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# taz.de -- Militärmission in Mali: Macrons Rückzug auf Raten
> Frankreichs Präsident will die Hälfte seiner Truppen aus Mali abziehen.
> Den Islamisten kamen sie nicht bei, nun sind sie nicht mehr erwünscht.
Bild: Sieben Jahre in Mali: Ein Hubschrauber der französischen Militärmission…
Paris taz | Als François Hollande im Februar 2013 Mali besuchte, riefen die
Menschen „Vive la France“. Hunderte jubelten dem französischen Präsidenten
zu, der auf Bitten der malischen Regierung Truppen geschickt hatte, um den
Vormarsch der Islamisten auf die Hauptstadt Bamako zu stoppen.
Gut acht Jahre später ist die Begeisterung verpufft. Hollandes Nachfolger
Emmanuel Macron kündigte im Juni das Ende der Operation „Barkhane“ an, mit
der Frankreich in der Sahelzone gegen die Dschihadisten kämpft. Die Hälfte
der derzeit 5.100 französischen Soldatinnen und Soldaten, die auf einem
Gebiet von der Größe Europas im Einsatz sind, soll bis 2023 abgezogen
werden.
[1][Die Entscheidung brachte die malische Militärregierung dazu, die Lücke
mit russischen Söldnern schließen zu wollen]. Französischen Informationen
zufolge laufen Gespräche mit Paramilitärs der Gruppe Wagner über die
Entsendung von tausend Männern, die die Streitkräfte ausbilden und führende
Politiker schützen sollen.
Ähnlich wie Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer drohte
der französische Außenminister Jean-Yves Le Drian damit, die Truppen
abzuziehen, falls die Paramilitärs der Gruppe Wagner, deren Anführer dem
russischen Präsidenten Wladimir Putin nahestehen soll, tatsächlich zum
Einsatz kämen. [2][Die Söldner seien in Syrien und Zentralafrika für
Menschenrechtsverletzungen verantwortlich] und könnten nicht als Lösung für
Mali angesehen werden, warnte Le Drian.
## Endlich ein Erfolg für die Mission „Barkhane“
Falls die russischen Söldner tatsächlich rekrutiert werden, könnten die
französischen Truppen künftig von Niger aus operieren. Dorthin soll das
Kommando der europäischen Task-Force Takuba verlegt werden, die den
Antiterrorkampf der Operation „Barkhane“ mit Spezialeinheiten unterstützt.
Die Mission „Barkhane“ feierte erst vergangene Woche einen wichtigen
Erfolg: Sie tötete den Chef der Terrororganisation „Islamischer Staat“
(IS), Adnan Abu Walid al-Sahrawi, in der Sahara. Er habe die
Terroranschläge der vergangenen Jahre in Mali, Burkina Faso und Niger
befehligt, sagte Verteidigungsministerin Florence Parly vor der Presse.
Sahrawis Gruppe habe seit 2013 bis zu 3.000 Zivilisten getötet und soll
auch für den tödlichen Angriff auf sechs französische Entwicklungshelfer
der Organisation Acted im vergangenen Jahr im Niger verantwortlich sein.
Der Tod al-Sahrawis täuscht allerdings nicht darüber hinweg, dass
Frankreich sich im Antiterrorkampf in seiner einstigen Kolonie Mali immer
schwerer tut. Der Widerstand der Bevölkerung gegen die französischen
Truppen wächst – auch weil Zivilistinnen und Zivilisten Opfer französischer
Streitkräfte wurden. So wurden laut einem UN-Bericht im Januar 19
Zivilisten getötet, als französische Kampfflugzeuge eine
Hochzeitsgesellschaft im Dorf Bounti angriffen, in dem sie Islamisten
vermuteten.
Mit dem Teilabzug der französischen Truppen sollen nun die Stützpunkte in
Timbuktu, Kidal und Tessalit im Norden Malis geschlossen werden. Viele
Einwohnerinnen und Einwohner befürchten, dass dann – ähnlich wie in
Afghanistan – die Islamisten dort die Kontrolle übernehmen. „Wenn,Barkhane'
abzieht, wird es Nacht über Timbuktu werden“, sagte ein Musiker dem
Radiosender France Info.
Frankreich will allerdings ein Szenario wie in Afghanistan verhindern, wo
nach dem überstürzten Abzug der US-Truppen die Taliban die Macht
übernahmen. Parly versicherte, dass französische Soldatinnen und Soldaten
weiter im Land bleiben werden. „Wir sind noch in Mali und werden es in den
nächsten Monaten und ohne Zweifel auch Jahren noch sein.“
20 Sep 2021
## LINKS
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[2] /Krieg-in-Libyen/!5668759
## AUTOREN
Christine Longin
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