# taz.de -- taz-Autor:innen und die Wahl: Das kleinste Übel – von Herzen | |
> Wen wählen die tazler:innen? Für unseren Autor ist klar: Die Union muss | |
> aus der Bundesregierung raus. Um das zu erreichen, wählt er sogar Olaf | |
> Scholz. | |
Bild: Für sie nicht gestimmt, für ihn schon: Franziska Giffey und Olaf Scholz | |
Was das Abgeordnetenhaus in Berlin anbetrifft: Keine Frage, diese | |
rot-rot-grüne Koalition soll bleiben. Okay, die grüne Verkehrspolitik war | |
Murks, [1][die SPD mit Giffey] braucht meine Stimme nicht, aber der Logik | |
der kleineren Übel zufolge kam für mich heute Morgen im Rathaus Neukölln, | |
wo man schon wählen gehen kann, nur die Linkspartei infrage, die einzige | |
echte Hauptstadtpartei für mich, auch all ihrer (gescheiterten) Ideen zum | |
Mietendeckel wegen. | |
Und weil [2][Klaus Lederer] ein Supertyp ist, politisch kostbarer und | |
intellektuell zurechnungsfähiger ist als alle Linksparteileute des früheren | |
Westens, von Sahra Wagenknecht vielleicht einmal prominent abgesehen. Also: | |
Weil die Linkspartei unter Wert geschlagen werden könnte, musste ich für | |
sie stimmen. | |
Und für die Bundestagswahl? Linke gehen gar nicht; sozialpolitisch mögen | |
sie konsequentistischer drauf sein als linke Sozialdemokraten, aber: Putin, | |
Relativierung von Menschenrechten bei sehr vielen von denen, die | |
atmosphärische Wehleidigkeit bei vielen – von wegen: War doch nicht alles | |
schlecht, was in der DDR … Weiß ich doch. Das Bildungssystem, es war | |
antigymnasialer, aber dann doch nicht zu gebrauchen, wegen | |
Linientreuverhaltenszwängen. Außerdem: Eine Partei, die das System wechseln | |
will, die Antikapitalismus träumt – das ist nicht meine Tasse Tee. | |
Die Grünen hätte ich ausnahmsweise wegen Robert Habeck gewählt, aber dieses | |
Elitäre der Partei, die eine überehrgeizige Frau wie Annalena Baerbock | |
möglich gemacht hat, das schreckt denn doch ab. Außerdem: dieses | |
Apokalyptische! „Mehr als 1,5 Grad darf es nicht wärmer werden, jetzt und | |
nie nicht, sonst …“ Ach, nein, Mahner*innen und Warner*innen der | |
Profisorte sind mir irgendwie antipolitisch. Wie wollen die denn von | |
Herzen, ganz im Sinne der klugen Haltung, nie etwas anderes als das | |
kleinste Übel zu wählen, Kompromissen zustimmen? | |
Bleibt nur die eine Partei, die mich familiär schon prägte, die von | |
antikapitalistischen Blurbs nur bis zum Godesberger Programm viel zu halten | |
glaubte – und nun, Gott sei’s gepriesen, nur noch das, was die Sache ist: | |
unser Land, staatlich wie gesellschaftlich, von Tag zu Tag alles im Sinne | |
der Arbeiter*innen besser machen will, sozial-, also klassenpolitisch | |
sozusagen. Die weiß, dass es ihren Leuten, den aus proletarischer Position | |
Wählenden, nie um Revolution ging, sondern um, ganz im Sinne des Sisyphus, | |
ein stetes Bisschen vom Besseren. | |
Olaf Scholz und Kevin Kühnert und Saskia Esken stehen für eine Politik der | |
hart errungenen kleinen Siege in der Großen Koalition. Sie werden | |
klugerweise mit den Grünen wollen (und auch mit der FDP, aber das ist ein | |
anderes Thema) und das schaffen, was ich ersehne wie nix: diesen | |
parteigewordenen Mehltau namens CDU/CSU in die Opposition schicken. | |
7 Sep 2021 | |
## LINKS | |
[1] /Wahlkampf-in-Berlin/!5792793 | |
[2] /taz-Talk-Berlin-Wahl-mit-Klaus-Lederer/!5799105 | |
## AUTOREN | |
Jan Feddersen | |
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