# taz.de -- Debatte um gegenderte Sprache: Nur noch neutral | |
> Christine Lambrecht will Gendersterne, Unterstriche und Co. aus | |
> Behördendokumenten verbannen. Eine bemerkenswerte Kehrtwende. | |
Bild: Wird bei gendergerechter Sprache unbehaglich: Justizministerin Christine … | |
Frauenministerinnen scheinen ein Problem mit dem [1][Gendern] zu haben. So | |
sorgte einst Kristina Schröder, eine CDU-Vorgängerin im Amt, für Lacher mit | |
ihrem Vorschlag, Gott zu neutralisieren: Aus „der Gott“ sollte „das Gott�… | |
werden. Weil „die Gott“ oder „die Göttin“ sprachlich ungewohnt sei. Un… | |
Die Verweiblichung der himmlischen Fügung hätte die männliche Herrlichkeit | |
doch sehr genervt. | |
Auch der aktuellen Frauenministerin, Christine Lambrecht von der SPD, wird | |
bei gendergerechter Sprache unbehaglich. [2][Sternchen], Unterstriche, | |
Doppelpunkte findet sie unschön und will diese aus allen offiziellen | |
Schreiben oberster Bundesbehörden verbannen. Da hat Lambrecht, die auch | |
Justizministerin ist, nicht unrecht. Sonderzeichen zerhacken die Wörter. | |
Das können sogar Feminist:innen unterschreiben. Sie verwenden sie | |
vielfach trotzdem, weil sie alle Geschlechter sprachlich mitmeinen wollen. | |
Ausgrenzend will aber auch Christine Lambrecht nicht sein. So schlägt sie | |
vor, es sollte statt „Teilnehmerinnen- und Teilnehmerliste“ besser | |
Teilnahmeliste heißen, also neutral at its best. Gleichzeitig sträubt sie | |
sich gegen die [3][sprachliche Repräsentation] diverser Menschen, da deren | |
Anteil an der Bevölkerung „sehr gering“ sei. „Kundinnen und Kunden“ sei | |
daher gerechtfertigt. | |
Man liest das – und wundert sich. War es nicht auch Christine Lambrecht, | |
die im Justizressort einst einen Gesetzentwurf komplett in weiblicher Form | |
verfassen ließ? „Schuldnerin“ und „Gläubigerin“ hieß es in dem | |
Referentenentwurf, der sprachlich neue Standards setzen sollte. Ein Ansatz, | |
der zwar ehrenwert war, weil er rigoros Abschied nimmt vom generischen | |
Maskulinum. Aber eben auch nicht komplett durchdacht, weil sich männliche | |
Schuldner zu Recht nicht angesprochen fühlen konnten. | |
Lambrecht erntete heftige Kritik und nahm das Papier zurück. In anderen | |
Fällen ist ihr Kritik durchaus egal; verwiesen sei nur auf ihren Vorstoß | |
bei der Vorstandsquote, die sie heftig verteidigte. Die Debatten über | |
gegenderte Sprache wird also auch in der neuen Koalition munter | |
weitergehen. | |
7 Oct 2021 | |
## LINKS | |
[1] /Studie-zu-Vielfalt-im-TV/!5805428 | |
[2] /Geschlechtergerechte-Sprache/!5798203 | |
[3] http://5119675 | |
## AUTOREN | |
Simone Schmollack | |
## TAGS | |
Gendern | |
Gendergerechte Sprache | |
Christine Lambrecht | |
Schwerpunkt LGBTQIA-Community | |
GNS | |
Gendern | |
Gendergerechte Sprache | |
Identitätspolitik | |
Schwerpunkt Bundestagswahl 2021 | |
Gendern | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Gender-Klage gegen Audi: Beleidigtes Leberwürstchen | |
Ein VW-Mitarbeiter sieht seine Persönlichkeitsrechte durch korrekt | |
gegenderte Formulierungen der Konzerntochter Audi verletzt. Nun klagt er. | |
Gendergerechte Sprache: Adieu, Fräulein! | |
Vor fünfzig Jahren wurde die Anrede „Fräulein“ aus dem Sprachgebrauch | |
verbannt. Ein Grundstein für gendergerechte Sprache? | |
Geschlechtergerechte Sprache: Ziemlich unsensibel | |
Gendersternchen schaffen neue Hürden und schließen jene, die wenig oder | |
nicht lesen können, aus. Sprache sollte nicht unnötig verkompliziert | |
werden. | |
Frauenpolitik im Wahlkampf: Die Unsichtbaren | |
Einerseits zu nischig, andererseits zu kontrovers: Im Wahlkampf spielt | |
Frauenpolitik keine Rolle. Und was tun SPD und Grüne dagegen? Nichts. | |
CDU Schleswig-Holstein ist gegen Gendern: Sternchenkrieg in Kiel | |
Staatliche Einrichtungen sollen keine Gendersternchen benutzen, findet die | |
CDU – auch nicht der NDR. Der will aber niemanden diskriminieren. |