# taz.de -- Nachrichten in der Coronakrise: Ade, Feuerwerk | |
> Die Bund-Länder-Runde beschließt ein Feuerwerksverbot zu Silvester. | |
> Außerdem soll es Kontaktbeschränkungen für Ungeimpfte geben. | |
Bild: Bild aus vergangenen Tagen: Verkauf von Raketen kurz vor Silvester in ein… | |
## Keine Knaller wegen Corona | |
Bund und Länder haben zur Eindämmung der Corona-Pandemie auch für dieses | |
Jahr ein Feuerwerksverbot zu Silvester beschlossen. Wie | |
Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) am Donnerstag in | |
Berlin sagte, wird damit die Regelung vom vergangenen Jahr erneut in Kraft | |
gesetzt. Zum Jahreswechsel 2020/2021 hatte es wegen der Pandemie ein | |
bundesweites Verkaufsverbot für Feuerwerk gegeben, zugleich galt ein An- | |
und Versammlungsverbot für Silvester und Neujahr. (afp) | |
Auf nicht gegen das Coronavirus Geimpfte kommen in ganz Deutschland strenge | |
Kontaktbeschränkungen zu. Zusammenkünfte im öffentlichen und privaten Raum, | |
an denen nicht geimpfte und nicht genesene Personen teilnehmen, seien auf | |
den eigenen Haushalt sowie höchstens zwei Personen eines weiteren Haushalts | |
zu beschränken, heißt es in einem Bund-Länder-Beschluss vom Donnerstag. | |
Kinder bis zur Vollendung des 14. Lebensjahres seien ausgenommen. (dpa) | |
## Merkel: Vierte Corona-Welle muss gebrochen werden | |
Die geschäftsführende Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hat die Lage in der | |
Corona-Pandemie in Deutschland als sehr ernst bezeichnet. Die vierte Welle | |
müsse gebrochen werden, sagte Merkel am Donnerstag in Berlin nach | |
Beratungen von Bund und Ländern. Ziel der beschlossenen Maßnahmen sei es, | |
mit den neuen Maßnahmen die Lage in den Intensivstationen zu brechen. „Dazu | |
muss die vierte Welle gebrochen worden.“ Es gebe zwar eine Beruhigung der | |
Infektionslage, aber auf viel zu hohem Niveau. | |
Der designierte Bundeskanzler Olaf Scholz rief erneut dazu auf, sich impfen | |
zu lassen. Merkel sagte, der Impfstatus werde bei einer doppelten Impfung | |
nicht dauerhaft anerkannt werden können. Es werde auch auf EU-Ebene | |
diskutiert, dass nach neun Monaten die zweite Impfung ihre Gültigkeit | |
verliere, daher sei das Boostern ganz wichtig. Der Übergang werde aber so | |
sein, dass jeder eine Chance habe, seinen Impfstatus zu erneuern. | |
Merkel sagte mit Blick auf die aktuelle Lage, die Belastung in | |
Krankenhäusern gerate teilweise an Grenzen. Patienten müssten verlegt | |
werden. Es sei ein „Akt der nationalen Solidarität“ nötig. | |
Auch der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Hendrik Wüst beschrieb | |
die Lage als dramatisch. Seit dem Zweiten Weltkrieg habe man keine | |
vergleichbare Situation im Gesundheitswesen gehabt, sagte der | |
CDU-Politiker. (dpa) | |
## Schärfere Coronavorgaben in Sicht | |
Limits für Großveranstaltungen, weitgehende 2G-Regeln beim Einkaufen, | |
Beschränkungen für Ungeimpfte: Bund und Länder wollen wohl deutlich | |
nachlegen, um die dramatische Pandemie-Lage in den Griff zu kriegen. | |
Im Kampf gegen die vierte Corona-Welle zeichnen sich schärfere bundesweite | |
Schutzvorgaben und weitere Beschränkungen für Ungeimpfte ab. Eine | |
Bund-Länder-Runde mit der scheidenden Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und | |
