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# taz.de -- Nachrichten in der Coronakrise: Ade, Feuerwerk
> Die Bund-Länder-Runde beschließt ein Feuerwerksverbot zu Silvester.
> Außerdem soll es Kontaktbeschränkungen für Ungeimpfte geben.
Bild: Bild aus vergangenen Tagen: Verkauf von Raketen kurz vor Silvester in ein…
## Keine Knaller wegen Corona
Bund und Länder haben zur Eindämmung der Corona-Pandemie auch für dieses
Jahr ein Feuerwerksverbot zu Silvester beschlossen. Wie
Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) am Donnerstag in
Berlin sagte, wird damit die Regelung vom vergangenen Jahr erneut in Kraft
gesetzt. Zum Jahreswechsel 2020/2021 hatte es wegen der Pandemie ein
bundesweites Verkaufsverbot für Feuerwerk gegeben, zugleich galt ein An-
und Versammlungsverbot für Silvester und Neujahr. (afp)
Auf nicht gegen das Coronavirus Geimpfte kommen in ganz Deutschland strenge
Kontaktbeschränkungen zu. Zusammenkünfte im öffentlichen und privaten Raum,
an denen nicht geimpfte und nicht genesene Personen teilnehmen, seien auf
den eigenen Haushalt sowie höchstens zwei Personen eines weiteren Haushalts
zu beschränken, heißt es in einem Bund-Länder-Beschluss vom Donnerstag.
Kinder bis zur Vollendung des 14. Lebensjahres seien ausgenommen. (dpa)
## Merkel: Vierte Corona-Welle muss gebrochen werden
Die geschäftsführende Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hat die Lage in der
Corona-Pandemie in Deutschland als sehr ernst bezeichnet. Die vierte Welle
müsse gebrochen werden, sagte Merkel am Donnerstag in Berlin nach
Beratungen von Bund und Ländern. Ziel der beschlossenen Maßnahmen sei es,
mit den neuen Maßnahmen die Lage in den Intensivstationen zu brechen. „Dazu
muss die vierte Welle gebrochen worden.“ Es gebe zwar eine Beruhigung der
Infektionslage, aber auf viel zu hohem Niveau.
Der designierte Bundeskanzler Olaf Scholz rief erneut dazu auf, sich impfen
zu lassen. Merkel sagte, der Impfstatus werde bei einer doppelten Impfung
nicht dauerhaft anerkannt werden können. Es werde auch auf EU-Ebene
diskutiert, dass nach neun Monaten die zweite Impfung ihre Gültigkeit
verliere, daher sei das Boostern ganz wichtig. Der Übergang werde aber so
sein, dass jeder eine Chance habe, seinen Impfstatus zu erneuern.
Merkel sagte mit Blick auf die aktuelle Lage, die Belastung in
Krankenhäusern gerate teilweise an Grenzen. Patienten müssten verlegt
werden. Es sei ein „Akt der nationalen Solidarität“ nötig.
Auch der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Hendrik Wüst beschrieb
die Lage als dramatisch. Seit dem Zweiten Weltkrieg habe man keine
vergleichbare Situation im Gesundheitswesen gehabt, sagte der
CDU-Politiker. (dpa)
## Schärfere Coronavorgaben in Sicht
Limits für Großveranstaltungen, weitgehende 2G-Regeln beim Einkaufen,
Beschränkungen für Ungeimpfte: Bund und Länder wollen wohl deutlich
nachlegen, um die dramatische Pandemie-Lage in den Griff zu kriegen.
Im Kampf gegen die vierte Corona-Welle zeichnen sich schärfere bundesweite
Schutzvorgaben und weitere Beschränkungen für Ungeimpfte ab. Eine
Bund-Länder-Runde mit der scheidenden Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und
ihrem designierten Nachfolger Olaf Scholz (SPD) beriet am
Donnerstagvormittag unter anderem über deutliche Einschränkungen für Sport-
und andere Großveranstaltungen. Eine Vorlage sah nach Informationen der
Deutschen Presse-Agentur auch Kontaktbeschränkungen für Ungeimpfte und 2G
für Kinos, Gaststätten und im Einzelhandel vor – also Zugang nur für
Geimpfte und Genesene. Der Bund organisiert für Dezember Millionen
zusätzliche Impfdosen.
