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# taz.de -- Podiumsdiskussionen an Berlins Schulen: Die AfD soll draußen bleib…
> Gegen eine Diskussion mit AfD-Beteiligung an einem Gymnasium regt sich
> Widerstand. Das Netzwerk „Schule ohne Rassismus“ unterstützt den Protest.
Bild: „Keine Bühne der AfD!“ fordern auch diese Demonstranten
Berlin taz | Einen Monat vor der Wahl zum Abgeordnetenhaus streiten Schulen
um den Umgang mit der AfD im Wahlkampf. Aktueller Anlass ist eine am
Schöneberger Robert-Blum-Gymnasium geplante Podiumsdiskussion, an der
kommende Woche auch ein prominenter AfD-Abgeordneter teilnehmen soll.
Dagegen regt sich Widerstand unter Schüler*innen; auch die
Elternvertreterin spricht sich dagegen aus. Zuletzt wurde sogar eine Demo
dagegen angemeldet. Besonders pikant: Das Gymnasium ist als „Schule ohne
Rassismus“ ausgezeichnet.
Der Schulleiter des Gymnasiums, Jörg Häger, hatte Politiker*innen aus
CDU, FDP, von den Grünen, aus SPD, Linker und AfD für die Diskussion am
kommenden Dienstagvormittag eingeladen – ohne mit der Schulgemeinschaft
über die Gäste zu reden. Die Podiumsdiskussion ist eine
Pflichtveranstaltung für alle Schüler*innen der Geschichts- und
Politikleistungskurse. Die sechs Parteien sind in Fraktionsstärke sowohl im
Bundestag wie auch im Berliner Abgeordnetenhaus vertreten.
Erst nach Zusage aller Politiker*innen wurden vor zehn Tagen auch die
Schüler*innen informiert. Besonders die Einladung von Frank Hansel,
Schatzmeister der Berliner AfD, verärgerte viele. Sie machten ihre Position
sowohl in Gesprächen mit Lehrer*innen als auch mit der Schulleitung
deutlich. Ohne Erfolg: Hansel habe die Einladung angenommen, daran ließe
sich jetzt nichts mehr ändern, so die Begründung.
## Eltern verfassen Schreiben an die Schulleitung
Eine Gruppe von Eltern, darunter Elternsprecherin Silke Steinhilber,
verfasste am Dienstag einen Brief an den Schulleiter, unterzeichnet von 64
Eltern. In der Eile habe sie nicht mehr auftreiben können, sagte
Steinhilber der taz. Aus ihrer Sicht widerspricht die Einladung der AfD dem
Grundgedanken der Schule.
„Es wurde entschieden, bevor die Schüler*innen darüber diskutieren
konnten. Da es sich um eine Pflichtveranstaltung handelt, sollte die
Schulgemeinschaft mitbestimmen können“, argumentiert Steinhilber. Zum
anderen dürften auch Grenzen gezogen werden. „An unserer Schule ist kein
Platz für Rassisten.“
Das Blum-Gymnasium mit seinen rund 750 Schüler*innen ist bereits seit
2010 Teil des bundesweiten Netzwerks „Schule ohne Rassismus“. Der Anspruch:
Man wolle sich „bewusst gegen jede Form von Diskriminierung, Mobbing und
Gewalt wenden und demokratische und weltoffene Strukturen bewusst stärken“.
Dennoch lehnen nicht alle die Teilnahme der AfD ab. Es gebe laut
Steinhilber auch Schüler*innen, die es interessant finden, mit der AfD zu
diskutieren, da es sich um eine demokratisch gewählte Partei handelt.
## Schüler*innen mobilisieren zum Protest
Andere organisieren den Protest an der Schule, etwa eine Anti-AfD-Demo, die
am Dienstag um 8.30 Uhr starten soll, also bevor die Podiumsdiskussion
beginnt. Und sie fordern zudem andere Schulen auf, ebenfalls Demos zu
veranstalten. „Denn auch dort wurde die AfD zu solchen Debatten
eingeladen“, berichtet eine Schülerin der taz.
Zum Beispiel das Ostrom-Humboldt-Oberstufenzentrum in Pankow. „Es gab
einige Diskussionen, bevor wir auch die AfD eingeladen haben“, sagte Martha
Rudolff, eine der Schüler*innen, der taz. „Wir haben uns jedoch
entschieden, alle demokratisch gewählten Parteien darzustellen.“ Bisher ist
nichts von einem Protest gegen den Auftritt des AfD-Stadtrats Daniel Krüger
bekannt.
Der Geschäftsführer von „Schule ohne Rassismus“, Eberhard Seidel,
unterstützt den Protest am Schöneberger Gymnasium. „Es ist schon Dutzende
Male vorgekommen, dass die AfD an Schulen eingeladen wurde. Dass die
Schüler*innen Haltung zeigen gegen Rassismus, Sexismus und alle weiteren
Formen von -ismen, finde ich beispielhaft.“ Der Leiter der Schöneberger
Schule hat bis Redaktionsschluss nicht auf Anfragen reagiert.
27 Aug 2021
## AUTOREN
Maryam Preußer
## TAGS
Schwerpunkt AfD in Berlin
Schwerpunkt Demos gegen rechts
Schwerpunkt Fridays For Future
Antirassismus
Antidiskriminierung
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Berliner Nachtleben
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