# taz.de -- Schlappe für US-Demokraten in Virginia: Bidens Niederlage | |
> Die Partei des US-Präsidenten hat in Virginia einen Gouverneursposten | |
> verloren. Psychologisch haben die Republikaner jetzt Oberwasser. | |
Bild: Da glaubte sich Biden noch auf dem Weg nach oben. Wahlkampf in Virginia a… | |
Am ersten Jahrestag seiner Wahl zum US-Präsidenten hätte Joe Biden kaum | |
schlechtere Nachrichten bekommen können. Virginia, der Bundesstaat, den er | |
2020 haushoch gewonnen hatte, wird einen republikanischen Gouverneur | |
bekommen. Die Zitterpartie bei der als sicheres demokratisches Terrain | |
betrachteten Gouverneurswahl in New Jersey ist ein weiterer Tiefschlag. | |
Für Biden ist diese Niederlage eine persönliche. Nicht nur, weil er | |
Virginia zur Chefsache gemacht hat und persönlich mehrfach vor Ort | |
Wahlkampfhilfe leistete, sondern auch, weil die erfolgreiche Kampagne des | |
Republikaners [1][Glenn Youngkin] in Virginia das Ende seiner | |
ambitionierten Vorhaben in der Sozial-, Klima- und Wirtschaftspolitik | |
einleiten könnte. | |
Institutionell ändert sich nach Virginia zunächst wenig. Ein US-Gouverneur | |
bestimmt nicht die nationale Politik. Aber psychologisch hat Youngkins | |
Wahlsieg alles verändert. Er hat den RepublikanerInnen das Gesicht und den | |
Namen eines Siegers gegeben, der nicht Donald Trump ist, selbst wenn er | |
politisch für ähnliche Positionen steht. Und er hat vorgeführt, dass der | |
Kulturkrieg an den Schulen, den die Republikaner USA-weit angezettelt | |
haben, wahltaktisch funktioniert. Seit Dienstag steht fest, dass die | |
Republikaner daran zumindest bis zu den Halbzeitwahlen festhalten werden. | |
Während sich die [2][Demokratische Partei] in Virginia auf die | |
Gleichstellung „Youngkin ist wie Trump“ und damit auf die Angst vor einer | |
Rückkehr des Ex-Präsidenten konzentrierte, hielt Youngkin selbst Trump auf | |
Armlänge fern. Er vermied gemeinsame Auftritte – womit er es schaffte, | |
trumpkritische Republikaner zurückzugewinnen – aber er übernahm zugleich | |
die Thesen des Ex-Präsidenten (von der Aushöhlung des Rechts auf Abtreibung | |
bis hin zu den Lügen über den angeblichen Betrug bei den letzten | |
Präsidentschaftswahlen) – und bekam so auch die Stimmen der harten | |
Trump-Basis. | |
Die Partei des Präsidenten hat traditionell Verluste bei den ersten | |
Gouverneurswahlen nach den Präsidentschaftswahlen. Diesmal war die Lage | |
besonders verfahren, weil die Demokraten zwar große Wirtschafts- und | |
Sozialreformen versprochen haben, sie jedoch nicht eingelöst haben- das | |
Reformpaket scheiterte auch aufgrund innerer Parteikämpfe. | |
Nach Virginia ist die Gefahr groß, dass noch mehr Demokraten im US-Kongress | |
ihre Zustimmung zu Bidens Reformen zurückziehen. Sollte es dazu kommen, | |
wird die Partei im nächsten Jahr ihre ohnehin schwache Mehrheit im | |
[3][Kongress] verlieren. In der zweiten Hälfte seiner Amtszeit wäre Biden | |
damit zur Untätigkeit verdammt. | |
Aber noch ist es nicht zu spät. Zwölf Monate in der Politik können – auch | |
das hat Virginia gezeigt – viel verändern. Wenn die DemokratInnen die | |
Reformen durchsetzen, können sie den absurden Kulturkrieg beenden. Und sie | |
können ihre eigene Politik, die den Lebensstandard sehr vieler radikal | |
verbessern wird, als Argument benutzen. Biden muss nun hoffen, dass nach | |
Virginia ein Ruck durch die Demokratische Partei geht. | |
3 Nov 2021 | |
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## AUTOREN | |
Dorothea Hahn | |
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