| # taz.de -- Polizei gibt persönliche Daten weiter: Bei Beschwerde ausgeliefert | |
| > Eine Beschwerde über den rechten Polizeigewerkschafter Pfalzgraf zeigte: | |
| > Stets reichte die Polizei die persönlichen Daten an die Polizisten | |
| > weiter. | |
| Bild: Gut informiert über politische Gegner: Bodo Pfalzgraf | |
| Berlin taz | Die persönlichen Daten von Menschen, die sich bei der Polizei | |
| Berlin über rechtsradikale Beamten beschweren, sind bislang umgehend an den | |
| betreffenden Polizisten weitergeleitet worden. Diese gängige Praxis in der | |
| Berliner Polizei ist durch eine Beschwerde von Christian Storch bekannt | |
| geworden. Der Bundestagsmitarbeiter hatte sich im Juni 2020 bei der | |
| Polizeipräsidentin Barbara Slowik über [1][den Vorsitzenden der | |
| Polizeigewerkschaft, Bodo Pfalzgraf, beklagt]. | |
| Pfalzgraf, langjähriger Chef der populistischen Polizeigewerkschaft DPolG | |
| Berlin, stand im Juni 2020 während der großen | |
| Black-Lives-Matter-[2][Proteste] in der Kritik. Vom offizielle | |
| Twitter-Account der DPolG schrieb er in Abgrenzung zum Hashtag | |
| #blacklivesmatter der Protestbewegung [3][#Jedeslebenzählt] – und nahm | |
| damit Anleihen an #alllivesmatter, einem Hashtag, den auch amerikanische | |
| Neonazis gerne zur Diskreditierung der Bewegung verwenden. Im Zuge dessen | |
| wurde auch thematisiert, dass Pfalzgraf in der Vergangenheit unter anderem | |
| [4][Mitglied der rechtsextremen Republikaner war]. | |
| Christian Storch findet, dass Polizisten mit rechtsextremer Vergangenheit | |
| nichts im Dienst zu suchen hätten. Er sagt: „Mein Ziel ist es nicht, die | |
| gesamte Berliner Polizei zu diskreditieren. Im Gegenteil: Ich bin der | |
| Überzeugung, dass die meisten Beamten gute Arbeit machen. Aber diejenigen, | |
| die einen klaren rechtsextremen Hintergrund haben, sollten ausgeschlossen | |
| werden!“ Deswegen habe er einen Beschwerdebrief an die Polizei aufgesetzt. | |
| Die Polizei leitete im Rahmen des Beschwerdevorgangs den Brief ungeschwärzt | |
| an Pfalzgraf weiter – mitsamt der persönlichen Adresse, der Handynummer und | |
| der Mail-Adresse von Storch. Der ist darüber [5][zutiefst erschüttert]: „Es | |
| kann doch nicht sein, dass die Daten von Bürgern an Beschwerdeempfänger | |
| weitergegeben werden! Meine sensibelsten Daten liegen nun bei einem | |
| ehemaligen Mitglied der rechtsextremen Republikaner herum.“ | |
| ## Gesetze nutzen | |
| Dass seine Daten weitergegeben wurden, hat Storch herausgefunden, nachdem | |
| er eine erfolgreiche Informationsfreiheitsabfrage zum Vorgang an die | |
| Behörde schickte. Diese teilte ihm auf erneute Beschwerde über die | |
| Adressweitergabe dann mit, dass dies ein üblicher Vorgang sei und die | |
| Vorgehensweise 2015 [6][mit der Datenschutzbehörde abgestimmt worden sei]. | |
| Zur Bearbeitung von Beschwerden gehöre, dass der Name des Betroffenen sowie | |
| der Sachverhalt an den beschuldigten Polizisten mitzuteilen sei – auch weil | |
| der Polizist zum Vorgang Stellung nehmen soll: | |
| Etwaige Absprachen seien in der Datenschutzbehörde aber nicht bekannt, so | |
| die aktuelle Beauftragte Maja Smoltczyk auf Anfrage der taz. Sie bestätigte | |
| Storch, dass [7][die Weitergabe seiner sensiblen Daten unzulässig war]. | |
| Zwar dürfe die Polizei den Inhalt der Beschwerde ebenso wie [8][Storchs | |
| Namen weitergeben], aber Adressdaten, Handynummer und Mail-Adresse nicht. | |
| In ihrem Brief an Storch heißt es wörtlich: „Die Weitergabe Ihrer | |
| personenbezogenen Daten war unzulässig. Dies ist zu bemängeln.“ | |
| Die Datenschutzbehörde stellte einen Mängelverstoß im Verantwortungsbereich | |
