| # taz.de -- Ukraine-Krise: Beide Seiten müssen deeskalieren | |
| > Joe Biden und Wladimir Putin wollen am Dienstag reden. Um eine Eskalation | |
| > abzuwenden, müssen sich beide bewegen. | |
| Bild: Unklare Lage: Ukrainischer Soldat an der Grenze zu Belarus | |
| Der seit Jahren ständig eskalierende Konflikt zwischen [1][Russland und den | |
| Mitgliedsstaaten der NATO] um die Ukraine hat einen kriegsgefährlichen | |
| Höhepunkt erreicht. [2][Das Gipfeltelefonat am Dienstag zwischen den | |
| Präsidenten Wladimir Putin und Joe Biden] kann nur dann zu einer | |
| Entschärfung beitragen, wenn beide Seiten sich bewegen. | |
| Die in der Brüsseler NATO-Zentrale und den westlichen Hauptstädten erhobene | |
| sowie in den meisten Medien sekundierte Forderung, nur Putin müsse einen | |
| Schritt machen und die in der Tat besorgniserregende Konzentration von | |
| Truppen und schweren Waffen im Grenzgebiet zur Ukraine beenden, wird | |
| scheitern. | |
| Denn diese einseitige Forderung folgt dem im Westen weitverbreiteten | |
| Narrativ, die Konfrontation in den Beziehungen mit Moskau habe erst mit | |
| Russlands völkerrechtswidriger Annexion der Krim im März 2014 und der | |
| seitdem anhaltenden Unterstützung der Sezessionisten im Donbas begonnen. | |
| Dieses Narrativ ist falsch. Die Verschlechterung der Beziehungen begann | |
| bereits mit der NATO-Osterweiterung, die ab 1996 vollzogen wurde. | |
| Es wurde das Versprechen gebrochen, das US-Außenminister James Baker, | |
| Bundeskanzler Helmut Kohl und Außenminister Hans-Dietrich Genscher dem | |
| sowjetischen Präsidenten Michail Gorbatschow Anfang Februar 1990 | |
| nachweislich gegeben hatten. Die Osterweiterung war ein schwerer | |
| historischer Fehler der Nato. | |
| Man hätte stattdessen auf das von [3][Gorbatschow] vorgeschlagene | |
| „Gemeinsame Haus Europa“ und ein kollektives, auch für Polen und die | |
| baltischen Staaten verlässliches Sicherheitssystem mit Russland im Rahmen | |
| der OSZE setzen sollen. Heute ist es wahrscheinlich leider nicht mehr | |
| revidierbar. Doch die NATO könnte zurücknehmen, der Ukraine eine | |
| Mitgliedschaft in Aussicht zu stellen. | |
| Dieser Schritt ist, nachdem inzwischen eine Forderung Putins auf dem Tisch | |
| liegt und Biden im Vorfeld des morgigen Telefonats „rote Linien“ Russlands | |
| bereits abgelehnt hat, sicher schwieriger geworden. Es gibt jedoch auch | |
| andere [4][Deeskalationsschritte], die bilateral oder auch unilateral | |
| gemacht werden könnten. Am dringendsten wäre der sofortige Wiederbeitritt | |
| zum „Open Skies-Abkommen“ über vertrauensbildende Maßnahmen im Luftraum. | |
| Wie dringend diese Maßnahme wäre, unterstreicht die Beinahe-[5][Kollision | |
| eines russischen Passagierflugzeuges] mit einem westlichen Aufklärungsjet | |
| über dem Schwarzen Meer am Samstag. Weitere hilfreiche | |
| Deeskalationsschritte wären die Einstellung der militärischen Unterstützung | |
| Russlands für die Separatisten im Donbas und der USA für die Regierung der | |
| Ukraine sowie der Rückzug aller Truppen beiderseits der Grenze. | |
| 6 Dec 2021 | |
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| ## AUTOREN | |
| Andreas Zumach | |
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