ihrem designierten Nachfolger Olaf Scholz (SPD) beriet am | |
Donnerstagvormittag unter anderem über deutliche Einschränkungen für Sport- | |
und andere Großveranstaltungen. Eine Vorlage sah nach Informationen der | |
Deutschen Presse-Agentur auch Kontaktbeschränkungen für Ungeimpfte und 2G | |
für Kinos, Gaststätten und im Einzelhandel vor – also Zugang nur für | |
Geimpfte und Genesene. Der Bund organisiert für Dezember Millionen | |
zusätzliche Impfdosen. | |
Der nordrhein-westfälische Regierungschef Hendrik Wüst (CDU) forderte | |
konsequente Entscheidungen. Man dürfe „keine halben Sachen machen, sondern | |
müssen die vierte Welle entschlossen brechen“, sagte der Vorsitzende der | |
Ministerpräsidentenkonferenz (MPK) der Deutschen Presse-Agentur vor der | |
Schaltkonferenz. „Die Länder brauchen dazu den bewährten Instrumentenkasten | |
der Pandemiebekämpfung.“ Von Scholz zugesagte Nachbesserungen des | |
Infektionsschutzgesetz müssten konsequent geschehen. | |
Laut dem Entwurf von Donnerstagvormittag liegen folgende mögliche | |
Instrumente auf dem Tisch, es gab zunächst noch keine Beschlüsse: | |
Großveranstaltungen: Erwogen werden Zuschauer*innenbegrenzungen bei | |
überregionalen Sport-, Kultur- und anderen Großveranstaltungen auf 30 | |
Prozent der Kapazität. Dies könnte drinnen wie draußen gelten. In | |
Innenräumen könnte die Auslastung zudem bei 5.000 Zuschauer*innen | |
gedeckelt werden, im Freien bei 15.000. Nur Geimpfte und Genesene sollen | |
Zugang haben und auch medizinische Masken tragen müssen. | |
Clubs und Diskotheken: Clubs und Diskotheken sollen in Regionen mit hoher | |
Inzidenz wohl geschlossen bleiben müssen – offen war zunächst der Punkt, ob | |
eine Schwelle von 350 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner*innen binnen | |
sieben Tagen konsensfähig ist. | |
Einkaufen: Weitgehende Einigkeit herrschte über eine Ausweitung der | |
2G-Regel auf den Einzelhandel. Zutritt hätten dann nur noch Geimpfte und | |
Genesene. Ausnahmen waren für Geschäfte des täglichen Bedarfs wie | |
Supermärkte, Drogerien und Apotheken im Blick. 2G soll auch für | |
Gaststätten, Kinos und etwa Theater gelten – hier soll wohl auch zusätzlich | |
ein Coronatest verlangt werden können (2G plus). | |
Kontaktbeschränkungen: Strenge Beschränkungen für Ungeimpfte sollen | |
bundesweit kommen. Vorgeschlagen war, Treffen, an denen Ungeimpfte | |
teilnehmen, grundsätzlich auf den eigenen Haushalt und zwei Personen eines | |
anderen Haushalts zu beschränken. Kinder unter 14 Jahren sollten dann | |
ausgenommen sein. Der geschäftsführende Gesundheitsminister Jens Spahn | |
(CDU) sagte im ZDF-Morgenmagazin: „Was tatsächlich wichtig ist, ist quasi | |
ein Lockdown für Ungeimpfte.“ | |
Schulen: Laut Entwurf soll in allen Klassen Maskenpflicht gelten. | |
Impfungen: Bis Weihnachten soll allen eine Erst-, Zweit- oder | |
Auffrischimpfung ermöglicht werden. Dies könne bis zu 30 Millionen | |
Impfungen erfordern. Ein neuer Bund-Länder-Krisenstab im Kanzleramt soll | |
mögliche Logistikprobleme angehen. Da der Impfschutz nach einer gewissen | |
Zeit nachlässt, wurde auch eine Regelung erwogen, wonach der Status als | |
