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# taz.de -- Politische Rücktritte in Österreich: Heftiger geschüttelt als er…
> Seit dem Rücktritt von Sebastian Kurz rollen in der ÖVP die Köpfe. Nach
> Schallenberg folgt Finanzminister Blümel. Ob Kurz schon an seinem
> Comeback arbeitet?
Bild: Vorerst letzter Auftritt: Sebastian Kurz verkündet am 2. Dezember seinen…
Und plötzlich rollten Köpfe im sonst so netten, beschaulichen Wien.
Sebastian Kurz machte den Anfang, da war noch Donnerstag: [1][Er trat recht
unvermittelt von allen ihm gebliebenen Ämtern zurück], aus “familiären
Gründen„. Die Familie ist wichtiger als der eigene Ruf, so konnte man das
deuten, was der österreichische Altbundeskanzler bei seiner Pressekonferenz
vom Stapel ließ. Er, Kurz, blicke auf „zehn lehrreiche Jahre“ zurück, aber
so manches “sei in dieser Zeit vernachlässigt worden„: “unter anderem die
eigene Familie“.
Und dann nahmen die Ereignisse noch einige Wendungen, mit denen so nicht zu
rechnen war: am Donnerstagabend [2][warf auch der Nachfolger im Kanzleramt,
Alexander Schallenberg, das Handtuch]: Weil er fand, dass “Parteivorsitz
und Kanzleramt in einer Hand„ liegen sollten. Und wohl nicht in seiner.
Große Fragezeichen allenthalben: Wer hatte das beschlossen? Steckte da doch
noch mal Kurz hinter? Schließlich gab [3][auch Finanzminister Gernot Blümel
auf] – die mit den Grünen im Land regierende ÖVP [4][steht vor einem
Trümmerhaufen.]
Merkwürdigerweise dreht sich auch am Freitag noch immer alles um Kurz.
Schallenbergs Rücktritt? Eine Randnotiz.
Und wie war das mit den familiären Gründen? Eine eigene, eine
selbstgegründete Familie hat der Sonnyboy, Schnösel und
Schickimicki-Kanzler, der ehemalige Lieblingsschwiegersohn der kleinen
Nation, seit Kurzem erst. Konstantin Thier heißt sein Sohn, noch, denn
Mutter Susanne Thier hat sich bereits einverstanden erklärt, dass Sohnemann
nach bürokratischen Verzögerungen freilich den Namen des Vaters tragen
wird. Konstantin Kurz. Mal sehen, ob wir von ihm noch hören werden.
Vorgeschoben finden das manche, nicht nur parteiische Beobachtende. Er
schützt die Familie vor, um auch beim totalen Rückzug noch halbwegs gut
dazustehen. Was auf den jetzt auch ehemaligen ÖVP-Chef und ehemaligen
Klubobmann (deutsch: Fraktionsvorsitzender) rein rechtlich zukommen wird,
wird sich zeigen.
Entweder wird es sich auch weiters (deutsch: weiterhin) ganz ungeniert
leben mit dem einmal ramponierten Ruf und den aufgegebenen Positionen, und
auch sicherlich wird sich, wenn erstmal Gras über die ganze üble
Angelegenheit gewachsen ist, noch ein gutdotiertes Plätzchen bei den
Haberern (deutsch: Amigos) in der Wirtschaft für Sebastian Kurz finden
lassen. Oder es wird doch auf der langen Bank am Comeback gearbeitet, für
das sich bestimmt ein optimaler Zeitpunkt finden lassen wird. Timing, das
konnte Kurz schließlich mal.
## Mal sehen, wie das die Ermittler sehen
Seine Partei, die ÖVP, hat sich indes heftiger geschüttelt, als zu erwarten
war. Köpfe rollen; man kolportiert, dass die Landesväter, die sich
jahrelang still verhalten haben, hinter den Stürzen stecken sollen.
[5][Übernehmen soll jetzt Karl Nehammer], bisher Innenminister, ein
Hardliner. Ein Parteirechter.
Österreich hat schon manche Über-Figur scheitern sehen in den letzten
Dekaden. Haider, Strache, das sind nur die offensichtlichen grandios
gescheiterten von ganz Rechtsaußen, der FPÖ. Der neue FPÖ-Chef Kickl, noch
so eine Witzfigur, arbeitet bereits fleißig daran, in diese Fußstapfen zu
treten, Stichwort Wurmmittel, und Leiten der Anti-Impf-Demo vom Krankenbett
aus, an das er mit Corona gefesselt war. Die ÖVP wirft jetzt noch drei
weitere Namen dazu: Kurz, Schallenberg, Blümel.
Sebastian Kurz, der junge Vater, der mit 35 Jahren tatsächlich und
politisch immer noch jung ist, hat schlimme, nachgerade tölpelhafte Fehler
gemacht. Die Inseratenaffäre mitsamt Vorwürfen der Untreue, Bestechung und
Bestechlichkeit sowie Kurznachrichten-Gate war nur einer davon; ein anderer
war seine schwache Corona-Politik. „Ich bin weder ein Heiliger noch ein
Verbrecher“, so sieht Kurz das in seiner Abschiedsrede. Mal sehen, wie das
die Ermittler sehen.
3 Dec 2021
## LINKS
[1] /Oesterreichs-Ex-Kanzler-Kurz/!5816029
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[3] /Regierungskrise-in-Oesterreich/!5819769
[4] /Das-politische-Ende-von-Sebastian-Kurz/!5816003
[5] /Regierungskrise-in-Oesterreich/!5819769
## AUTOREN
René Hamann
## TAGS
Österreich
ÖVP
Schwerpunkt Korruption
Grandios gescheitert
Sebastian Kurz
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Kolumne Der rote Faden
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