# taz.de -- Streik bei Vivantes und Charité: Alles, was Recht ist | |
> Ab Montag streikt die Pflege bei Vivantes und Charité. Verdi nennt Urteil | |
> des Arbeitsgerichts zu Streikverbot bei Vivantes-Töchtern „Horrorurteil“. | |
Bild: Die Zeichen stehen ab Montag mal wieder auf Streik – hier eine Aufnahme… | |
Berlin taz | Die Pflegekräfte von Charité und Vivantes werden zur | |
Frühschicht am Montagmorgen wie geplant [1][für eine bessere | |
Personalausstattung in den Kliniken streiken] – selbst wenn es bis dahin | |
keine einvernehmliche Einigung über eine Notdienstvereinbarung mit der | |
Arbeitgeberseite geben sollte. Das bestätigte am Sonntag Tim Graumann, | |
zuständiger Gewerkschaftssekretär bei Verdi, gegenüber der taz. Die | |
Verhandlungen liefen am Sonntagnachmittag auch nach Redaktionsschluss noch | |
weiter. Es hieß aber seitens Verdi in einer Verhandlungspause, man sei „auf | |
einem guten Weg.“ | |
Von Vivantes hieß es am Sonntag, man habe bereits Operationen in dieser | |
Woche verschoben, PatientInnen „nach Möglichkeit“ verlegt oder entlassen | |
sowie sich bereit erklärt, „Stationen mit rund 300 Betten weitestgehend zu | |
schließen, um den Streik zu ermöglichen“, wie eine Konzernsprecherin | |
mitteilte. „Wir bedauern sehr, dass sich Verdi angesichts dieses | |
Entgegenkommens noch nicht auf eine Notdienstvereinbarung mit Vivantes | |
einigen konnte, um damit die Versorgung der Patienten und Patientinnen auch | |
während des Warnstreiks sicherzustellen.“ | |
Nicht streiken ab Montag dürfen hingegen, anders als Verdi es geplant | |
hatte, die Beschäftigten der Vivantes-Tochtergesellschaften. Dem Personal | |
etwa in der Essensversorgung und den Wäschereien geht es um eine | |
[2][Angleichung ihres Tarifvertrags an den des Öffentlichen Diensts], nach | |
dem die Beschäftigten des Mutterkonzerns bezahlt werden. | |
Das Berliner Arbeitsgericht hatte am Freitag den dreitägigen Streik bei den | |
Tochtergesellschaften jedoch verboten. Der Grund: Auch hier konnten Verdi | |
und der landeseigene Klinikkonzern sich nicht auf eine | |
Notdienstvereinbarung einigen. Das sei aber notwendig, damit es nicht „zu | |
einer Gefahr für Leib und Leben von Patienten“ komme. | |
## „Einseitig“ festgelegter Notdienst | |
Der entscheidende Punkt, den die RichterInnen machten: Die | |
Notdienstvereinbarung könne nicht „einseitig“ von der Gewerkschaft | |
festgelegt werden. Es obliege dem Arbeitgeber, „die Einzelheiten des | |
Notdienstes festzulegen.“ | |
„Ein Horrorurteil“, sagt Gewerkschaftssekretär Graumann. Damit könne die | |
Arbeitgeberseite „alles diktieren.“ Ein Streik drohe dann „zur Farce“ zu | |
werden, weil die Kliniken etwa mit Personal, das aus dem Urlaub | |
zurückgeholt werde, die Stationen offen hielten. Verdi hat bereits | |
angekündigt, am Montag gegen das Urteil Rechtsmittel einzulegen. | |
Insgesamt acht Stationen an der Charité werden nach Verdi-Angaben ab Montag | |
bestreikt; jeweils vier am Campus Benjamin Franklin in Steglitz und am | |
Weddinger Vichow-Klinikum. Hinzu kämen Stationen in Mitte, wo „einzelne | |
Betten“ betroffen seien, so Graumann. Bei Vivantes seien an sieben | |
Standorten zwölf Stationen betroffen. Dabei handele es sich etwa um die | |
Gastroenterologie, Geriatrie oder auch die „Komfortstationen“ für | |
PrivatpatientInnen. | |
Bettina Jarasch, Spitzenkandidatin der Grünen für die Abgeordnetenhauswahl | |
im Herbst, sagte der taz, dass die Arbeitgeberseite den Streik teilweise | |
verhindern könne, sei „nicht gut“: Damit werde das Streikrecht unterlaufen. | |
Die Grünen hätten die „zuständigen Senator*innen der SPD wiederholt | |
gedrängt, eine Notdienstvereinbarung zu ermöglichen“. Auch die Charité ist | |
ein landeseigener Konzern. | |
Von der CDU hieß es, Rot-rot-grün habe nicht genug in die Kliniken | |
investiert, so Parteichef und Spitzenkandidat Kai Wegner. So seien die nun | |
gezwungen, „zwingende Instandhaltungskosten mit Fallpauschalen | |
querzufinanzieren.“ | |
22 Aug 2021 | |
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## AUTOREN | |
Anna Klöpper | |
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