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# taz.de -- Filmbranche verliert an Sogwirkung: Nicht alle haben was vom Glanz
> Wie sind die Arbeitsbedingungen von Film- und Fernsehschaffenden in
> Berlin? Das zeigt ein Gutachten. Und auch, warum die Branche
> Nachwuchsprobleme hat
Bild: Kinokarten sind recht teuer – doch davon haben viele aus der Filmbranch…
Berlin taz | Die Berliner Senatskanzlei hat am Mittwoch ein Gutachten zu
den Arbeitsbedingungen von Film- und Fernsehschaffenden in
Berlin-Brandenburg veröffentlicht. Aus diesem Gutachten, beauftragt vom
Forschungsinstitut [1][Langer Media research & consulting], geht hervor: In
der Branche wird ganz gut verdient. Das Bruttojahreseinkommen von 54.498
Euro liegt weit über dem des bundesdeutschen Durchschnittseinkommens.
Trotzdem kommt es in der Branche zu Nachwuchsproblemen. Das liegt zum einen
daran, dass die Gehälter ungleich verteilt sind – und zum anderen halten
viele ihren Beruf für unvereinbar mit familiären Pflichten und erleben
zudem oft Diskriminierung.
Zuerst zu den Gehältern: Im Vergleich mit vielen Menschen, beispielsweise
freien Darsteller*innen an Theaterbühnen, verdienen die Film- und
Fernsehschaffenden deutlich und teils sehr viel mehr. Dennoch geben in der
Studie 52 Prozent der 6.201 Befragten an, dass sie ihren Lebensunterhalt
mit dem Einkommen aus ihrer Haupttätigkeit nicht bestreiten können. 25
Prozent der Befragten führen weitere Tätigkeiten innerhalb der Branche, 21
Prozent außerhalb der Branche aus. 19 Prozent der Befragten bekommen
staatliche Hilfe, 15 Prozent werden von der Familie unterstützt.
Hinzu kommt der Gender Pay Gap: Frauen verdienen im Schnitt bei Film und
Fernsehen 35 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen – sie sind also
fast doppelt so abgehängt wie der bundesdeutsche Durchschnitt der
Arbeitnehmerinnen, die 18 Prozent weniger verdienen als die Männer.
## Nicht familienfreundlich
Ungleiche Bezahlung scheint dabei gar nicht das größte Problem zu sein,
warum die eigentlich begehrte Branche laut Gutachten schon jetzt Probleme
habe, Nachwuchs zu finden. Vielmehr stört fehlende Planungssicherheit: 91
Prozent der Film- und Fernsehschaffenden sind unregelmäßig beschäftigt oder
selbstständig tätig. Daher sind 79 Prozent der Meinung, dass Beruf und
Familie schwer oder nicht zu vereinbaren sind. Nur 41 Prozent sind mit
ihren Arbeits- und Lebensbedingungen zufrieden.
Männlich dominierte Hierarchien, die sich auch im Gender Pay Gap
ausdrücken, mögen mit zu den Gründen gehören, warum die Befragten
überdurchschnittlich oft angeben, sexuell belästigt worden oder aufgrund
ihres Alters, ihrer Religion, Hautfarbe oder der sexuellen Orientierung
benachteiligt worden zu sein. 63 Prozent haben Diskriminierungen
beobachtet, 46 Prozent haben sie erlebt. Diskriminierung sei ein
strukturelles Problem der Filmbranche, schlussfolgert die Studie.
29 Dec 2021
## LINKS
[1] http://www.langermediaconsulting.de/
## AUTOREN
Susanne Messmer
## TAGS
Filmbranche
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