# taz.de -- Jahrespressekonferenz von Putin: Eine Nato-Erweiterung bleibt tabu | |
> Bei seinem Auftritt vor Journalisten äußert sich Russlands Präsident auch | |
> zur Außenpolitik. In Sachen Ukraine seien jetzt die USA am Zug. | |
Bild: Wladimir Putin bei seiner jährlichen Pressekonferenz am Donnerstag in Mo… | |
Moskau taz | Es war die 17. Große Jahrespressekonferenz, die Präsident | |
Wladimir Putin am Donnerstag seit Amtsantritt 2000 in Moskau abhielt. Der | |
Kreml hatte die Zusammenkunft der Journalisten in die Manege verlegt, ein | |
Ausstellungsort unweit des Kremls. Coronavorkehrungen hatten die | |
Sicherheitsmaßnahmen diktiert. | |
Waren in den Vorjahren um die 1.000 Korrespondenten aus dem In- und Ausland | |
akkreditiert, schrumpfte die Zahl in diesem Jahr auf die Hälfte. Die | |
großzügigeren Sitzverhältnisse gestatteten nicht mehr Besucher. | |
Putin hatte sich 2020 per Video eingeschaltet. In diesem Jahr nahm der | |
Kremlchef wieder leibhaftig teil. Beobachter betonten trotz einer Reihe | |
internationaler Schwierigkeiten, dass der vornehmliche Ansprechpartner der | |
Pressekonferenz das heimische Publikum sei. | |
## Note zufriedenstellend | |
Wie gewöhnlich ließ der Präsident zu Beginn die Zahlen der heimischen | |
Wirtschaft Revue passieren. Das Urteil fiel wie jedes Jahr | |
zufriedenstellend aus. Andere Staaten, darunter die USA und Europa, hätten | |
mit größeren Schwierigkeiten zu kämpfen, meinte der Kremlchef. Im | |
Zusammenhang mit Corona und der durchschnittlichen Lebenserwartung hielt | |
Putin fest, dass diese von 71 Jahren zuletzt um sechs Monate gesunken sei. | |
Auch Maßnahmen, um die wirtschaftlichen Schwierigkeiten der Unternehmen | |
während der Pandemie aufzufangen, hätten gewirkt. Die Frage eines älteren | |
Journalisten zum Auftakt, ob sich Russland während der Pandemie 1.000 Tote | |
täglich leisten könne, blieb unbeantwortet. Sie passte nicht zu den | |
sonstigen Erfolgsmeldungen. | |
Für etwas Schärfe sorgte der russische Dienst der BBC, der wissen wollte, | |
ob Herrschaft in einer Hand wie unter Putin über so viele Jahre nicht den | |
Widerstand befördere. Der Kremlchef konterte auf der Stelle: „Opposition | |
kommt selten von außen, meist von innen.“ Damit war der inhaftierte | |
Oppositionelle Alexei Nawalny gemeint. Gewöhnlich schreibt der Kremlchef | |
politische und gesellschaftliche Unruhe äußeren Kräften zu. | |
Kontrovers ging es beim [1][Thema Ukraine] zu, deren Geschichte seit 2014 | |
der Präsident noch einmal „in Erinnerung“ rief. Der Westen habe damals | |
einen Staatsstreich hervorgerufen. „Wir mussten 2014 etwas tun“, sagte | |
Putin. Die eigenwillige Auslegung der Geschichte blieb auch | |
unwidersprochen. | |
## An einen Tisch | |
Auffallend wohlwollend behandelte Putin die Bereitschaft der USA, sich mit | |
Russland zu Verhandlungen über militärische Fragen im Januar in Genf an | |
einen Tisch zu setzen. Dennoch bekräftige Putin, dass jede Erweiterung der | |
Nato nach Osten für Russland „inakzeptabel“ sei. „Der Ball liegt in ihrem | |
Feld. Sie müssen uns Antwort geben.“ | |
[2][Putin hatte das Thema der Osterweiterung in den vergangenen Monaten aus | |
dem Ärmel gezogen]. Dabei hantierte der Kreml mit fadenscheinigen | |
Begründungen und historischen Halbwahrheiten. Moskau schuf einen Popanz, | |
den es wieder einfangen müsste. Ungeachtet dessen erreichte der Kreml ein | |
wichtiges Ziel: Washington schenkt Russland Aufmerksamkeit. Moskau ist auch | |
an dieser symbolischen Aufwertung gelegen. | |
23 Dec 2021 | |
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## AUTOREN | |
Klaus-Helge Donath | |
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