| # taz.de -- Die USA und das Afghanistan-Desaster: Biden ist nur konsequent | |
| > Der US-Präsident hat das Afghanistan-Desaster nicht zu verantworten. | |
| > Vielmehr beweist er den Mut, eine historische Fehlentscheidung zu | |
| > korrigieren. | |
| Bild: US-Präsident Joe Biden salutiert nach seiner Presseerklärung zur Situat… | |
| Das Imperium hinterlässt erneut einen Trümmerhaufen. 46 Jahre nach der | |
| chaotischen Flucht aus Saigon sieht es in [1][Kabul] aus, als hätten die | |
| USA nichts dazugelernt. Sie sind wieder in ein Land einmarschiert, das sie | |
| nicht angegriffen und das sie nicht um Hilfe gerufen hat. Sie behaupteten | |
| wieder, sie würden den Terrorismus bekämpfen und eine Nation und eine | |
| Demokratie aufbauen. | |
| Stattdessen unterstützten sie ein Marionettenregime, das sich nur so lange | |
| an der Macht hielt, wie US-Soldaten im Land waren. Sie gaben ihrer eigenen | |
| Rüstungsindustrie gigantische Expansionshilfen und Zigtausenden Afghanen | |
| und Tausenden US-Amerikanern den Tod. Am Ende schaffen sie es nicht einmal, | |
| jene, die vor Ort für sie gearbeitet haben, vor Verfolgungen zu schützen. | |
| Diese Bilanz ist katastrophal. Generationen von Afghanen sowie Zigtausende | |
| von verletzten und traumatisierten US-Soldaten werden lebenslang dafür | |
| büßen. Für die Verantwortlichen in Washington hingegen ist dieser Ausgang – | |
| auch das eine Parallele zu Vietnam – keine Überraschung. Für sie war seit | |
| Langem klar, dass auch der Afghanistankrieg nicht militärisch zu gewinnen | |
| war. Auch wenn sie gegenüber der kriegsmüden eigenen Öffentlichkeit immer | |
| neue Argumente fanden, ihn zu verlängern. | |
| [2][Joe Biden] hat beim Beginn des Kriegs in Afghanistan keine zentrale | |
| Rolle gespielt. Er hat zwar im Herbst 2001 als Senator die Invasion | |
| Afghanistans bewilligt. Aber in der nationalistisch aufgepeitschten und | |
| nach Rache schreienden Atmosphäre nach den Attentaten vom 11. September | |
| 2001 gab es im kompletten US-Kongress nur eine einzige Abgeordnete – die | |
| kalifornische Demokratin Barbara Lee – die genügend Verstand und Mut hatte, | |
| dagegen zu halten. | |
| Zum Kriegsende hingegen hat Biden die Führungsrolle übernommen, vor der | |
| sich seine drei Amtsvorgänger – zwei Republikaner und ein Demokrat – | |
| gedrückt haben. Biden hat den [3][Truppenabzug] umgesetzt, von dem Bush, | |
| Obama und Trump nur in Wahlkämpfen geredet haben. | |
| ## Ein historischer Fehler | |
| Der Afghanistankrieg der USA war ein parteiübergreifender, historischer | |
| Fehler von Generationen von Politikern und Militärs. Und auch von | |
| Alliierten, darunter Deutschland, die dem Imperium bis zum bitteren Ende | |
| gefolgt sind. | |
| Man kann darüber streiten, ob ein „friedlicherer“ Truppenabzug möglich | |
| gewesen wäre. Aber es wäre absurd, den Mann, der den Schlussstrich gezogen | |
| hat, für die Konsequenzen von jahrzehntelangem Krieg, Zerstörung und | |
| Brutalisierung verantwortlich zu machen. Ganz abgesehen davon widerspricht | |
| es auch dem, was in den Anfängen der unabhängigen US-Geschichte passiert | |
| ist. Ähnlich wie jetzt in Afghanistan haben dort im späten 18. Jahrhundert | |
| schlecht ausgerüstete und zahlenmäßig unterlegene Rebellen bewiesen, dass | |
| sie die Armee der kolonialen Supermacht in die Flucht treiben können. | |
| Statt für durchsichtige politische Manöver und wahltaktische | |
| Schuldzuweisungen könnten die USA ihre Niederlage in Afghanistan nutzen, um | |
| endlich zu lernen, sich aus den inneren Angelegenheiten anderer Nationen | |
| herauszuhalten. | |
| 17 Aug 2021 | |
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| Dorothea Hahn | |
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