Geimpfter/Geimpfte nach einer gewissen Zeit auslaufen könnte. | |
Impfpflicht: Bund und Länder diskutierten laut dem Entwurf darüber, den | |
Ethikrat um eine Empfehlung zu einer allgemeinen Impfpflicht bis Jahresende | |
zu bitten. Scholz hatte gesagt, der Bundestag solle ohne Fraktionszwang | |
darüber entscheiden, er wolle dafür stimmen. Greifen könnte eine solche | |
Pflicht laut dem Entwurfspapier ab Februar 2022. | |
Für die Beschleunigung der Impfungen organisiert der Bund jetzt auch mehr | |
Impfdosen. Nach Verhandlungen mit dem Hersteller Moderna kann eine | |
Lieferung von zehn Millionen Dosen aus dem dritten Quartal 2022 auf | |
Dezember vorgezogen werden, wie aus neuen Informationen des | |
Gesundheitsministeriums hervorgeht. Dies entspricht 20 Millionen | |
„Booster“-Dosen, da bei Moderna eine halbe Dosis gespritzt wird. Zudem | |
sollen acht Millionen Moderna-Dosen mehr im Dezember kommen, weil die | |
Abgabe zugesagter Dosen an andere Länder über die internationale Initiative | |
Covax langsamer läuft. | |
Nachjustiert werden sollen auch Lieferungen des Impfstoffes von Biontech. | |
Nach einer Vereinbarung mit dem Hersteller könne ein Teil der wochenweise | |
aufgeteilten Lieferungen für Dezember vorgezogen werden, erläuterte das | |
Ministerium. Nach 2,9 Millionen Dosen in der kommenden Woche könnten die | |
Lieferungen an die Impfstellen in der Woche vom 13. Dezember dadurch auf | |
fünf Millionen Dosen aufgestockt werden. Die Menge der Folgewochen | |
reduziere sich dann entsprechend. Das Ministerium verhandelt zudem mit | |
anderen EU-Ländern, die ihre Biontech-Dosen aktuell nicht komplett | |
benötigen. Ziel sei, zwei bis drei Millionen zusätzliche Dosen im Dezember | |
übernehmen zu können. | |
Bei vielen Ärzten und Ärztinnen und anderen Impfstellen hatte es Proteste | |
ausgelöst, dass der Bund für den meistgenutzten Impfstoff von Biontech | |
kürzlich Bestell-Obergrenzen eingeführt hatte – da sich die Lager sonst zu | |
schnell zu leeren drohten. (dpa) | |
## Bund-Länder-Gipfel zu strengeren Maßnahmen hat begonnen | |
Die Spitzen von Bund und Ländern haben am Donnerstag ihre Beratungen über | |
die weitere Verschärfung der Corona-Maßnahmen aufgenommen. In der | |
Schaltkonferenz der Ministerpräsidenten mit der geschäftsführenden | |
Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und deren voraussichtlichem Nachfolger Olaf | |
Scholz (SPD) sollte ein umfangreiches Maßnahmenpaket beschlossen werden. | |
Nordrhein-Westfalens Regierungschef Hendrik Wüst (CDU) hatte als | |
Vorsitzender der Ministerpräsidentenkonferenz (MPK) vor Beginn der Runde | |
konsequente Entscheidungen im Kampf gegen die dramatisch hohen | |
Corona-Zahlen verlangt. | |
Auf dem Tisch liegt eine Reihe von Vorschlägen für strengere Auflagen. | |
Diese würden vor allem Ungeimpfte besonders hart treffen. So sind für sie | |
massive Kontaktbeschränkungen im Gespräch. Außerdem soll die 2G-Regel auch | |
auf den Einzelhandel ausgeweitet werden: Zutritt zu Geschäften hätten dann | |
nur noch Geimpfte und Genesene. Ungeimpfte dürften nur noch Geschäfte des | |
täglichen Bedarfs wie etwa Supermärkten, Drogerien und Apotheken betreten. | |
Für Regionen mit einer hohen Inzidenz zeichnet sich die Schließung von | |
