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# taz.de -- Enthüllungen durch Pandora Papers: Steueroasen an den Kragen
> Die Pandora Papers haben den Steuerbetrug der Superreichen aufgedeckt.
> Die Enthüllungen sind ein Gesamtkunstwerk internationaler
> Journalist:innen.
Bild: Demonstration neben dem Gebäude des Wirtschaftsministeriums in Brasilien
Sie haben es getan. Wieder einmal. Es ist ein Scoop – aber einer ohne
journalistischen Standesdünkel, ohne Hickhack um die exklusivste, die
schnellste Story. Und unter einem äußerst geheimnisvollen Namen. Die
[1][Pandora Papers] belästigen derzeit die Finanz- und Politwelt. Nach den
Panama und Paradise Papers folgte nun der nächste Schlag mit dem P gegen
Steueroasen.
Dahinter steckt erneut das internationale
[2][Journalist:innennetzwerk ICIJ]. Millionen Datensätze von 14
Unternehmen, darunter Kanzleien, hat sich das Reporter:innenteam
vorgenommen, monatelang ausgewertet, recherchiert, Superreiche mit ihren
zweifelhaften Deals konfrontiert. Zeitgleich wurden die Berichte Anfang der
Woche veröffentlicht.
Auch diesmal sind die Enthüllungen äußerst brisant. Mehr als 300
Politiker:innen aus fast 100 Ländern sind unter den Übeltäter:innen,
Promis sind dabei, Unternehmer:innen. Sie kommen aus [3][Tschechien], der
Ukraine, Russland, Kenia, Kongo, Chile oder Jordanien. Und sie alle stehen
im Verdacht, Millionen in Steueroasen zu bunkern oder Geschäfte über
sogenannte Briefkastenfirmen abzuwickeln.
Insbesondere in Schwellen- und Entwicklungsländern zeigen die Leaks, wie
das System Selbstbereicherung funktioniert. Es handelt sich um nichts
Geringeres als das berühmte Erdbeben, das die über Jahre aufgebauten Oasen
des Geldverschiebens erschüttert.Die Praxis ist unlauter, aber nicht
zwingend illegal. Das Problem sind die Steuergesetze, die sich jedes Land
selbst zusammenzimmert. Gerichte müssen nun klären, ob es sich um
Steuerhinterziehung handelt oder um Steuervermeidung.
## Schulterklopfen und Solidarität mit Reporter:innen weltweit
Das Leak ist ein weltweites Gesamtkunstwerk, eine Teamarbeit gegen
Ungerechtigkeiten, gegen diejenigen, die sich, getrieben von Gier, die Mühe
machen, nach Schlupflöchern im Finanzwesen zu suchen – und dabei weltweit
auf willige Helfer:innen stoßen. Klar, die aufwendigen Recherchen sind
nicht nur selbstloses Interesse von Journalist:innen. Natürlich geht es
auch um die volle Ladung Schulterklopfen, das Hoffen auf internationalen
Erfolg, um die berühmten „more than five minutes of fame“.
Aber auch darum, über den internationalen Zusammenschluss die
Kolleg:innen zu schützen, die in ihren Ländern nicht frei arbeiten
können, die bei unliebsamer Berichterstattung mit Repressionen rechnen
müssen. So wie etwa in Jordanien. Das Medium, das dort über das Königshaus
und die Pandora Papers berichtet hatte, bekam Besuch vom Geheimdienst.
Wann erscheinen die nächsten P-Papers? Sicher ist, sie werden kommen. Mit
dem Schmutz bleibt der Drang, diesen zu leaken.
8 Oct 2021
## LINKS
[1] /Pandora-Papers-decken-Steuertricks-auf/!5801469
[2] https://www.icij.org/investigations/pandora-papers/
[3] /Vorwuerfe-gegen-Tschechiens-Premier/!5801470
## AUTOREN
Tanja Tricarico
## TAGS
Kolumne Grandios geglückt
Panama Papers
Steueroase
Paradise Papers
Steueroasen
Panama Papers
Andrej Babis
Briefkastenfirmen
Schwerpunkt Bundestagswahl 2025
Unternehmen
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