Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Steigende Corona-Zahlen: Inzidenz soll künftig egal sein
> Auch Jens Spahn will statt auf die Infektionszahlen jetzt allein auf
> Krankenhauseinweisungen achten. Doch auch die nehmen stark zu – vor allem
> in NRW.
Bild: Muss wieder mehr Patient*innen Betreuen: Pflegkraft auf einer Intensivsta…
Berlin taz | Kehrtwende in der Coronapolitik: Gesundheitsminister Jens
Spahn (CDU) hat am Montag angekündigt, die 7-Tage-Inzidenz als Indikator
für Schutzmaßnahmen zu streichen. „Die 50er-Inzidenz im Gesetz hat
ausgedient“, sagte Spahn im ZDF. „Der neue Parameter ist die
Hospitalisierung.“ Künftig soll demnach die Zahl der
[1][Covid-19-Patient*innen, die ins Krankenhaus aufgenommen werden], der
entscheidende Messwert sein. Er werde dafür einen Vorschlag vorlegen, den
der Bundestag noch vor der Wahl in einer Sondersitzung beschließen könne,
sagte Spahn. Für die SPD unterstützte Fraktionsvize Bärbel Bas den
Vorschlag, die Inzidenzwerte 35 und 50 aus dem Infektionsschutzgesetz zu
streichen.
Besonders freuen dürfte sich über die Ankündigung Unions-Kanzlerkandidat
Armin Laschet. Denn in Nordrhein-Westfalen, wo er als Ministerpräsident
zusammen mit der FDP regiert, steigt die Inzidenz derzeit am stärksten:
Innerhalb eines Monats hat sich der Wert versiebenfacht; mit 103
Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner*innen innerhalb von 7 Tagen
verzeichnet NRW mit Abstand den höchsten Wert aller Bundesländer. Der
bundesweite Wert liegt mit 56 nur gut halb so hoch. In der Vergangenheit
galten jeweils ab Inzidenzen von 35, 50 und 100 bestimmte Beschränkungen;
NRW hatte die Grenzwerte von 50 und 100 aber bereits zuvor außer Kraft
gesetzt.
Doch auch wenn man stattdessen die Zahl der corona-infizierten
Krankenhauspatient*innen betrachtet, sieht die Situation nicht gut
aus: In NRW hat sich diese im letzten Monat fast vervierfacht auf derzeit
845. Bundesweit wird die Zahl der Coronahospitalisierungen erst seit
Kurzem erfasst. Die vom Robert-Koch-Insititut täglich bekannt gegebene
7-Tage-Hospitalisierungsinzidenz hat sich innerhalb eines Monats mehr als
verdreifacht.
Allerdings ist diese Zahl noch mit Unsicherheiten behaftet: Zum einen
werden die Werte nachträglich regelmäßig stark korrigiert; zum anderen ist
nach wie vor unklar, inwieweit dabei nur Menschen erfasst werden, die wegen
einer Covid-Erkrankung ins Krankenhaus kommen (so stellt es das
Gesundheitsministerium dar), oder auch solche, die aus anderen Gründen im
Krankenhaus liegen und dort positiv auf Corona getestet wurden (davon geht
das Robert-Koch-Insitut aus).
Auch die Zahl der Coronapatient*innen auf Intensivstationen steigt seit
drei Wochen wieder deutlich an: Mit bundesweit 775 lag sie am Montag 41
Prozent höher als eine Woche zuvor. Die Zahl der gemeldeten Coronatoten
liegt im 7-Tage-Mittel mit 16 pro Tag weiterhin auf sehr niedrigem Niveau,
aber auch hier liegt der Wert aktuell 25 Prozent höher als eine Woche
zuvor.
## Impfungen schützen gut gegen schwere Verläufe
Gleichzeitig zeigt sich aber immer deutlicher, dass die Corona-Impfung gut
vor symptomatischen Erkrankungen schützt: Wie neue Zahlen des
Robert-Koch-Insituts zeigen, hatten von den Menschen, die von Mitte Juli
bis Mitte August mit Symptomen an Covid erkrankten, 85 Prozent keinen
vollständigen Impfschutz. Noch besser ist der Schutz vor schweren
Verläufen: Von den Patient*innen, die im gleichen Zeitraum mit einer
Corona-Infektion ins Krankenhaus kamen, hatten 92 Prozent keinen
vollständigen Impfschutz. Unter den Intensivpatienten waren 94,5 Prozent
nicht vollständig geimpft, unter den Coronatoten 86 Prozent.
23 Aug 2021
## LINKS
[1] /Indikatoren-fuer-Coronapolitik/!5787787
## AUTOREN
Malte Kreutzfeldt
## TAGS
Schwerpunkt Coronavirus
Jens Spahn
Armin Laschet
Schwerpunkt Coronavirus
Schwerpunkt Coronavirus
Schwerpunkt Coronavirus
Schwerpunkt Coronavirus
Schwerpunkt Coronavirus
Schwerpunkt Coronavirus
## ARTIKEL ZUM THEMA
Intensivmediziner über Inzidenzwert: „Eine unsinnige Diskussion“
NRW ist Hochinzidenzgebiet, der Intensivmediziner Manuel Wenk muss wieder
mehr Covid-Patienten behandeln. Die Abkehr vom Inzidenzwert kritisiert er.
Bundestag zur epidemischen Lage: Im Angesicht der vierten Welle
Auf Bitten der Länder soll der Bundestag am Mittwoch die seit März 2020
geltende epidemische Lage verlängern. Das vereinfacht mögliche neue
Verschärfungen.
Aktuelle Nachrichten in der Coronakrise: Impfgegner stürmen Sender
In London haben Dutzende Menschen die Zentrale des britischen
Nachrichtensenders ITN gestürmt. Spahn verteidigt seine Abkehr von der
50er-Inzidenz.
Coronazahlen und Wahlkampf: Nichtstun ist keine Option
Gesundheitsminister Spahn will die Corona-Inzidenz aus dem Gesetz
streichen. Das dürfte weniger epidemiologische denn wahlkampftaktische
Gründe haben.
Coronalage in Deutschland: Keine Panik, trotzdem Vorsicht
Die Inzidenz steigt wieder rasant, die Zahl der Coronapatient:innen
in den Krankenhäusern etwas langsamer. Was das heißt und wo wir stehen.
Indikatoren für Coronapolitik: Zeit für neue Werte?
Lange wurde auf die Inzidenz geschaut, jetzt soll der Blick geweitet
werden. Taugen R-Wert, Krankenhauszahl und Impfquote als Frühindikatoren?
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.