Clubs und Diskotheken ab. Die zulässige Teilnehmerzahl bei | |
Großveranstaltungen, vor allem bei Fußballspielen, soll stark begrenzt | |
werden. (dpa) | |
## Söder bringt Impfpflicht für Kinder ab zwölf Jahren ins Spiel | |
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat eine Corona-Impfpflicht | |
für Kinder ab zwölf Jahren ins Spiel gebracht. „Darüber muss man | |
diskutieren“, sagte Söder am Mittwochabend im Bayerischen Rundfunk. | |
„Generell wäre es natürlich gut, wenn die Impfpflicht zumindest bei denen, | |
bei denen der Impfstoff schon erprobt ist, ab zwölf, auch stattfinden | |
würde.“ | |
Söder argumentierte, dass Jugendliche rasch geimpft werden könnten. Zudem | |
würde eine Impfpflicht auch für sie „die Schulen absolut sicher machen und | |
dazu führen, dass nicht nur die Klavierstunde, sondern auch der Tennisplatz | |
für die Jugendlichen ohne Probleme schnell machbar ist“. | |
Gegen eine Impfpflicht für Kinder sprach sich unterdessen der | |
SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach aus. „Ich bin für eine allgemeine | |
Impfpflicht. Aber das spricht nicht die Kinder an. Das ist klar“, sagte | |
Lauterbach am Mittwochabend im Sender RTL. (afp) | |
## Inzidenz wieder leicht sinkend | |
Das Robert-Koch-Institut (RKI) meldet 73.209 Neuinfektionen binnen 24 | |
Stunden. Das sind 2.752 Fälle weniger als am Donnerstag vor einer Woche, | |
als 75.961 gemeldet wurden. Die Sieben-Tage-Inzidenz sinkt auf 439,2 von | |
442,9 am Vortag. Der Wert gibt an, wie viele Menschen je 100.000 Einwohner | |
sich in den vergangenen sieben Tagen mit dem Coronavirus angesteckt haben. | |
Da vermehrt Gesundheitsämter mit den Meldungen der Infektionen nicht | |
hinterherkommen, ist die Zahl jedoch unter Vorbehalt zu sehen. 388 weitere | |
Menschen starben im Zusammenhang mit dem Virus. Damit erhöht sich die Zahl | |
der gemeldeten Todesfälle binnen eines Tages auf 102.178. Insgesamt fielen | |
in Deutschland bislang mehr als 5,97 Millionen Coronatests positiv aus. | |
(rtr) | |
## Maximal 15.000 Zuschauer*innen bei Großveranstaltungen | |
Veranstaltungen im Freien sollen bei der Teilnehmer*innenzahl auf | |
maximal 30 Prozent und maximal 15.000 Zuschauende begrenzt werden. Dies | |
geht aus einer aktuellen Beschlussvorlage für die | |
Ministerpräsidentenkonferenz von Bund und Ländern hervor, die der | |
Nachrichtenagentur Reuters vorliegt. Die Regelung betrifft auch Spiele der | |
Fußball-Bundesliga. Zudem soll eine Maskenpflicht gelten. Zutritt sollen | |
wie auch sonst nur Geimpfte oder Genesene haben (2G). Ergänzend kann | |
demnach ein aktueller Test vorgeschrieben werden (2GPlus). Die Möglichkeit | |
einer Absage von Veranstaltungen oder auch Geisterspiele im Sport wird in | |
Betracht gezogen, ist aber noch strittig. (rtr) | |
## Booster-Impfungen in Niedersachsen überschreiten Millionenmarke | |
Mehr als eine Million Menschen in Niedersachsen haben mittlerweile eine | |
Corona-Auffrischungsimpfung erhalten. Das geht aus Daten des Robert | |
Koch-Instituts vom Donnerstag hervor. Demnach stieg der Wert im Vergleich | |
zum Vortag um 75 398 auf rund 1,04 Millionen Booster-Impfungen. Das | |
entspricht etwa 13 Prozent der Bevölkerung des Landes. Binnen zwei Wochen | |