Der nordrhein-westfälische Regierungschef Hendrik Wüst (CDU) forderte
konsequente Entscheidungen. Man dürfe „keine halben Sachen machen, sondern
müssen die vierte Welle entschlossen brechen“, sagte der Vorsitzende der
Ministerpräsidentenkonferenz (MPK) der Deutschen Presse-Agentur vor der
Schaltkonferenz. „Die Länder brauchen dazu den bewährten Instrumentenkasten
der Pandemiebekämpfung.“ Von Scholz zugesagte Nachbesserungen des
Infektionsschutzgesetz müssten konsequent geschehen.
Laut dem Entwurf von Donnerstagvormittag liegen folgende mögliche
Instrumente auf dem Tisch, es gab zunächst noch keine Beschlüsse:
Großveranstaltungen: Erwogen werden Zuschauer*innenbegrenzungen bei
überregionalen Sport-, Kultur- und anderen Großveranstaltungen auf 30
Prozent der Kapazität. Dies könnte drinnen wie draußen gelten. In
Innenräumen könnte die Auslastung zudem bei 5.000 Zuschauer*innen
gedeckelt werden, im Freien bei 15.000. Nur Geimpfte und Genesene sollen
Zugang haben und auch medizinische Masken tragen müssen.
Clubs und Diskotheken: Clubs und Diskotheken sollen in Regionen mit hoher
Inzidenz wohl geschlossen bleiben müssen – offen war zunächst der Punkt, ob
eine Schwelle von 350 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner*innen binnen
sieben Tagen konsensfähig ist.
Einkaufen: Weitgehende Einigkeit herrschte über eine Ausweitung der
2G-Regel auf den Einzelhandel. Zutritt hätten dann nur noch Geimpfte und
Genesene. Ausnahmen waren für Geschäfte des täglichen Bedarfs wie
Supermärkte, Drogerien und Apotheken im Blick. 2G soll auch für
Gaststätten, Kinos und etwa Theater gelten – hier soll wohl auch zusätzlich
ein Coronatest verlangt werden können (2G plus).
Kontaktbeschränkungen: Strenge Beschränkungen für Ungeimpfte sollen
bundesweit kommen. Vorgeschlagen war, Treffen, an denen Ungeimpfte
teilnehmen, grundsätzlich auf den eigenen Haushalt und zwei Personen eines
anderen Haushalts zu beschränken. Kinder unter 14 Jahren sollten dann
ausgenommen sein. Der geschäftsführende Gesundheitsminister Jens Spahn
(CDU) sagte im ZDF-Morgenmagazin: „Was tatsächlich wichtig ist, ist quasi
ein Lockdown für Ungeimpfte.“
Schulen: Laut Entwurf soll in allen Klassen Maskenpflicht gelten.
Impfungen: Bis Weihnachten soll allen eine Erst-, Zweit- oder
Auffrischimpfung ermöglicht werden. Dies könne bis zu 30 Millionen
Impfungen erfordern. Ein neuer Bund-Länder-Krisenstab im Kanzleramt soll
mögliche Logistikprobleme angehen. Da der Impfschutz nach einer gewissen
Zeit nachlässt, wurde auch eine Regelung erwogen, wonach der Status als
Geimpfter/Geimpfte nach einer gewissen Zeit auslaufen könnte.
Impfpflicht: Bund und Länder diskutierten laut dem Entwurf darüber, den
Ethikrat um eine Empfehlung zu einer allgemeinen Impfpflicht bis Jahresende
zu bitten. Scholz hatte gesagt, der Bundestag solle ohne Fraktionszwang
darüber entscheiden, er wolle dafür stimmen. Greifen könnte eine solche
Pflicht laut dem Entwurfspapier ab Februar 2022.
Für die Beschleunigung der Impfungen organisiert der Bund jetzt auch mehr
Impfdosen. Nach Verhandlungen mit dem Hersteller Moderna kann eine
Lieferung von zehn Millionen Dosen aus dem dritten Quartal 2022 auf
Dezember vorgezogen werden, wie aus neuen Informationen des
Gesundheitsministeriums hervorgeht. Dies entspricht 20 Millionen
„Booster“-Dosen, da bei Moderna eine halbe Dosis gespritzt wird. Zudem
sollen acht Millionen Moderna-Dosen mehr im Dezember kommen, weil die
Abgabe zugesagter Dosen an andere Länder über die internationale Initiative
Covax langsamer läuft.
