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# taz.de -- WTA streicht Tennisturniere in China: Harter Aufschlag
> Die WTA stellt sich hinter die Tennisspielerin Peng Shuai, die einem
> KP-Bonzen Vergewaltigung vorwirft. Das IOC setzt auf stille Diplomatie.
Bild: Peng Shuai bei einem Match während der Australian Open 2020
Billie Jean King ist stolz auf den Verband, dessen Gründung 1973 auf ihre
Initiative zurückgegangen ist. „Die WTA ist auf der richtigen Seite der
Geschichte, wenn sie unseren Spielerinnen beisteht“, [1][twitterte die
39-fache Grand-Slam-Siegerin], nachdem der Chef der
Tennisspielerinnenvereinigung WTA verkündet hatte, dass sein Verband
vorerst alle Turniere in der Volksrepublik China absagen wird. [2][Steve
Simon machte in seinem Statement klar], dass er die Entscheidung für
alternativlos hält. Er stellte sich damit hinter Peng Shuai, die
Tennisspielerin, die in einem Social-Media-Post Zhang Gaoli, Chinas
ehemaligen Vizepremier, [3][beschuldigt hat, sie vergewaltigt zu haben].
Nachdem der Post vom 2. November schnell gelöscht war, verschwand Peng
Shuai aus der Öffentlichkeit. Als der Verdacht aufkam, sie werde
festgehalten, wurden [4][über Kanäle staatlicher Medien zwei Videos
verbreitet], die Peng Shuai in der Öffentlichkeit zeigen. Für den
Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees, Thomas Bach, wurde
ein Videotelefonat mit der dreimaligen Olympiateilnehmerin arrangiert.
Auch das IOC, das im Februar seine Winterspiele in Peking ausrichten lassen
wird, stand unter Druck. Mit dem Telefonat hofften die Olympier wohl, ein
wenig davon aus dem Kessel nehmen zu können.
Die WTA jedoch traut dem arrangierten Frieden nicht. Steve Simons fordert
vielmehr „einen nachprüfbaren Beweis dafür, dass Peng Shuai die Freiheit
und Möglichkeit hat, ohne Einflussnahme oder Einschüchterungen zu
sprechen“. Außerdem forderte er die sexuellen Übergriffe betreffend eine
transparente Aufklärung der Vorwürfe. Ein derart offene Konfrontation mit
China hat noch kein Sportverband gesucht. Zu wichtig ist China als
Finanzier. Auch die WTA, die die wichtigste Turnierserie im Tennissport
veranstaltet, rechnete mit hohen Umsätzen in China. Für die kommende Saison
waren dort elf große Turniere geplant. Nach der coronabedingten Einstellung
des internationalen Sportbetriebs in China war man gerade dabei, über das
Hochfahren des Turniergeschehens in China zu verhandeln. Das ist nun
vorbei.
Dass es bei der Auseinandersetzung um mehr geht als den Fall Peng Shuai,
auch das machte Simon in seiner Erklärung deutlich. „Wenn mächtige Leute
die Stimme von Frauen unterdrücken und Anschuldigungen sexuelle Übergriffe
betreffend unter den Teppich kehren können, dann erleidet die
Gleichberechtigung für Frauen, die Grundlage, auf der die WTA fußt, einen
schweren Rückschlag.“
## Das IOC hält sich zurück
Mit solchen grundsätzlichen Fragen befasst sich das IOC nicht. Einer
[5][Stellungnahme vom Donnerstag] ist zwischen den Zeilen zu entnehmen, was
man vom Vorgehen der WTA hält: nichts. Das IOC bevorzuge „stille
Diplomatie“, heißt es da. „Auf Basis der Erfahrung von Regierungen und
anderen Organisationen sei das der meistversprechende Weg, zu effektiven
Lösungen in solchen humanitären Fragen zu kommen.“ Ein IOC-Team hat, so
steht es in der Stellungnahme, ein weiteres Videotelefonat mit Peng Shuai
geführt. Im Januar habe man sich zu einem persönlichen Treffen verabredet.
Welche Vorwürfe im Raum stehen, wird in dem Statement nicht erwähnt.
Für das IOC, dessen Pekinger Spiele wegen der Menschenrechtssituation im
Land ohnehin in der Kritik stehen, ist der Fall auch deshalb von besonderer
Brisanz, weil der beschuldigte Zhang Gaoli einer der führenden
Olympiaplaner in China war. Er stand der „Zentralen Führungsgruppe für die
Arbeit an den 24. Olympischen Winterspielen“ der Kommunistischen Partei
Chinas vor und traf als solcher IOC-Chef Thomas Bach auch persönlich. Man
kennt sich also. Für die Aufklärung derart heikler Vorwürfe, wie sie im
Raum stehen, ist das alles andere als eine gute Voraussetzung.
2 Dec 2021
## LINKS
[1] https://twitter.com/BillieJeanKing/status/1466144144783462404
[2] https://www.wtatennis.com/news/2384758/steve-simon-announces-wta-s-decision…
[3] /MeToo-in-China/!5812994
[4] /Raetsel-um-verschwundene-Tennisspielerin/!5812627
[5] https://olympics.com/ioc/news/ioc-statement-on-the-situation-of-peng-shuai
## AUTOREN
Andreas Rüttenauer
## TAGS
Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
China
Frauenrechte
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Tennis
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