| # taz.de -- Regiedebüt „Bruised“ von Halle Berry: Verletzt ist auch ihre S… | |
| > Die Schauspielerin Halle Berry spielt in ihrem Regiedebüt „Bruised“ eine | |
| > Mixed-Martial-Arts-Champion. Sie zeigt Muskeln und blaue Flecken. | |
| Bild: Bei Jackie Justice (Halle Berry) gibt es berufsbedingt öfter was aufs Au… | |
| Doch, doch, es tut sich was: Immer mehr Hollywood-Schauspielerinnen | |
| entdecken, dass ein Rollenwechsel möglich ist und sie, statt passiv auf | |
| bessere Angebote zu warten, sich aktiv um interessante Projekte bemühen | |
| können. Und dann sogar selbst Regie führen! | |
| Nach Robin Wright mit „Abseits des Lebens“ (der coronabedingt nur einen | |
| kurzen Kinostart bei uns hatte), [1][Rebecca Hall mit „Passing“ (seit | |
| Oktober auf Netflix)] und Maggie Gyllenhaal mit der | |
| Elena-Ferrante-Verfilmung „The Lost Daughter“ (der nach seiner | |
| Venedig-Premiere bereits als heißer Oscar-Kandidat gehandelt wird) stellt | |
| nun Oscar-Preisträgerin Halle Berry auf Netflix ihr Regiedebüt vor. Die | |
| Hauptrolle hat sie auch gleich selbst übernommen. | |
| Was mag Berry am Drehbuch wohl gefunden haben? „Bruised“ erzählt die im | |
| Übermaß vertraute Geschichte vom abgehalfterten Champion, der noch einmal | |
| eine Chance bekommt, mit zweifach veränderten Vorzeichen: Der Champion ist | |
| eine Sie, und die Sie ist Afroamerikanerin. Beim Sport, in dem sich Berrys | |
| Figur der „Jackie Justice“ schlägt, handelt es sich um Mixed Martial Arts, | |
| im Englischen auch als „Cagefighting“ bezeichnet. Dass sie aus ebendiesem | |
| „Käfig“ während eines Kampfes geflohen ist, markierte den Niedergang von | |
| Jackie Justice. | |
| Zu Beginn des Films wird die traumatische Szene aus der subjektiven | |
| Perspektive von Jackie gezeigt. Danach ist klar, dass der Titel „Bruised“ �… | |
| „Verletzt“ beziehungsweise „Voller blauer Flecke“ – sich nicht nur auf | |
| Jackies von Hämatomen übersätes Gesicht bezieht. Verletzt ist natürlich | |
| auch ihre Seele. Und das nicht nur von diesem einen Kampf. | |
| Einerseits folgt Regisseurin Berry eine Spur zu pflichtschuldig den leider | |
| sehr vorhersehbaren Plotpoints des Drehbuchs: Jackie, die zusammen mit | |
| ihrem Manager/Lebenspartner eine von Alkohol und explosiven Streits | |
| gezeichnete Depri-Existenz führt, bekommt überraschend das Angebot auf | |
| einen echten Liga-Kampf. | |
| Als mit dem sechsjährigen Manny (Danny Boyd Jr.) auch noch ihr vormals von | |
| ihr aufgegebener Sohn erneut in ihr Leben tritt, fasst sie den Entschluss, | |
| sich beim Kampf nicht nur auf ihre innere Wut zu verlassen, sondern gut | |
| vorbereitet sein und nimmt deshalb die Dienste der MMA-Trainerin Buddhakan | |
| (Sheila Atim mit großartiger Ausstrahlung) in Anspruch. Wie im Genre | |
| üblich, werden in den Wochen des Trainings nun nicht nur die Muskeln | |
| gestählt, sondern vor allem wird die Psyche neu aufgestellt. | |
| Was dem Script an Originalität fehlt, macht Berry in ihrer Doppelfunktion | |
| als Regisseurin und Hauptdarstellerin wett: Da ist die atmosphärische | |
| Beschreibung einer Unterschichten-Existenz in New Jersey, mal nicht als | |
| gangdominiertes „Ghetto“, sondern als beengte, freudlose, | |
| Junk-Food-geprägte Häuslichkeit. | |
| Und da ist [2][Berry selbst, die ihrem Alter zum Trotz – sie ist Mitte 50!] | |
| – ihrer Rolle eine sportlich-vitale, physische Intensität verleiht, die den | |
| Zuschauer Muskelkater, Schweiß und blaue Flecke unmittelbar miterleben | |
| lässt. Und der Schlusskampf gegen „Lady Killer“ (gespielt von der echten | |
| MMA-Champion Valentina Shevchenko) reißt dann selbst noch die Skeptiker | |
| mit. | |
| 25 Nov 2021 | |
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| ## AUTOREN | |
| Barbara Schweizerhof | |
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