Nachjustiert werden sollen auch Lieferungen des Impfstoffes von Biontech.
Nach einer Vereinbarung mit dem Hersteller könne ein Teil der wochenweise
aufgeteilten Lieferungen für Dezember vorgezogen werden, erläuterte das
Ministerium. Nach 2,9 Millionen Dosen in der kommenden Woche könnten die
Lieferungen an die Impfstellen in der Woche vom 13. Dezember dadurch auf
fünf Millionen Dosen aufgestockt werden. Die Menge der Folgewochen
reduziere sich dann entsprechend. Das Ministerium verhandelt zudem mit
anderen EU-Ländern, die ihre Biontech-Dosen aktuell nicht komplett
benötigen. Ziel sei, zwei bis drei Millionen zusätzliche Dosen im Dezember
übernehmen zu können.
Bei vielen Ärzten und Ärztinnen und anderen Impfstellen hatte es Proteste
ausgelöst, dass der Bund für den meistgenutzten Impfstoff von Biontech
kürzlich Bestell-Obergrenzen eingeführt hatte – da sich die Lager sonst zu
schnell zu leeren drohten. (dpa)
## Bund-Länder-Gipfel zu strengeren Maßnahmen hat begonnen
Die Spitzen von Bund und Ländern haben am Donnerstag ihre Beratungen über
die weitere Verschärfung der Corona-Maßnahmen aufgenommen. In der
Schaltkonferenz der Ministerpräsidenten mit der geschäftsführenden
Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und deren voraussichtlichem Nachfolger Olaf
Scholz (SPD) sollte ein umfangreiches Maßnahmenpaket beschlossen werden.
Nordrhein-Westfalens Regierungschef Hendrik Wüst (CDU) hatte als
Vorsitzender der Ministerpräsidentenkonferenz (MPK) vor Beginn der Runde
konsequente Entscheidungen im Kampf gegen die dramatisch hohen
Corona-Zahlen verlangt.
Auf dem Tisch liegt eine Reihe von Vorschlägen für strengere Auflagen.
Diese würden vor allem Ungeimpfte besonders hart treffen. So sind für sie
massive Kontaktbeschränkungen im Gespräch. Außerdem soll die 2G-Regel auch
auf den Einzelhandel ausgeweitet werden: Zutritt zu Geschäften hätten dann
nur noch Geimpfte und Genesene. Ungeimpfte dürften nur noch Geschäfte des
täglichen Bedarfs wie etwa Supermärkten, Drogerien und Apotheken betreten.
Für Regionen mit einer hohen Inzidenz zeichnet sich die Schließung von
Clubs und Diskotheken ab. Die zulässige Teilnehmerzahl bei
Großveranstaltungen, vor allem bei Fußballspielen, soll stark begrenzt
werden. (dpa)
## Söder bringt Impfpflicht für Kinder ab zwölf Jahren ins Spiel
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat eine Corona-Impfpflicht
für Kinder ab zwölf Jahren ins Spiel gebracht. „Darüber muss man
diskutieren“, sagte Söder am Mittwochabend im Bayerischen Rundfunk.
„Generell wäre es natürlich gut, wenn die Impfpflicht zumindest bei denen,
bei denen der Impfstoff schon erprobt ist, ab zwölf, auch stattfinden
würde.“
Söder argumentierte, dass Jugendliche rasch geimpft werden könnten. Zudem
würde eine Impfpflicht auch für sie „die Schulen absolut sicher machen und
dazu führen, dass nicht nur die Klavierstunde, sondern auch der Tennisplatz
für die Jugendlichen ohne Probleme schnell machbar ist“.
Gegen eine Impfpflicht für Kinder sprach sich unterdessen der
SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach aus. „Ich bin für eine allgemeine
Impfpflicht. Aber das spricht nicht die Kinder an. Das ist klar“, sagte
Lauterbach am Mittwochabend im Sender RTL. (afp)
## Inzidenz wieder leicht sinkend
Das Robert-Koch-Institut (RKI) meldet 73.209 Neuinfektionen binnen 24
Stunden. Das sind 2.752 Fälle weniger als am Donnerstag vor einer Woche,
als 75.961 gemeldet wurden. Die Sieben-Tage-Inzidenz sinkt auf 439,2 von
442,9 am Vortag. Der Wert gibt an, wie viele Menschen je 100.000 Einwohner
sich in den vergangenen sieben Tagen mit dem Coronavirus angesteckt haben.