hat sich die Zahl der Auffrischungsimpfungen damit mehr als verdoppelt. | |
Vollständig geimpft sind in Niedersachsen laut RKI 70,5 Prozent der | |
Bevölkerung. Eine höhere Impfquote weisen lediglich Bremen, Hamburg, | |
Nordrhein-Westfalen, das Saarland und Schleswig-Holstein aus. (dpa) | |
## Scholz bei Joko und Klaas: Nur Impfen hilft | |
Der designierte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat sich in der | |
Fernsehsendung „Joko und Klaas 15 Minuten live“ mit einem | |
[1][eindringlichen Appell zum Impfen an die Zuschauer*innen] gewandt. | |
Jeder, der könne, solle sich gegen das Coronavirus immunisieren lassen, | |
sagte Scholz am Mittwochabend: „Nur das hilft.“ Alle Experten seien sich | |
einig, dass in Deutschland derzeit zu wenige Menschen geimpft seien. Das | |
sei der Grund dafür, dass Krankenhäuser und Intensivstationen wieder | |
vollliefen. | |
„Viele Geimpfte sorgen für eine stabile Infektionslage“, betonte Scholz in | |
der ProSieben-Sendung. Neu in der aktuellen vierten Welle der Pandemie sei, | |
dass die Linie zwischen Menschen mit mildem und schwerem Verlauf nicht mehr | |
zwischen Alten und Jungen verlaufe, sondern zwischen Geimpften und | |
Ungeimpften. Wer sich nicht impfen lasse, gefährde sich selbst, Kinder und | |
alle Mitmenschen, die sich aufgrund von Vorerkrankungen nicht impfen lassen | |
könnten. | |
Besuche auf Covid-Stationen hätten ihn „tief betroffen zurückgelassen“, | |
sagte der designierte Bundeskanzler. Er würdigte auch die besonderen | |
Belastungen für junge Menschen: „Es ist mir bewusst, dass Abstandhalten und | |
Jungsein nur sehr schlecht zusammenpassen.“ Die Lage sei schwer, die Lösung | |
liege aber auf der Hand. „Ich möchte, dass wir bis Weihnachten bis zu 30 | |
Millionen Impfungen in die Oberarme kriegen“, sagte er. Dazu sollten unter | |
anderem die Kapazitäten der Impfzentren deutlich erhöht werden. | |
Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) sind derzeit 68,6 Prozent der | |
gesamten Bevölkerung vollständig gegen das Coronavirus geimpft. Die geringe | |
Impfquote gilt als ein wesentlicher Grund für das Ausmaß der vierten | |
Pandemie-Welle. | |
Bund und Länder wollen sich im Tagesverlauf auf weitere Maßnahmen zum | |
Umgang mit der Coronapandemie verständigen. Nach einem informellen Treffen | |
der Regierungschefs und –chefinnen am Dienstag wurden bereits weitere | |
Einschränkungen für nicht gegen Covid-19 Geimpfte in Aussicht gestellt. | |
(epd) | |
## Stiko-Chef räumt Fehler ein | |
Der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission (STIKO), der emeritierte Ulmer | |
Virologe Thomas Mertens, hat im Gespräch mit dem ARD-Politikmagazin | |
Panorama erstmals eingeräumt, dass bestimmte Entscheidungen der Kommission | |
“aus der heutigen Perspektive“ zu spät erfolgt sind. So wäre es laut | |
Mertens “wahrscheinlich günstiger gewesen, mit dem Boostern früher | |
anzufangen“. | |
Warum die STIKO so lange für ihre Entscheidung brauchte, erklärte Mertens | |
in Panorama damit, “dass wir erst definieren, welche Daten brauchen wir, um | |
zu einer Empfehlung kommen zu können. Und wenn das festgelegt ist, dann | |
müssen diese Daten erhoben, erarbeitet werden. Und wenn diese Daten | |
vorliegen, dann fängt die STIKO an, diese Daten zu diskutieren.“ | |
