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# taz.de -- Aktuelle Nachrichten zu Afghanistan: Regierungschefs rücken zusamm…
> Laut Pentagon wurden zwei „hochrangige“ IS-Mitglieder beim
> US-Drohnenangriff getötet. Merkel und Johnson wollen eine humanitäre
> Krise in Afghanistan verhindern. Der Überblick.
Bild: Merkel und Johnson Anfang Juli 2021
Zwei „hochrangige“ IS-Mitglieder bei Drohnenangriff getötet
Beim US-Drohnenangriff auf den regionalen Ableger der Dschihadistenmiliz
Islamischer Staat (IS) in Afghanistan sind nach Angaben des Pentagon zwei
„hochrangige“ Mitglieder der Extremistengruppe getötet worden. Ein weiterer
Dschihadist sei verletzt worden, sagte der US-General Hank Taylor bei einer
Pressekonferenz am Samstag.
Einer der Getöteten sei ein „Planer“ des afghanisch-pakistanischen
IS-Ablegers Islamischer Staat Provinz Chorasan (IS-K) gewesen. Zivilisten
seien bei dem Drohnenangriff nicht zu Schaden gekommen, sagte Taylor. Die
US-Armee hatte am Freitag erklärt, dass die von einem anderen Land aus
gesteuerte Attacke in der Provinz Nangarhar erfolgt sei.
Der Vergeltungsangriff der US-Armee war eine Reaktion auf den verheerenden
Selbstmordanschlag am Flughafen von Kabul, bei dem am Donnerstag dutzende
Zivilisten sowie 13 US-Soldaten getötet worden waren. Ranghohe Vertreter
der ehemaligen afghanischen Regierung sagten der Nachrichtenagentur AFP,
bei dem Anschlag seien mehr als hundert Menschen getötet worden. Einige
Medien berichteten sogar von rund 170 Toten.
US-Präsident Joe Biden hatte nach der Selbstmordattacke Vergeltung
angekündigt. Der Anschlag am Donnerstag war der verlustreichste Angriff auf
die US-Armee am Hindukusch seit zehn Jahren. IS-K wird auch für einige der
tödlichsten Anschläge der vergangenen Jahre in Afghanistan und Pakistan
verantwortlich gemacht. Kämpfer der Splittergruppe ermordeten unter anderem
Zivilisten in Moschee, Schreinen, auf öffentlichen Plätzen und sogar in
Krankenhäusern. (afp)
Johnson und Merkel wollen humanitäre Krise in Afghanistan verhindern
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und der britische Premierminister Boris
Johnson haben bei einem Telefonat am Samstag internationale Anstrengungen
gefordert, um eine humanitäre Krise in Afghanistan zu verhindern. Wie aus
einer Mitteilung der Regierung in London hervorging, bekannten sich die
beiden auch zur Zusammenarbeit, um den beim Treffen der G7-Staats- und
Regierungschefs Anfang der Woche diskutierten Fahrplan für den Umgang mit
einer künftigen Regierung in Kabul umzusetzen. Johnson betonte, jegliche
Anerkennung und Zusammenarbeit mit den Taliban müsse unter der Bedingung
stehen, dass sie denjenigen sicheres Geleit zusicherten, die das Land
verlassen wollten, und die Menschenrechte beachteten.
Während die deutsche Rettungsmission aus Afghanistan bereits am Freitag
beendet wurde, startete am Samstag noch ein letzter britischer
Evakuierungsflug in Kabul. Insgesamt wurden von britischer Seite nach
Regierungsangaben seit dem 13. August knapp 15.000 Menschen außer Landes
gebracht. Erwartet wurde, dass auch die rund 1.000 dort eingesetzten
britischen Soldaten noch am Wochenende das Land verlassen sollten. Nach
Schätzungen der Regierung werden damit 1.100 Afghanen und bis zu 150
britische Staatsbürger im Land verbleiben. (dpa)
Hunderte demonstrieren für Luftbrücke in Afghanistan
Hunderte Menschen haben in Hamburg für eine Luftbrücke und ein Bleiberecht
zugunsten bedrohter Menschen in Afghanistan demonstriert. Aufgerufen zu der
Demonstration am Samstag hatten Afghaninnen und Afghanen aus Hamburg, die
Flüchtlingsorganisation Seebrücke und weitere Organisationen. Bei einer
Demonstration in St. Georg zählte die Polizei 400 Menschen, die
Veranstalter sprachen von 500. Am Jungfernstieg und auf dem
Johannes-Brahms-Platz zählte die Polizei rund 750 Demonstranten.