Da vermehrt Gesundheitsämter mit den Meldungen der Infektionen nicht
hinterherkommen, ist die Zahl jedoch unter Vorbehalt zu sehen. 388 weitere
Menschen starben im Zusammenhang mit dem Virus. Damit erhöht sich die Zahl
der gemeldeten Todesfälle binnen eines Tages auf 102.178. Insgesamt fielen
in Deutschland bislang mehr als 5,97 Millionen Coronatests positiv aus.
(rtr)
## Maximal 15.000 Zuschauer*innen bei Großveranstaltungen
Veranstaltungen im Freien sollen bei der Teilnehmer*innenzahl auf
maximal 30 Prozent und maximal 15.000 Zuschauende begrenzt werden. Dies
geht aus einer aktuellen Beschlussvorlage für die
Ministerpräsidentenkonferenz von Bund und Ländern hervor, die der
Nachrichtenagentur Reuters vorliegt. Die Regelung betrifft auch Spiele der
Fußball-Bundesliga. Zudem soll eine Maskenpflicht gelten. Zutritt sollen
wie auch sonst nur Geimpfte oder Genesene haben (2G). Ergänzend kann
demnach ein aktueller Test vorgeschrieben werden (2GPlus). Die Möglichkeit
einer Absage von Veranstaltungen oder auch Geisterspiele im Sport wird in
Betracht gezogen, ist aber noch strittig. (rtr)
## Booster-Impfungen in Niedersachsen überschreiten Millionenmarke
Mehr als eine Million Menschen in Niedersachsen haben mittlerweile eine
Corona-Auffrischungsimpfung erhalten. Das geht aus Daten des Robert
Koch-Instituts vom Donnerstag hervor. Demnach stieg der Wert im Vergleich
zum Vortag um 75 398 auf rund 1,04 Millionen Booster-Impfungen. Das
entspricht etwa 13 Prozent der Bevölkerung des Landes. Binnen zwei Wochen
hat sich die Zahl der Auffrischungsimpfungen damit mehr als verdoppelt.
Vollständig geimpft sind in Niedersachsen laut RKI 70,5 Prozent der
Bevölkerung. Eine höhere Impfquote weisen lediglich Bremen, Hamburg,
Nordrhein-Westfalen, das Saarland und Schleswig-Holstein aus. (dpa)
## Scholz bei Joko und Klaas: Nur Impfen hilft
Der designierte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat sich in der
Fernsehsendung „Joko und Klaas 15 Minuten live“ mit einem
[1][eindringlichen Appell zum Impfen an die Zuschauer*innen] gewandt.
Jeder, der könne, solle sich gegen das Coronavirus immunisieren lassen,
sagte Scholz am Mittwochabend: „Nur das hilft.“ Alle Experten seien sich
einig, dass in Deutschland derzeit zu wenige Menschen geimpft seien. Das
sei der Grund dafür, dass Krankenhäuser und Intensivstationen wieder
vollliefen.
„Viele Geimpfte sorgen für eine stabile Infektionslage“, betonte Scholz in
der ProSieben-Sendung. Neu in der aktuellen vierten Welle der Pandemie sei,
dass die Linie zwischen Menschen mit mildem und schwerem Verlauf nicht mehr
zwischen Alten und Jungen verlaufe, sondern zwischen Geimpften und
Ungeimpften. Wer sich nicht impfen lasse, gefährde sich selbst, Kinder und
alle Mitmenschen, die sich aufgrund von Vorerkrankungen nicht impfen lassen
könnten.
Besuche auf Covid-Stationen hätten ihn „tief betroffen zurückgelassen“,
sagte der designierte Bundeskanzler. Er würdigte auch die besonderen
Belastungen für junge Menschen: „Es ist mir bewusst, dass Abstandhalten und
Jungsein nur sehr schlecht zusammenpassen.“ Die Lage sei schwer, die Lösung
liege aber auf der Hand. „Ich möchte, dass wir bis Weihnachten bis zu 30
Millionen Impfungen in die Oberarme kriegen“, sagte er. Dazu sollten unter
anderem die Kapazitäten der Impfzentren deutlich erhöht werden.
Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) sind derzeit 68,6 Prozent der
gesamten Bevölkerung vollständig gegen das Coronavirus geimpft. Die geringe
Impfquote gilt als ein wesentlicher Grund für das Ausmaß der vierten
Pandemie-Welle.
Bund und Länder wollen sich im Tagesverlauf auf weitere Maßnahmen zum
Umgang mit der Coronapandemie verständigen. Nach einem informellen Treffen
der Regierungschefs und –chefinnen am Dienstag wurden bereits weitere
Einschränkungen für nicht gegen Covid-19 Geimpfte in Aussicht gestellt.
(epd)
## Stiko-Chef räumt Fehler ein
Der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission (STIKO), der emeritierte Ulmer
Virologe Thomas Mertens, hat im Gespräch mit dem ARD-Politikmagazin
Panorama erstmals eingeräumt, dass bestimmte Entscheidungen der Kommission
“aus der heutigen Perspektive“ zu spät erfolgt sind. So wäre es laut
Mertens “wahrscheinlich günstiger gewesen, mit dem Boostern früher
anzufangen“.
Warum die STIKO so lange für ihre Entscheidung brauchte, erklärte Mertens
in Panorama damit, “dass wir erst definieren, welche Daten brauchen wir, um
zu einer Empfehlung kommen zu können. Und wenn das festgelegt ist, dann
müssen diese Daten erhoben, erarbeitet werden. Und wenn diese Daten
vorliegen, dann fängt die STIKO an, diese Daten zu diskutieren.“
Der ehemalige Leiter des israelischen Impfprogrammes, Ronnie Gamzu, zeigt
sich gegenüber Panorama schockiert über die Langsamkeit der deutschen
Kolleg:innen: “Das war einfach total falsch. Wir hatten klare Beweise, wir
haben die Daten. Es gab keine wissenschaftliche Basis dafür zu sagen, die
Auffrischimpfung bringe nur den Über-65- oder Über-70-Jährigen etwas. Wir
haben gesehen, dass die Zahl der Antikörper auch bei 40-Jährigen
zurückgeht. Was für Beweise braucht man denn noch?“
Mertens entgegnete, man habe die “israelischen Daten und die Evidenz erst
aufarbeiten“ müssen. “Der Vergleich mit Israel ist an vielen Punkten nicht
möglich“, so Mertens. Die Evidenz in einem anderen Land sei eben nicht
einfach übertragbar. Für den Israeli Gamzu nicht nachvollziehbar:
Deutschland habe die einmalige Chance verpasst, anhand der israelischen
Daten in die Zukunft zu blicken. Diese zeigten, was in Deutschland drei
Monate später auch passiere. (ots)
## Hausärzte fordern anderen Verteilschlüssel für Corona-Impfstoff
Der Deutsche Hausärzteverband plädiert für einen anderen Verteilschlüssel
der Impfstoffe gegen das Coronavirus. „Hausärzte, Kinder- und Jugendärzte,
Gynäkologen, HNO- und Fachärzte für Inneres müssen deutlich mehr Impfstoff
zur Verfügung gestellt bekommen als andere“, forderte der erste
stellvertretende Vorsitzende Markus Beier in den Zeitungen der Essener
Funke Mediengruppe (Donnerstag): „Das sind die Praxen, in denen die Leute
sich massiv impfen lassen.“
Momentan würden Impfstoffe „mit der Gießkanne verteilt und mit dem
Rasenmäher gekürzt“, kritisierte Beier: „Jeder, der eine Arztnummer hat,
kann gleichviel Impfstoff bestellen – die Hausärztin auf dem Land, die
tausend Menschen versorgt, genauso viel wie der Radiologe in einer Klinik
in der Stadt.“ Umgekehrt würden auch die Lieferungen für alle fast gleich
gekürzt. „Dort, wo viele Ärztinnen und Ärzte angestellt sind, gibt es viel
Impfstoff, dort wo die Anzahl geringer ist, wenig“, sagte er den
Funke-Zeitungen. Der ländliche Raum werde dadurch strukturell
benachteiligt. „Wenn die Kampagne in dem Stil weiterläuft, wird man auf dem
Land bald keine Termine mehr vereinbaren können“, kritisierte Beier.
