# taz.de -- Tennis-Boykott gegen China: Sportliche Solidarität | |
> Der Weltverband der Tennis-Frauen sagt seine Turniere in China ab. Er | |
> stellt sich damit hinter die von Peking bedrängte Spielerin Peng Shuai. | |
Bild: Peng Shuai jubelt nach einem Sieg gegen Venus Williams bei den China Open… | |
Spektakulär ist schon die Entscheidung. Die WTA, die Vereinigung der | |
professionellen Tennisspielerinnen, setzt ihre Turniere 2022 in China aus. | |
Nicht minder spektakulär ist die Begründung für diesen kostspieligen | |
Boykott, der in der internationalen Sportwelt einiges in Rutschen bringen | |
könnte. „Chinas politische Führung hat der WTA keine andere Wahl gelassen�… | |
heißt es in der Erklärung des WTA-Chefs Steve Simon. Die chinesische Seite | |
habe nicht nachweisen können, dass [1][die Tennisspielerin Peng Shuai frei | |
und unbedroht] sprechen könne, nachdem sie dem früheren chinesischen | |
Vizepremier Zhang Gaoli über die sozialen Netzwerke vorgeworfen hatte, sie | |
vergewaltigt zu haben. | |
Was sollen wir mit all dem Geld aus China anfangen, wenn die Grundlagen | |
unseres Sports zerstört werden, zu denen auch der Schutz seiner | |
Akteur:innen vor physischer, psychischer und sexueller Gewalt gehört. Es | |
gibt Grenzüberschreitungen, denen man nicht – wie es das IOC für sich | |
beansprucht – mit „stiller Diplomatie“ begegnen kann, sondern nur mit ein… | |
lauten Aufschrei. So liest sich das Statement der WTA. | |
Das Bekenntnis der WTA zur Alternativlosigkeit seiner Entscheidung | |
[2][bringt das Internationale Olympische Komitee in Bedrängnis]. Denn im | |
IOC meint man, nach wie vor wählen und abwägen zu können zwischen dem | |
Wohlergehen seiner Sportler:innen und dem seiner Geschäfte. Im | |
Zweifelsfall wird den Geschäften größeres Gewicht zugemessen. Dass der | |
Hauptsitz des IOC in Lausanne dann wie die Außenstelle eines chinesischen | |
Propagandaministeriums wirkt, ist in die interne Kosten-Nutzen-Abwägung | |
offenbar eingepreist. | |
So berichtete IOC-Präsident Thomas Bach [3][nach einem Telefonat mit Peng | |
Shuai], ihr gehe es gut und sie wünsche, dass ihre Privatsphäre respektiert | |
werde. Der Eindruck drängt sich auf, Bach habe mehr störungsfreie | |
Olympische Winterspiele und chinesische Verdienstorden im Sinn als den | |
Schutz und die Rechte von Peng Shuai. Die WTA-Erklärung wirft die wichtige | |
Frage auf, ob und wo das IOC noch Grenzen ziehen will im Zusammenspiel mit | |
autoritären Staaten. Gibt es selbst bei augenscheinlichen | |
Menschenrechtsverletzungen stets eine Alternative zum Boykott? | |
Bislang hielt sich der olympische Dachverband solche Debatten vom Hals, | |
indem er unter anderem die Sphären Sport und Politik künstlich voneinander | |
getrennt abhandelte. Mit Peng Shuai ist nun aber eine Sportlerin von | |
Zensur, Gewalt und Einschüchterung eines autoritären Regimes bedroht. Wenn | |
die stillen Diplomaten vom IOC nicht bald Ergebnisse liefern, wird es immer | |
mehr Aufschreie geben. Gut, dass die WTA einen Anfang gemacht hat. | |
2 Dec 2021 | |
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## AUTOREN | |
Johannes Kopp | |
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