Sie forderten die Bundesregierung auf, die Evakuierungsflüge so lange wie
irgend möglich fortzusetzen, allen bedrohten Menschen in Afghanistan
sichere Fluchtwege anzubieten und die Grenzen für Geflüchtete aus
Afghanistan zu öffnen, wie die Veranstalter mitteilten. (dpa)
## Großbritannien hat Evakuierung von Zivilisten abgeschlossen
Großbritannien hat die Evakuierung von Zivilisten aus Afghanistan im
Wesentlichen abgeschlossen. Wie das Verteidigungsministerium mitteilt,
plant das Land keine weiteren Flüge eigens für Zivilisten. Fortgesetzt
würden allerdings Flüge aus Kabul für britische Militärangehörige, bei
denen auch eine kleine Anzahl an Afghanen mitgenommen werde. (rtr)
Bundesanwaltschaft ermittelt nach Schuss auf Deutschen in Kabul
Die Bundesanwaltschaft hat ein Ermittlungsverfahren zu den
Schussverletzungen eines Deutschen am Flughafen in Kabul eingeleitet. Es
bestehe ein Anfangsverdacht für die Mitgliedschaft in einer terroristischen
Vereinigung in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung, sagte ein
Sprecher der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe am Samstag. Da bislang unklar
sei, wer den Schuss abgegeben habe, werde das Verfahren gegen Unbekannt
geführt. Zunächst hatte die Welt darüber berichtet.
Am Freitag der vergangenen Woche wurde bekannt, dass ein Deutscher auf dem
Weg zum Flughafen in der afghanischen Hauptstadt Kabul angeschossen worden
war. Um den Flughafen herrschen seit der Machtübernahme der
militant-islamistischen Taliban chaotische Zustände. Die Lage ist extrem
gefährlich. Ein weiterer Deutscher wurde in der Nähe des Flughafen leicht
verletzt. (dpa)
## Sorge vor weiteren Attentaten und Vergeltungsschlägen
Die USA stellen sich nach dem Vergeltungsangriff auf die Extremistengruppe
Islamischer Staat (IS) auf die gefährlichste Phase der am Dienstag endenden
Evakuierungen ein. Das Ausfliegen von Ausländern werde zügig fortgesetzt,
sagte ein Vertreter westlicher Staaten am Samstag Reuters. Jedem solle in
den kommenden 48 Stunden eine Ausreise ermöglicht werden. Nach seinem
Worten haben Kämpfer der Taliban und ihre Kommandanten den Kreis um den
Kabuler Flughafen enger gezogen, seien jedoch nicht auf das
Flughafengelände vorgedrungen.
Nach [1][dem Selbstmordattentat vor einem Tor des Flughafens] mit 92 Toten,
darunter 13 US-Soldaten, hat die US-Armee am Freitag ein Ziel in der
Provinz Nangarhar an der Grenze zu Pakistan angegriffen. „Ersten Angaben
zufolge haben wir das Ziel getötet. Wir wissen von keinen zivilen Opfern“,
hieß es in einer Erklärung des US-Militärs. Augenzeugen in Dschalalabad,
der Hauptstadt von Nangarhar, berichteten von Explosionen bei einem
Luftangriff in der Umgebung der Stadt.
Ein Vertreter der US-Regierung, der nicht genannt werden wollte, sagte, mit
einer Drohne vom Typ Reaper sei ein Wagen angegriffen worden. Darin seien
ein Planer des Attentats und ein IS-Mitglied gewesen. US-Präsident Joe
Biden hatte das Verteidigungsministerium angewiesen, einen Angriff auf
ISIS-K, den afghanischen IS-Ableger zu planen. Die mit dem IS verfeindeten
Taliban erklärten, einige IS-Mitglieder seien verhaftet worden.