Der ehemalige Leiter des israelischen Impfprogrammes, Ronnie Gamzu, zeigt | |
sich gegenüber Panorama schockiert über die Langsamkeit der deutschen | |
Kolleg:innen: “Das war einfach total falsch. Wir hatten klare Beweise, wir | |
haben die Daten. Es gab keine wissenschaftliche Basis dafür zu sagen, die | |
Auffrischimpfung bringe nur den Über-65- oder Über-70-Jährigen etwas. Wir | |
haben gesehen, dass die Zahl der Antikörper auch bei 40-Jährigen | |
zurückgeht. Was für Beweise braucht man denn noch?“ | |
Mertens entgegnete, man habe die “israelischen Daten und die Evidenz erst | |
aufarbeiten“ müssen. “Der Vergleich mit Israel ist an vielen Punkten nicht | |
möglich“, so Mertens. Die Evidenz in einem anderen Land sei eben nicht | |
einfach übertragbar. Für den Israeli Gamzu nicht nachvollziehbar: | |
Deutschland habe die einmalige Chance verpasst, anhand der israelischen | |
Daten in die Zukunft zu blicken. Diese zeigten, was in Deutschland drei | |
Monate später auch passiere. (ots) | |
## Hausärzte fordern anderen Verteilschlüssel für Corona-Impfstoff | |
Der Deutsche Hausärzteverband plädiert für einen anderen Verteilschlüssel | |
der Impfstoffe gegen das Coronavirus. „Hausärzte, Kinder- und Jugendärzte, | |
Gynäkologen, HNO- und Fachärzte für Inneres müssen deutlich mehr Impfstoff | |
zur Verfügung gestellt bekommen als andere“, forderte der erste | |
stellvertretende Vorsitzende Markus Beier in den Zeitungen der Essener | |
Funke Mediengruppe (Donnerstag): „Das sind die Praxen, in denen die Leute | |
sich massiv impfen lassen.“ | |
Momentan würden Impfstoffe „mit der Gießkanne verteilt und mit dem | |
Rasenmäher gekürzt“, kritisierte Beier: „Jeder, der eine Arztnummer hat, | |
kann gleichviel Impfstoff bestellen – die Hausärztin auf dem Land, die | |
tausend Menschen versorgt, genauso viel wie der Radiologe in einer Klinik | |
in der Stadt.“ Umgekehrt würden auch die Lieferungen für alle fast gleich | |
gekürzt. „Dort, wo viele Ärztinnen und Ärzte angestellt sind, gibt es viel | |
Impfstoff, dort wo die Anzahl geringer ist, wenig“, sagte er den | |
Funke-Zeitungen. Der ländliche Raum werde dadurch strukturell | |
benachteiligt. „Wenn die Kampagne in dem Stil weiterläuft, wird man auf dem | |
Land bald keine Termine mehr vereinbaren können“, kritisierte Beier. | |
„Nun auch noch die Apotheken und Zahnärzte ins Boot zu holen, ist eine | |
vollkommene Absurdität“, sagte der stellvertretende Vorsitzende. „Weitere | |
Bezugsberechtigte beschleunigen die Impfkampagne nicht, sondern verzögern | |
sie eher.“ (epd) | |
## Lauterbach dringt auf strengere Maßnahmen | |
Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach dringt vor der | |
Ministerpräsidentenkonferenz auf deutlich strengere Maßnahmen, um die | |
vierte Coronawelle zu brechen. „Erstens müssen alle Schülerinnen und | |
Schüler bis zu den Weihnachtsferien Masken im Unterricht tragen und sich | |
täglich in der Schule testen lassen“, sagt er der Rheinischen Post. | |
„Zweitens sollten die Kontakte [2][Ungeimpfter bundesweit] stark reduziert | |
werden, am besten auf nur noch eine Person außerhalb des eigenen | |
Haushalts.“ Drittens brauche es flächendeckend 2G-Regeln im öffentlichen | |