„Nun auch noch die Apotheken und Zahnärzte ins Boot zu holen, ist eine
vollkommene Absurdität“, sagte der stellvertretende Vorsitzende. „Weitere
Bezugsberechtigte beschleunigen die Impfkampagne nicht, sondern verzögern
sie eher.“ (epd)
## Lauterbach dringt auf strengere Maßnahmen
Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach dringt vor der
Ministerpräsidentenkonferenz auf deutlich strengere Maßnahmen, um die
vierte Coronawelle zu brechen. „Erstens müssen alle Schülerinnen und
Schüler bis zu den Weihnachtsferien Masken im Unterricht tragen und sich
täglich in der Schule testen lassen“, sagt er der Rheinischen Post.
„Zweitens sollten die Kontakte [2][Ungeimpfter bundesweit] stark reduziert
werden, am besten auf nur noch eine Person außerhalb des eigenen
Haushalts.“ Drittens brauche es flächendeckend 2G-Regeln im öffentlichen
Leben, auch im Einzelhandel. „Weil aber 25 Prozent der Infektionen durch
vollständig Geimpfte weitergegeben werden, sollte 2Gplus beispielsweise in
Restaurants zur Pflicht werden.“ Viertens sollten umgehend alle Bars, Clubs
und Diskotheken schließen, bis die vierte Welle vorüber sei. „Und fünftens
sollten alle Krankenhäuser in Deutschland sofort auf einen Notbetrieb
umschalten und alle planbaren Operationen verschieben, um genug Kapazitäten
für [3][Coronapatient*innen und Notfälle] freizuhalten.“
Kurz vor den Beratungen von Bund und Ländern spricht sich auch der
geschäftsführende Kanzleramtsminister Helge Braun (CDU) für einen
Inzidenzwert zwischen 300 und 400 aus, ab dem strenge Maßnahmen zur
Corona-Eindämmung ergriffen werden sollten. „Solange wir ungeimpft waren,
war klar: Ab einem Wert von 100 wird es gefährlich. Ein Handeln ab einer
Inzidenz von 1.000, wie einige Länder das derzeit machen, ist viel zu spät.
Wir brauchen eine Grenze, die meines Erachtens – mit Blick auf den
Impferfolg Stand jetzt – etwa einer Inzidenz von 300 bis 400 entspricht“,
sagt Braun der Rheinischen Post. Daraus folge, dass die Kontaktreduktion
bei Ungeimpften sehr groß sein müsse. „Abstand- und Maskenregel müssen für
alle gelten, alles Weitere beraten wir. Doch klar ist: Die Infektionsrate
unter Ungeimpften ist zurzeit zehn Mal so hoch wie unter Geimpften.“ Ihm
sei bewusst, dass eine Impfpflicht in der Gesellschaft zu Spaltung führe,
„aber eine nicht enden wollende Pandemie eben auch.“ (rtr)
## Bremer Bürgermeister gegen Einschränkungen für Geimpfte
Der Bremer Bürgermeister Andreas Bovenschulte spricht sich im Kampf gegen
die vierte Coronawelle gegen Einschränkungen für Geimpfte aus. Mit den
heute zu beschließenden Regeln werde es einen Lockdown für Ungeimpfte
geben, sagt der SPD-Politiker im ZDF Morgenmagazin. „Wogegen ich mich immer
ausgesprochen habe, ist ein Lockdown für Geimpfte. Das würde unserer
Impfstrategie diametral entgegenstehen.“ Es müsse ein Unterschied gemacht
werden zwischen Geimpften und Ungeimpften, da sich Geimpfte seltener
ansteckten. Falls doch, seien ihre Krankheitsverläufe milder und sie
stellten wegen der geringeren Virenlast auch eine geringere Gefahr für
andere dar. Die Impfquote in Bremen liegt mit über 80 Prozent deutlich über
dem Bundesdurchschnitt von knapp 69 Prozent. (rtr)
## Einzelhandel fürchtet Verluste
Der Einzelhandel befürchtet durch bundesweite 2G-Regeln Umsatzrückgänge und
Arbeitsplatzverluste. „Mitten im Weihnachtsgeschäft verlieren die
betroffenen Einzelhändler bis zu 50 Prozent ihrer Umsätze“, sagt Stefan
Genth, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Deutschland (HDE), den
Zeitungen der Funke Mediengruppe. „Das ist nach den ohnehin schon
kräftezehrenden Lockdowns der vergangenen Monate für viele nicht zu
verkraften.“ Die 2G-Regelungen für den Einzelhandel führten zu einem
erhöhten Kontrollaufwand und in der Folge zu Schlangen vor den Geschäften.