In den kommenden Stunden müssen die USA und die in Kabul verbleibenden
Alliierten neben Ausländern und Ortskräften rund 5000 Soldaten evakuieren.
Der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, John Kirby, erklärte, es
gebe „spezifische und glaubhafte“ Hinweise auf weitere Attentate. (rtr)
## USA fliegen Drohnenangriff gegen IS
Weniger als 48 Stunden nach dem schweren Anschlag am Flughafen von Kabul
hat das US-Militär einen Vergeltungsangriff gegen den [2][afghanischen
Ableger der Terrorgruppe IS] geflogen. Der afghanische IS-Ableger –
Islamischer Staat Provinz Chorasan (IS-K) – hatte sich zu dem Anschlag am
Flughafen von Kabul bekannt, bei dem am Donnerstag mindestens 85 Menschen
getötet wurden, darunter 13 US-Soldaten.
Der Drohnenangriff sei gegen ein IS-Mitglied in der Prozinz Nangahar
gerichtet gewesen, der mutmaßlich an der Planung von Angriffen gegen
US-Ziele in Kabul beteiligt gewesen sei, teilte das US-Zentralkommando am
frühen Samstagmorgen mit. Bei dem Drohnenangriff sei eine Person getötet
worden, erklärte Sprecher William Urban. Von zivilen Opfern sei nichts
bekannt.
Ob die Person an dem Selbstmordanschlag vom Donnerstag mit 13 getöteten
US-Soldaten und bis zu 169 getöteten Afghanen beteiligt war, blieb offen.
Unmittelbar nach der Bluttat hatte US-Präsident Joe Biden erklärt, die
Täter würden nicht entkommen. [3][“Wir werden euch jagen und bezahlen
lassen“, sagte er.] (afp/ap)
## Amnesty International fordert weitere Rettungsflüge
Der Generalsekretär von Amnesty International in Deutschland, Markus N.
Beeko, hat weitere Rettungsflüge aus der Region um Afghanistan und
leichtere Visa-Vergaben gefordert. „Wir erwarten, dass die Bundesregierung
und andere Staaten die teils schwer traumatisierten evakuierten Menschen
jetzt weiterhin zügig aus der Region ausfliegen“, sagte Beeko der
Düsseldorfer Rheinischen Post. Dabei müsse darauf geachtet werden, dass
Familien nicht auseinandergerissen werden. Hier sei ein unbürokratisches
Vorgehen gefragt.
Außerdem gelte es in internationalen Gesprächen darauf hinzuwirken, dass
weiteren besonders gefährdeten Menschen geholfen wird, an sichere Orte zu
gelangen, sagte Beeko. Er nannte Verteidiger von Menschenrechten oder
Journalistinnen und Journalisten als Beispiele. „Dies sollte auch durch
eine vorübergehende nachträgliche Erteilung von Visa und einen
[4][beschleunigten Familiennachzug] aus der Region unterstützt werden“,
forderte der Amnesty-Generalsekretär. (epd)
## Auch Frankreich beendet Evakuierungen aus Kabul
Nach zahlreichen anderen Staaten hat auch Frankreich seine
Evakuierungsaktion beendet und sein Botschaftspersonal abgezogen. Das gaben
Außenminister Jean-Yves Le Drian und Verteidigungsministerin Florence Parly
am Freitagabend in Paris bekannt. Im Rahmen der Aktion seien fast 3.000
Menschen ausgeflogen worden, erklärten sie.
Das Botschaftsteam aus Kabul sei in Abu Dhabi eingetroffen und werde nach
Frankreich zurückkehren, hieß es in der Erklärung. Ein französischer
Stützpunkt in Abu Dhabi war als Drehkreuz genutzt worden. Präsident
Emmanuel Macron hatte am Donnerstag gesagt, Botschafter David Martinon und
weiteres diplomatisches Personal würden Kabul „in den nächsten Tagen“ an
Bord einer der letzten französischen Maschinen verlassen. Der Botschafter
behalte seinen Posten, werde aber aus Sicherheitsgründen bis auf Weiteres
aus Paris arbeiten. (ap)
28 Aug 2021
## LINKS
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