Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Arbeitskampf für Tariflohn: Fragwürdiges Geschäftsmodell
> Labor Berlin, eine Tochter der Krankenhäuser Vivantes und Charité, wehrt
> sich gegen Tarifbezahlung. Marktwirtschaft schafft eben keine Tariflöhne.
Bild: Kein neues Thema: Vivantes-Mitarbeiterin demonstriert vor dem Vivantes-Kr…
Es ist eine schreiende Ungerechtigkeit: In der Labor Berlin GmbH – eine
Tochter der kommunalen Krankenhäuser Vivantes und Charité – werden
gravierend unterschiedliche Löhne gezahlt. Während einige Beschäftigte von
Charité oder Vivantes gestellt werden und deshalb Tariflöhne erhalten,
arbeitet ein weiterer Teil direkt für die GmbH. Und weil diese formal von
ihren Müttern unabhängig ist, kann eine Tarifbezahlung umgangen werden. Die
Folge: [1][Lohnunterschiede von Hunderten Euro, so die Gewerkschaft Verdi].
Das Problem existiert in zahlreichen Tochtergesellschaften von Vivantes,
wie etwa der Reinigungsfirma Vivaclean oder der Vivantes Reha. Im Fall von
Labor Berlin verweigert die Klinikleitung aber bisher konsequent, die
Tarifverhandlungen auch nur aufzunehmen. Derweil betreibt die Labor
Berlin-Geschäftsführung nach allem, was bekannt ist, regelrechtes
[2][Union-Busting]: In „internen Informationskampagnen“ wird behauptet, das
ganze Unternehmen ginge durch Tarifbezahlung den Bach runter. Aktive
Mitarbeiter:innen werden wohl beschuldigt, sich für die Entlassung von
Kolleg:innen einzusetzen.
Diese Argumentation ist entlarvend: Wenn das Geschäftsmodell eines
Unternehmens bedroht ist, weil es sich Tariflöhne nicht leisten kann, dann
ist schließlich das Geschäftsmodell zu hinterfragen – und nicht etwa der
Tariflohn. Überhaupt ist völlig unklar, ob die vorgelegte Rechnung stimmt.
Grundsätzlich ist ein ordentliches Maß Skepsis geboten, wenn sich
Arbeitgeber:innen gegen Lohnerhöhungen wehren.
Doch in diesem Fall spiegelt die Argumentation tatsächlich einen zentralen
Glaubenssatz der Krankenhausbewegung; dass sich Gesundheit eben nicht in
Marktkategorien pressen lässt. Denn wenn die Arbeitgeber:innen
erklären, es seien die Zwänge des Marktes, die den Tariflohn unmöglich
machen – wäre es dann nicht konsequent, den Gesundheitssektor dem Markt zu
entziehen?
Letztlich liegt der Ball damit wieder bei der Politik, also bei
Rot-Rot-Grün. Doch hier beschränkt man sich auf unterstützende
Lippenbekenntnisse, konkret geschehen ist bisher wenig. Es wird ein harter
Streik der Beschäftigten nötig sein, um diese Handlungslethargie zu
überwinden. Entweder findet Labor Berlin dann doch noch irgendwo Geld –
oder die Politik muss das Unternehmen in Mutterkonzern und Tarifbindung
zurückholen. Fehlen auch dafür die Moneten, müssen sie beschafft werden –
bestenfalls durch Umverteilung.
7 Aug 2021
## LINKS
[1] /Tarifkampf-der-Krankenhausbeschaeftigten/!5786616
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Union_Busting
## AUTOREN
Timm Kühn
## TAGS
Verdi
Arbeitskampf
Lohndumping
Charité
Krankenhäuser
Tariflöhne
Vivantes
Vivantes
Arbeitskampf
Verdi
Pflegekräftemangel
Gesundheitsbehörde Hamburg
## ARTIKEL ZUM THEMA
Streik in Kieler Krankenhaus: Mit zehn Euro abgespeist
Die Servicekräfte des Städtischen Krankenhauses Kiel wollen endlich nach
Tarif bezahlt werden. Das führt zu Streit zwischen Verwaltung und Stadtrat.
Streik bei Vivantes und Charité: Alles, was Recht ist
Ab Montag streikt die Pflege bei Vivantes und Charité. Verdi nennt Urteil
des Arbeitsgerichts zu Streikverbot bei Vivantes-Töchtern „Horrorurteil“.
Charité und Vivantes streiken ab Montag: Nur Klatschen bringt nichts
Verhandlungen zwischen Beschäftigten der Krankenhäuser und Klinikleitungen
sind gescheitert. Hunderte Beschäftigte legen ab Montag die Arbeit nieder.
Aus Azubis können streiken: Ausbilden und auslaugen
Die Azubis bei Vivantes und der Charité beklagen schlechte
Arbeitsbedingungen. In der Krankenhausbewegung stehen die Zeichen auf
Streik.
Tarifkampf der Krankenhausbeschäftigten: Dass nicht manche gleicher sind…
Die Labor Berlin GmbH von Charité und Vivantes drückt sich weiter um eine
Tarifbezahlung für alle. Alle Verhandlungen werden abgeblockt.
Protest der Pflegenden: „Stärke sichtbar machen“
Das Krankenhauspersonal von Vivantes und Charite protestiert. Am
Freitagabend findet eine Forderungsdiskussion in der Alten Försterei statt.
Krisenkoordination in Corona-Zeiten: Brandbrief aus dem Krankenhaus
Die Hamburger Krankenhausbewegung fordert eine 180-Grad-Wende im Kampf
gegen das Coronavirus. Die Sparmaßnahmen der letzten Jahre seien nun
spürbar.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.