| der Polizei fest und will den Vorgang nun zum Anlass nehmen, den | |
| [9][Beschwerdeprozess bei der Polizei Berlin grundsätzlich zu überprüfen]. | |
| Personenbezogene Daten über den Namen hinaus seien in der Regel unkenntlich | |
| zu machen: Ansonsten könnte „die Weitergabe von nicht erforderlichen | |
| personenbezogenen Daten von Beschwerdeführer*innen eine abschreckende | |
| Wirkung haben.“ Es sei zu befürchten, „dass dies künftig Bürger*innen | |
| davon abhalten könnte, sich über Fehlverhalten von Mitarbeitenden der | |
| Polizei Berlin zu beschweren“, so Smoltczyk. Ähnliche Beschwerden wie von | |
| Storch habe es bislang aber nicht gegeben. | |
| ## Praxis geändert | |
| Die Datenschutzbehörde erwarte, dass die Polizei sich von nun an | |
| datenschutzkonform verhalte. Die Polizei habe gegenüber der Behörde | |
| angekündigt, die entsprechende Geschäftsanweisung für Beschwerden zu | |
| überarbeiten. Künftig sollen nur noch Namen und Sachverhalt bei Beschwerden | |
| weitergegeben werden, nicht jedoch Mail-Adressen, Wohnanschrift und | |
| Mobilfunknummer. „Diese Rechtsauffassung der Datenschutzbeauftragten wird | |
| bei der Neufassung der internen Regelung berücksichtigt und bereits jetzt | |
| umgesetzt“, heißt es. | |
| Storch überlegt, gegen den festgestellten Datenschutzverstoß Klage | |
| einzureichen. Zudem hat er noch eine erneute Informationsfreiheitsabfrage | |
| gestellt zum Austausch zwischen Polizei und Datenschutzbehörde. | |
| 5 Sep 2021 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://twitter.com/Storch_i/status/1269634313194278913 | |
| [2] /Black-Lives-Matter-Proteste-in-Berlin/!5687710 | |
| [3] /Kritik-an-Berliner-Polizeigewerkschaft/!5693685 | |
| [4] /DPolG-Chef-mit-rechter-Vergangenheit/!5695858 | |
| [5] https://twitter.com/Storch_i/status/1340201819490955264 | |
| [6] https://twitter.com/Storch_i/status/1433485533158809605/photo/1 | |
| [7] https://twitter.com/Storch_i/status/1433489044420317188/photo/1 | |
| [8] https://twitter.com/Storch_i/status/1433489044420317188 | |
| [9] https://twitter.com/Storch_i/status/1433491115420889088/photo/1 | |
| ## AUTOREN | |
| Gareth Joswig | |
| ## TAGS | |
| Polizei Berlin | |
| Datenschutzbeauftragte | |
| Datenschutz | |
| Deutsche Polizeigewerkschaft DPolG | |
| Schwerpunkt Stadtland | |
| Polizei Berlin | |
| Deutsche Polizeigewerkschaft DPolG | |
| Polizei Berlin | |
| Deutsche Polizeigewerkschaft DPolG | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Interner Polizeikritiker über Mobbing und Racial Profiling: „Ich habe halt v… | |
| Seit 24 Jahren ist Oliver von Dobrowolski Polizist. Bundesweit bekannt ist | |
| er als kritische Stimme, kaum einer wird in der Behörde so angefeindet. | |
| Liegestütze der Polizei am Mahnmal: Weder Fotospot noch Trainingsplatz | |
| Wenn sich Touris am Holocaust-Mahnmal unverschämt verhalten, greift meist | |
| die Polizei ein. Bei eigenen Kolleg:innen ist sie weniger kritisch. | |
| DPolG-Chef mit rechter Vergangenheit: Mitgliedsnummer 11 | |
| Der Polizist und Gewerkschafter Bodo Pfalzgraf gehörte Anfang der Neunziger | |
| Jahre einem Bildungswerk an, das zu einer rechtsextremen Tarnorganisation | |
| wurde. | |
| Polizei kritisiert Polizisten: Keiner mag die Tweets der DpolG | |
| Nach dem Senat hat auch die Polizei Berlin einen Tweet der Deutschen | |
| Polizeigewerkschaft als „bedenklich“ kritisiert. Deren Chef ist | |
| Ex-Republikaner. | |
| Kritik an Berliner Polizeigewerkschaft: Ein Tweet sagt mehr als 1.000 Worte | |
| Die Deutsche Polizeigewerkschaft twittert sich mit rechter Rhetorik vor | |
| einer Demo ins Abseits. Ihr Vorsitzender war mal bei den Republikanern. |