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# taz.de -- Wirtschafts- und Klimaministerium: Energiewende als Familienprojekt
> Deutschlands Unternehmen organisieren sich gern in Clans und
> Verwandtenzirkeln. Das gilt jetzt auch für das grüne Wirtschafts- und
> Klimaministerium.
Bild: Gut mit Ökostrom und auch noch brandsicher: Elektrische Kerzen am Weihna…
Alle Jahre wieder die gleiche Debatte: elektrische Lichter oder echte
Kerzen am Weihnachtsbaum? Aus meiner Kindheit kenne ich die
Elektroleuchten, meine Frau schwört auf brennende Kerzen. Ich führe
Ökostrom und Feuergefahr an, meine Familie beharrt auf Gemütlichkeit und
CO2-Ausstoß. Jetzt stellen Sie sich so eine Debatte mit drei
EnergieexpertInnen und zwei Staatssekretären aus dem Bundesministerium für
Wirtschaft und Klimaschutz vor. Das könnte bei Familie Graichen passieren.
Denn seit Mittwoch ist klar: Die Energiewende in Deutschland ist in Zukunft
auch Familiensache.
Und das kommt so: Beamteter Staatssekretär [1][im Ministerium von Robert
Habeck] ist Patrick Graichen, [2][ehemaliger Chef des Thinktanks „Agora
Energiewende“] und Experte für selbige. Parlamentarischer Staatssekretär im
gleichen Haus [3][ist jetzt Michael Kellner], politischer Geschäftsführer
der Grünen und Abgeordneter im Bundestag. Er ist verheiratet mit Verena
Graichen, der Schwester seines Kollegen und Schwagers Staatssekretär.
[4][Verena Graichen] wiederum arbeitet als „Senior Researcher“ beim
Öko-Institut zu den Themen Klimapolitik und Emissionshandel und ist
gleichzeitig Vorsitzende des Umweltverbands BUND in Berlin.
Und als wäre das noch nicht genug Öko-Power, arbeitet auch [5][das dritte
Kind der Eltern Graichen, Jakob], als „Senior Researcher“ zu Klima- und
Energiefragen beim – genau – Öko-Institut, Seite an Seite mit seiner
Schwester, der Ehefrau und Schwester der Staatssekretäre. Wenn
Familienfeiern langweilig werden, kann der Graichen/Kellner-Clan also immer
noch über die Reform der Marktstabilitätsreserve im Emissionshandel oder
die Ausgleichmechanismusverordnung im EEG plaudern.
## Organisiert über Familienbande
Deutschland organisiert übrigens auch andere lebenswichtige Infrastrukturen
über Familienbande: Die Fußball-Bundesliga war [6][von der Familie Hoeneß
dominiert], Volkswagen und seine „House of Cars“-Intrigen wären ohne die
Rosenkriege der Porsches und Piëchs undenkbar. Die Aldi-Brüder versorgen
uns mit Billigfleisch und die Neuköllner Clans mit der Bad-Boy-Attitude für
Berlin.
Damit aber bei Graichen/Kellner aus der Schwäger- keine Vetternwirtschaft
wird, macht das Ministerium die Wahlverwandschaften im Amt gleich
öffentlich. Außerdem werde „selbstverständlich sichergestellt, dass keine
Interessenkonflikte bei der Vergabe von Studien oder Aufträgen entstehen“,
heißt es. Die „hierfür notwendigen Schritte und Strukturen“ würden
„rechtssicher eingerichtet und umgesetzt“.
Was also passiert, wenn sich das Öko-Institut um Aufträge aus dem
Klimaministerium bewirbt? Einfach ausschließen darf man das Institut nicht.
Dann wird wohl anderes Leitungspersonal als Graichen oder Kellner
eingebunden. So langsam ahnen wir, wofür Robert Habeck sieben
StaatssekretärInnen braucht.
19 Dec 2021
## LINKS
[1] /Neues-Ministerium-Wirtschaft-und-Klima/!5817151
[2] /Klimaschutz-im-Kapitalismus/!5786111
[3] /Staatssekretaere-der-Gruenen/!5819679
[4] /Neuer-Chef-des-BUND/!5643450
[5] /!5618186/
[6] /Uli-Hoeness-wird-wieder-Bayern-Praesident/!5360376
## AUTOREN
Bernhard Pötter
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