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# taz.de -- Konflikt zwischen Serbien und Kosovo: Militärflugzeuge über der G…
> Im Streit um Autokennzeichen blockieren Demonstranten
> serbisch-kosovarische Grenzübergänge. Serbiens Präsident versetzt die
> Armee in Alarmbereitschaft.
Bild: Am Grenzübergang Jarinje am Montag vergangener Woche
Sarajevo taz | Schon seit zwei Wochen blockieren Demonstranten die zwei
Grenzübergänge Jarinje und Brnjak, die von Kosovo nach Serbien führen. In
dem Konflikt hat die internationale Kosovo-Truppe, kurz Kfor, am Montag
seine Präsenz dort verstärkt. Die im Kosovo lebenden Serben protestieren
gegen eine kürzlich erlassene Verordnung der Regierung in Prishtina, die
serbisch-kosovarische Autofahrer verpflichten soll, nur noch kosovarische
Kfz-Kennzeichen, und nicht mehr serbische Kennzeichen zu benutzen.
In der nördlich von Mitrovica gelegenen und vor allem von Serben bewohnten
Region haben sich die Serben seit der Unabhängigkeitserklärung Kosovos 2008
geweigert, die Behörden des Staates anzuerkennen. Sie wollen damit zeigen,
dass Kosovo nach wie vor zu Serbien gehört und vertreten damit den
Standpunkt der serbischen Regierung. Belgrad hat die staatliche
Unabhängigkeit ihrer ehemaligen Provinz Kosovo nie anerkannt.
Die Autokennzeichen sind also ein sensibles Thema, das eine brisante
politische Dimension in sich birgt. Denn die Albaner des Kosovo müssen
umgekehrt serbische Kennzeichen benutzen, wenn sie nach Serbien fahren
wollen. [1][Albin Kurti, Ministerpräsident Kosovos], verlangte schon als
Oppositionspolitiker vor Jahren eine Gleichbehandlung beider Seiten. Dies
sei eine Voraussetzung für weitere Verhandlungen mit Belgrad, die von
internationaler Seite, vor allem von Seiten der EU, gewünscht werden.
Der Konflikt eskalierte, als sich die kosovarische Sonderpolizeieinheit
Rosu vor einer Woche an den Grenzübergängen Jarinje und Brnjak
positionierte, um die Kennzeichenverordnung durchzusetzen. Die
Grenzübergänge werden zwar unter durch Kfor kontrolliert, die
Kurti-Regierung wollte jedoch ein Zeichen setzen. Das führte zur
Eskalation. Seitdem blockieren serbische Demonstranten die beiden
Hauptstraßen, die von den Grenzübergängen ins kosovarische Mitrovica
führen.
## Serbische Truppen in Kampfbereitschaft
Mehr noch: Am letzten Samstag wurden zwei Dienststellen des kosovarischen
Innenministeriums angegriffen. In der nördlichen Stadt Zubin Potok wurde
laut Polizei eine Kfz-Zulassungsstelle in Brand gesetzt. In Zvečan,
ebenfalls im Norden, wurden zwei Handgranaten auf das Meldeamt der
Kleinstadt geworfen, die jedoch nicht explodierten.
Der [2][serbische Präsident Aleksandar Vučić] hat die nahe der Grenze
stationierten serbischen Militäreinheiten in erhöhte Kampfbereitschaft
versetzt. Serbische Militärflugzeuge überflogen am Wochenende mehrfach das
Gebiet und wurden von den Demonstranten bejubelt. Laut einer Journalistin
der Agentur AFP wurden auch vier gepanzerte Fahrzeuge stationiert.
Die Eskalation zwischen Serbien und Kosovo schreckte Brüssel wie auch die
Nato auf. Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell rief beide Seiten zu einer
Beruhigung der Lage auf. Die Spezialeinheiten der kosovarischen Polizei
müssten sofort abgezogen werden. Auch Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg
rief zur Mäßigung auf. „Es ist wichtig, dass Belgrad und Prishtina
Zurückhaltung üben und den Dialog wieder aufnehmen“, erklärte er am
Sonntag.
Kosovo-Albanische Politiker, Journalisten und Diplomaten wie der ehemalige
kosovarische Konsul in der Schweiz, Islam Spahiu, weisen aber darauf hin,
dass militante Demonstrationen, wie sie in Nordkosovo stattfinden, „niemals
ohne die Einwilligung von Alexandar Vučić stattfinden könnten“. In
kosovarischen Presseveröffentlichungen wird gewarnt, dass Serbien bewusst
Konflikte wie vor Wochen in [3][Montenegro, wo es anlässlich einer
Bischofsweihe] zu gewaltsamen Auseinandersetzungen kam, jetzt auch im
Kosovo und [4][in Bosnien und Herzegowina schüren will], um die Region zu
destabilisieren.
28 Sep 2021
## LINKS
[1] /Parlamentswahl-im-Kosovo/!5751966
[2] /Abschiedsreise-der-Bundeskanzlerin/!5797365
[3] /Serbisch-orthodoxe-Kirche-in-Montenegro/!5799143
[4] /30-Jahre-nach-dem-Balkankrieg/!5783509
## AUTOREN
Erich Rathfelder
## TAGS
serbische Minderheit im Kosovo
Kosovo
Serbien
Aleksandar Vucic
Bosnien und Herzegowina
Kosovo
Asylpolitik
Europäische Union
Kosovo
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