| # taz.de -- Volksentscheid Enteignung: Die Angst regiert schon zu lange | |
| > Wohnungen müssen Schutz bieten, nicht Aktionäre reicher machen. Ein Ja | |
| > zum Enteignen-Volksentscheid ist deshalb die richtige Wahl. | |
| Bild: DW-enteignen-Aktivist*innen bei der Mietenwahnsinndemo im September in Be… | |
| Ist die Vergesellschaftung nicht [1][viel zu teuer,] rechtlich unsicher und | |
| kommt letztlich eh nicht? Wir Wähler*innen werden es nur erfahren, wenn | |
| wir dem Volksentscheid zu einer Mehrheit verhelfen. Es gibt keinen Grund, | |
| es dem nächsten Senat leicht zu machen, indem wir uns von gefühlten | |
| Bedenken leiten lassen oder der [2][Angstmacherei der Immobilienlobby und | |
| ihrer politisch Verbündeten] auf den Leim gehen. Stattdessen gilt es zu | |
| sagen, was wir erwarten: bezahlbare Mieten, Schutz vor Verdrängung, | |
| Wohnraum, der kein Spekulationsobjekt ist. Genau darum geht es bei diesem | |
| Volksentscheid. | |
| Mit Nein zu stimmen, hieße, die gegenwärtigen Zustände zu legitimieren. | |
| Konsequenterweise müsste man dann auch die Privatisierung der landeseigenen | |
| Wohnungsbaugesellschaften oder Genossenschaften befürworten. Mehr Profit | |
| aus unseren Wohnungen! Genau das hat die Politik in den vergangenen | |
| Jahrzehnten ermöglicht – ohne, dass wir je gefragt wurden. | |
| Selbstverständlich nicht: Ein solches Programm hätte in der Mieterstadt | |
| Berlin niemals eine Mehrheit gefunden. Auch anderswo nicht. Nun dürfen wir | |
| endlich einmal mitreden: Vermasseln wir es nicht. | |
| Und nein, es geht bei dieser Wahl nicht um Symbolik, sondern darum, die | |
| Verhältnisse vom Kopf auf die Füße zu stellen. Wohnungen müssen Schutz | |
| bieten, nicht [3][Aktionäre reicher machen]. Sie müssen für alle Menschen | |
| in jedem Teil der Stadt verfügbar sein, statt eine räumlich geteilte | |
| Gesellschaft zu produzieren. Nur ein großflächiger Eigentümerwechsel, also | |
| die Ablösung profitgetriebener durch gemeinwohlorientierte Akteure, wird | |
| den Wohnungsmarkt dauerhaft entspannen. Wenn das gelingt, muss es auch gar | |
| nicht mehr Markt heißen. | |
| Vereinbarungen mit den Konzernen, damit die ihre Maximalinteressen für ein | |
| paar Jahre zurückstellen, werden dagegen die Probleme nicht beheben, | |
| sondern aufschieben. Das Volksbegehren fordert zurecht keine schärfere | |
| Mietpreisbremse oder Reduzierung der Modernisierungsumlage, sondern ein | |
| anderes, menschenwürdiges Modell. Der Weg dahin ist die Vergesellschaftung | |
| nach Artikel 15 des Grundgesetzes. Nur weil dieser Weg noch nie gegangen | |
| wurde, hat er nicht an Gültigkeit eingebüßt. | |
| Bei einem Erfolg [4][muss die nächste Regierung diesen Weg einschlagen], | |
| das ist ihr demokratischer Auftrag, an dessen Erfüllung auch ihre | |
| Legitimität gebunden ist. Sie muss sich jede notwendige Expertise besorgen, | |
| um ein wasserdichtes Vergesellschaftungsgesetz zu erlassen, die | |
| Angemessenheit der Maßnahme klug begründen und bei der Höhe der | |
| Entschädigungszahlungen eine Anforderung des Grundgesetzes nicht aus den | |
| Augen verlieren: das Interesse der Allgemeinheit. | |
| Womöglich dauert das alles Jahre, aber die Zeit haben wir jetzt auch noch. | |
| Die Angst regiert diese Stadt schon viel zu lange. | |
| 25 Sep 2021 | |
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| ## AUTOREN | |
| Erik Peter | |
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