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# taz.de -- Gipfel arabischer Staaten im Irak: Bagdad punktet als Vermittler
> Ein Treffen von Staats- und Regierungschefs arabischer Staaten bringt
> Erzfeinde an einen Tisch. Das wiegt schwerer als konkrete Ergebnisse.
Bild: Frankreichs Präsident Emmanuel Macron am Samstag bei einer Pressekonfere…
Beirut taz | Der Irak hat es geschafft, dass sich führende Vertreter seiner
Nachbarstaaten in Bagdad treffen. Zu dem Gipfeltreffen am Samstag kamen der
ägyptische Staatschef, der jordanische König, der türkische Außenminister,
die Regierungschefs Kuwaits und der Vereinigten Arabischen Emirate sowie
der Emir von Katar. Besonders interessant ist, dass nicht nur der saudische
Außenminister, sondern auch der neue iranische Außenminister anwesend war.
Die beiden Länder bezeichnen sich als Erzfeinde und kämpfen in einem
Stellvertreterkrieg im Jemen um Einfluss in der Region.
Der Irak hatte im April mehrere Runden direkter Gespräche zwischen
Saudi-Arabien und dem Iran geleitet. Dabei trafen sich jedoch nur Beamte
auf mittlerer Ebene, um über den Jemen und die Wirtschaftskrise im Libanon
zu sprechen. Die historische Rivalität zwischen der sunnitischen saudischen
Führung und der schiitischen Regierung des Iran sitzt tief. Vom Iran
unterstützte Huthi-Rebellen aus dem Jemen verübten Angriffe auf saudische
Öl-Ziele. Riad fürchtet, dass Teheran durch Unterstützung von Milizen im
Libanon, Syrien und Irak seinen Einfluss ausweitet.
Ob sich der iranische und saudische Außenminister am Rande der Konferenz
trafen, ist nicht bekannt. Die aktuellen Gespräche sind zumindest ein
Signal möglicher Deeskalation. Iraks Außenminister Fuad Hussein sagte nach
dem Treffen, beide Seiten hätten ein Interesse an der Lösung der Probleme
zwischen ihren Ländern. „Rivalisierende Länder an einen Tisch zu bringen
und einen Dialog zwischen ihnen anzustoßen“, sei schon ein Erfolg, so
Hussein.
Für den Irak war das Treffen wichtig, um seine Rolle als Mediator zu
stärken. Zudem möchte Bagdad Konfrontationen auf seinem Territorium
vermeiden. Der Wettbewerb um Einfluss zwischen dem Iran einerseits und den
Golfstaaten, USA und Israel andererseits hat Irak zum Schauplatz von
Angriffen auf US-Streitkräfte und Ermordungen iranischer sowie irakischer
paramilitärischer Führer gemacht.
## Ohne fremde Einmischung
„Wir wehren uns dagegen, den Irak in einen Schauplatz für regionale und
internationale Konflikte zu verwandeln“, sagte Iraks Premier Mustafa
al-Kasimi zur Eröffnung der Konferenz. Das Land wolle Beziehungen mit
anderen Staaten durch Kooperation pflegen, ohne fremde Einmischung in
innere Angelegenheiten.
Ob er damit auch den Westen meinte, blieb unklar. Ganz ohne westliche
Einmischung ging das Treffen nämlich nicht über die Bühne. [1][Frankreichs
Präsident Emmanuel Macron] half, das Treffen zu koordinieren, und posierte
nach Abschluss der Konferenz zwischen den arabischen Staatschefs.
Frankreich ging es vor allem um die Stabilität im Irak. Macron betonte,
dass Frankreich seine Militärpräsenz im Irak unter dem Aspekt der
Terrorbekämpfung fortsetzen werde, unabhängig von den USA. Die hatten ein
Ende ihres Kampfeinsatzes für Ende des Jahres angekündigt, Truppen sollten
aber zu Beratungszwecken im Land bleiben.
Der Irak spiele eine Schlüsselrolle im Kampf gegen den Terrorismus, sagte
Macron. Dabei geht es vor allem um den Islamischen Staat (IS), der sich ab
2014 im Irak und Syrien ausgebreitet hatte. Die Miliz galt als besiegt,
hatte aber Donnerstag [2][einen Anschlag am Flughafen in Kabul] verübt.
Bei der abschließenden Pressekonferenz sagte Macron, man verhandele über
Katar mit den Taliban über Evakuierungen von Afghan*innen. Katar hat gute
Kontakte zu den Taliban, ein Büro der Taliban in Doha hatte den Abzug der
US-Truppen aus Afghanistan verhandelt. Auch wenn sie konkrete Lösungen
schuldig blieben, schloss die Runde offiziell zumindest mit der
Vereinbarung, „die Bemühungen zur Stabilisierung der Region zu bündeln“.
29 Aug 2021
## LINKS
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## AUTOREN
Julia Neumann
## TAGS
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Jemen Bürgerkrieg
Irak
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Libanon
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