Das schrecke viele Kunden von einem Einkauf ab.
Auch das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) erwartet, dass eine
Ausweitung der 2G-Regel dem Einzelhandel und dem Gastgewerbe Umsatzeinbußen
bringen wird. „Wir gehen davon aus, dass 2G beim stationären Einzelhandel
zu Umsatzeinbußen im Dezember von etwa 5,3 Milliarden Euro führen würde“,
sagte IW-Experte Christian Rusche dem RedaktionsNetzwerk Deutschland. Dabei
müsse man bedenken, dass die Betriebe bereits im zweiten Jahr im wichtigen
Weihnachtsgeschäft unter massiven Beschränkungen leiden. „Eine
flächendeckende Einführung von 2G würde vor allem kleinere Betriebe sehr
hart treffen. Vieles spricht dafür, dass zahlreiche Inhaber überlegen
würden, ob es sich noch lohnt, das Geschäft zu öffnen. Aus diesem Grund
wäre es sinnvoll, die finanziellen Hilfen für die betroffenen
Handelsunternehmen auszuweiten und bürokratische Hürden bei der Gewährung
der Hilfen zu beseitigen.“ (rtr)
## Moderna plant Impfung gegen Omikron
Der US-Pharmakonzern Moderna könnte nach eigenen Angaben eine gezielte
Auffrischungsimpfung für Omikron ab März entwickelt und für einen
Zulassungsantrag in den USA bereit haben. Moderna-Präsident Stephen Hoge
sagt der Nachrichtenagentur Reuters, der ganze Vorgang könne drei bis vier
Monate dauern. „Die Omikron-spezifischen Booster kommen realistischerweise
nicht vor März und vielleicht eher im zweiten Quartal.“ (rtr)
## Corona-Neuinfektionen in Südafrika binnen eines Tages fast verdoppelt
Nach Entdeckung der neuen Omikron-Variante des Coronavirus in Südafrika
steigen dort die Infektionszahlen dramatisch an. Innerhalb eines Tages habe
sich die Zahl der bestätigten Neuinfektionen fast verdoppelt, von 4.373 am
Dienstag auf 8.561 am Mittwoch, teilten die Gesundheitsbehörden mit.
Es bestehe die Möglichkeit, dass es eine weitere Verdopplung oder
Verdreifachung der Fälle geben werde, sagte Nicksy Gumede-Moeletsi,
Virologin für die Weltgesundheitsorganisation WHO in der Region, der
Nachrichtenagentur AP.
Ob tatsächlich Omikron für den Anstieg der Fallzahlen verantwortlich ist,
ist noch unklar. In Südafrika mit seinen rund 60 Millionen
Einwohner*innen waren im Juni und Juli mehr als 20.000 Neuinfektionen
pro Tag verzeichnet worden, also noch deutlich mehr als jetzt. Anfang
November wurden im Schnitt rund 200 Neuinfektionen pro Tag gemeldet, dann
gingen die Zahlen aber wieder deutlich nach oben. Während Anfang November
noch rund 1 Prozent der Tests positiv ausfielen, waren es am Mittwoch 16,5
Prozent.
Um herauszufinden, ob jemand an der Omikron-Variante erkrankt ist, müssen
die Genome des Virus sequenziert werden. In 74 Prozent der im November
untersuchten Genome sei Omikron entdeckt worden, teilte das südafrikanische
Institut für übertragbare Krankheiten am Mittwoch mit.
Expert*innen untersuchen derzeit, ob Omikron durch seine Mutationen
leichter übertragbar ist als die im Moment vorherrschende Delta-Variante
des Coronavirus und ob Impfstoffe noch ausreichend effektiv dagegen sind.
(ap)
2 Dec 2021
## LINKS
[1] https://www.youtube.com/watch?v=5vS0zM6aLl0
[2] /Vorurteile-gegen-Ungeimpfte/!5815856
[3] /Intensivarzt-zur-Coronalage-in-Sachsen/!5815690
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2021.
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