das ist gar nicht so einfach. Denn wir haben keine europäischen
> Helden.
Bild: Wie wäre es mit Greta Thunberg auf den Scheinen? Oder vielleicht Rudi Du…
Euroscheine wecken bei den meisten Menschen bislang wohl kaum große
Gefühle. Klar, es ist sehr gut, sie im Portemonnaie zu haben und im Zweifel
noch mehr aus dem Automaten ziehen zu können. Aber wirklich verbunden fühlt
man sich den Banknoten nicht. Geschweige denn, dass man sagen könnte, was
darauf zu sehen ist. Irgendwas mit Gebäuden vielleicht?
An diese Wurschtigkeit will die [1][Europäische Zentralbank nun ran]. „Nach
20 Jahren ist es an der Zeit, die Gestaltung unserer Banknoten unter die
Lupe zu nehmen und sie so zu gestalten, dass sich Europäerinnen und
Europäer unabhängig von Alter oder Hintergrund besser mit ihnen
identifizieren können“, sagt EZB-Präsidentin Christine Lagarde. Menschen im
gesamten Euroraum sollen beim Remake des Geldes mitreden, bis 2024 will die
Bank die Scheinfrage entschieden haben.
Nur: Wer oder was würde sich als Motiv eignen? Der FDP-Politiker Moritz
Körner hat am vergangenen Wochenende die Biontech-GründerInnen Uğur Şahin
und Özlem Türeci ins Gespräch gebracht. Keine schlechte Idee, schließlich
haben sie sehr vielen Menschen in Europa geholfen. Einige KollegInnen hier
im Haus plädierten außerdem für Deutschlands Lieblingsvirologen Christian
Drosten, samt Hinweis, nach dem Geldausgeben immer schön die Hände zu
waschen. Ebenfalls im Gespräch: „Atomkraft? Nein danke!“ Am besten auf
Französisch, damit die da drüben das auch verstehen. Oder – wir sind
schließlich die taz! – [2][Rudi Dutschke].
Wenn man aber ernsthaft über mögliche Motive nachdenkt, wird schnell klar:
Es ist sehr schwer, europäische Figuren oder Symbole zu finden, auf die
sich viele verständigen können, die den Menschen wirklich etwas bedeuten
und die nicht nur für das Land stehen, aus dem sie stammen. Das ist auch
der Grund, warum auf den jetzigen Scheinen nur fiktive Gebäude zu sehen
sind: Kein Land soll sich benachteiligt fühlen. Im an Architektur reichen
Europa zieren deshalb Torbögen und Brücken die Scheine, die es gar nicht
gibt. Immerhin die Brücken wurden in einer niederländischen Stadt
inzwischen nachgebaut.
Christine Lagarde sagt, die Banknoten seien ein „Symbol für den
Zusammenhalt in Europa“. Die Motiv-Diskussion kehrt jedoch vor allem das
Trennende hervor. Wir haben keine europäischen Helden. Gemeinsame Probleme
gibt es, aber wer will beim Einkaufen schon die ansteigende Temperaturkurve
oder die Fluchtrouten nach Europa sehen?
Vielleicht liegt die Lösung ganz nahe. Anders als die Scheine tragen die
Euromünzen je nach Land ein eigenes Motiv. Eichenlaub und Brandenburger Tor
gehen in Europa ebenso von Hand zu Hand wie die irische Harfe oder das
Kolosseum. Die Münzen wandern über Grenzen und bleiben doch national
geprägt. Das bildet Europa eigentlich am besten ab.
8 Jan 2022
## LINKS
[1] https://www.ecb.europa.eu/press/pr/date/2021/html/ecb.pr211206~a9e0ba2198.d…
[2] /Umbenennung-in-Rudi-Dutschke-Strasse/!119615/
## AUTOREN
Antje Lang-Lendorff
## TAGS
Geldscheine
Europäische Zentralbank
Design
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Euro
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