Leben, auch im Einzelhandel. „Weil aber 25 Prozent der Infektionen durch | |
vollständig Geimpfte weitergegeben werden, sollte 2Gplus beispielsweise in | |
Restaurants zur Pflicht werden.“ Viertens sollten umgehend alle Bars, Clubs | |
und Diskotheken schließen, bis die vierte Welle vorüber sei. „Und fünftens | |
sollten alle Krankenhäuser in Deutschland sofort auf einen Notbetrieb | |
umschalten und alle planbaren Operationen verschieben, um genug Kapazitäten | |
für [3][Coronapatient*innen und Notfälle] freizuhalten.“ | |
Kurz vor den Beratungen von Bund und Ländern spricht sich auch der | |
geschäftsführende Kanzleramtsminister Helge Braun (CDU) für einen | |
Inzidenzwert zwischen 300 und 400 aus, ab dem strenge Maßnahmen zur | |
Corona-Eindämmung ergriffen werden sollten. „Solange wir ungeimpft waren, | |
war klar: Ab einem Wert von 100 wird es gefährlich. Ein Handeln ab einer | |
Inzidenz von 1.000, wie einige Länder das derzeit machen, ist viel zu spät. | |
Wir brauchen eine Grenze, die meines Erachtens – mit Blick auf den | |
Impferfolg Stand jetzt – etwa einer Inzidenz von 300 bis 400 entspricht“, | |
sagt Braun der Rheinischen Post. Daraus folge, dass die Kontaktreduktion | |
bei Ungeimpften sehr groß sein müsse. „Abstand- und Maskenregel müssen für | |
alle gelten, alles Weitere beraten wir. Doch klar ist: Die Infektionsrate | |
unter Ungeimpften ist zurzeit zehn Mal so hoch wie unter Geimpften.“ Ihm | |
sei bewusst, dass eine Impfpflicht in der Gesellschaft zu Spaltung führe, | |
„aber eine nicht enden wollende Pandemie eben auch.“ (rtr) | |
## Bremer Bürgermeister gegen Einschränkungen für Geimpfte | |
Der Bremer Bürgermeister Andreas Bovenschulte spricht sich im Kampf gegen | |
die vierte Coronawelle gegen Einschränkungen für Geimpfte aus. Mit den | |
heute zu beschließenden Regeln werde es einen Lockdown für Ungeimpfte | |
geben, sagt der SPD-Politiker im ZDF Morgenmagazin. „Wogegen ich mich immer | |
ausgesprochen habe, ist ein Lockdown für Geimpfte. Das würde unserer | |
Impfstrategie diametral entgegenstehen.“ Es müsse ein Unterschied gemacht | |
werden zwischen Geimpften und Ungeimpften, da sich Geimpfte seltener | |
ansteckten. Falls doch, seien ihre Krankheitsverläufe milder und sie | |
stellten wegen der geringeren Virenlast auch eine geringere Gefahr für | |
andere dar. Die Impfquote in Bremen liegt mit über 80 Prozent deutlich über | |
dem Bundesdurchschnitt von knapp 69 Prozent. (rtr) | |
## Einzelhandel fürchtet Verluste | |
Der Einzelhandel befürchtet durch bundesweite 2G-Regeln Umsatzrückgänge und | |
Arbeitsplatzverluste. „Mitten im Weihnachtsgeschäft verlieren die | |
betroffenen Einzelhändler bis zu 50 Prozent ihrer Umsätze“, sagt Stefan | |
Genth, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Deutschland (HDE), den | |
Zeitungen der Funke Mediengruppe. „Das ist nach den ohnehin schon | |
kräftezehrenden Lockdowns der vergangenen Monate für viele nicht zu | |
verkraften.“ Die 2G-Regelungen für den Einzelhandel führten zu einem | |
erhöhten Kontrollaufwand und in der Folge zu Schlangen vor den Geschäften. | |
Das schrecke viele Kunden von einem Einkauf ab. | |
Auch das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) erwartet, dass eine | |
Ausweitung der 2G-Regel dem Einzelhandel und dem Gastgewerbe Umsatzeinbußen | |
bringen wird. „Wir gehen davon aus, dass 2G beim stationären Einzelhandel | |
zu Umsatzeinbußen im Dezember von etwa 5,3 Milliarden Euro führen würde“, | |
sagte IW-Experte Christian Rusche dem RedaktionsNetzwerk Deutschland. Dabei | |
müsse man bedenken, dass die Betriebe bereits im zweiten Jahr im wichtigen | |
Weihnachtsgeschäft unter massiven Beschränkungen leiden. „Eine | |
flächendeckende Einführung von 2G würde vor allem kleinere Betriebe sehr | |
hart treffen. Vieles spricht dafür, dass zahlreiche Inhaber überlegen | |
würden, ob es sich noch lohnt, das Geschäft zu öffnen. Aus diesem Grund | |
wäre es sinnvoll, die finanziellen Hilfen für die betroffenen | |
Handelsunternehmen auszuweiten und bürokratische Hürden bei der Gewährung | |
der Hilfen zu beseitigen.“ (rtr) | |
## Moderna plant Impfung gegen Omikron | |
Der US-Pharmakonzern Moderna könnte nach eigenen Angaben eine gezielte | |
Auffrischungsimpfung für Omikron ab März entwickelt und für einen | |
Zulassungsantrag in den USA bereit haben. Moderna-Präsident Stephen Hoge | |
sagt der Nachrichtenagentur Reuters, der ganze Vorgang könne drei bis vier | |
Monate dauern. „Die Omikron-spezifischen Booster kommen realistischerweise | |
nicht vor März und vielleicht eher im zweiten Quartal.“ (rtr) | |
## Corona-Neuinfektionen in Südafrika binnen eines Tages fast verdoppelt | |
Nach Entdeckung der neuen Omikron-Variante des Coronavirus in Südafrika | |
steigen dort die Infektionszahlen dramatisch an. Innerhalb eines Tages habe | |
sich die Zahl der bestätigten Neuinfektionen fast verdoppelt, von 4.373 am | |
Dienstag auf 8.561 am Mittwoch, teilten die Gesundheitsbehörden mit. | |
Es bestehe die Möglichkeit, dass es eine weitere Verdopplung oder | |
Verdreifachung der Fälle geben werde, sagte Nicksy Gumede-Moeletsi, | |
Virologin für die Weltgesundheitsorganisation WHO in der Region, der | |
Nachrichtenagentur AP. | |
Ob tatsächlich Omikron für den Anstieg der Fallzahlen verantwortlich ist, | |
ist noch unklar. In Südafrika mit seinen rund 60 Millionen | |
Einwohner*innen waren im Juni und Juli mehr als 20.000 Neuinfektionen | |
pro Tag verzeichnet worden, also noch deutlich mehr als jetzt. Anfang | |
November wurden im Schnitt rund 200 Neuinfektionen pro Tag gemeldet, dann | |
gingen die Zahlen aber wieder deutlich nach oben. Während Anfang November | |
noch rund 1 Prozent der Tests positiv ausfielen, waren es am Mittwoch 16,5 | |
Prozent. | |
Um herauszufinden, ob jemand an der Omikron-Variante erkrankt ist, müssen | |
die Genome des Virus sequenziert werden. In 74 Prozent der im November | |
untersuchten Genome sei Omikron entdeckt worden, teilte das südafrikanische | |
Institut für übertragbare Krankheiten am Mittwoch mit. | |
Expert*innen untersuchen derzeit, ob Omikron durch seine Mutationen | |
leichter übertragbar ist als die im Moment vorherrschende Delta-Variante | |
des Coronavirus und ob Impfstoffe noch ausreichend effektiv dagegen sind. | |
(ap) | |
2 Dec 2021 | |
## LINKS | |
[1] https://www.youtube.com/watch?v=5vS0zM6aLl0 | |
[2] /Vorurteile-gegen-Ungeimpfte/!5815856 | |
[3] /Intensivarzt-zur-Coronalage-in-Sachsen/!5815690 | |
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