# taz.de -- Deal zwischen USA und Uganda: Zuflucht für Afghanen | |
> 2.000 Menschen sollen zumindest kurzzeitig Aufnahme in Uganda finden. | |
> Hinter der Aktion steckt ein Deal mit den USA. Wie der aussieht, ist | |
> unklar. | |
Bild: Ein afghanisches Kind schläft im Flugzeug nach der Evakuierung aus Kabul | |
Kampala taz | Es ist ein Deal zwischen den USA und Ugandas Regierung: Das | |
ostafrikanische Land soll 2.000 Flüchtlinge aus Afghanistan aufnehmen. | |
„Heute Morgen informierte der Präsident das Kabinett, dass rund 2.000 | |
Flüchtlinge aus Afghanistan ankommen werden“, heißt es in einem Schreiben | |
von Ministerpräsidentin Robinah Nabbanja an das Gesundheitsministerium vom | |
Montag, das geleakt wurde. Es sollen Vorkehrungsmaßnahmen getroffen werden, | |
um die Afghanen auf Covid-19 zu testen. | |
Ugandas Staatsministerin für Flüchtlinge und Katastrophenschutz, Esther | |
Anyakun, bestätigte am Dienstag bei einer Pressekonferenz: 500 Afghanen | |
sollen am Mittwochmorgen mit US-Flugzeugen am internationalen Flughafen in | |
Entebbe abgesetzt werden. Das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) habe das | |
Imperial Hotel in der Nähe des Flughafens bereitgestellt „als | |
Transitcenter, wo sie ankommen und getestet werden können“. Danach soll es | |
in ein Isolierzentrum weiter gehen. | |
Joel Boutroue, UNHCR-Vertreter in Uganda, bestätigt die Entscheidung und | |
erklärt: „Was dann geschieht, hängt in erster Linie davon ab, was Ugandas | |
und andere Regierungen mit ihnen machen wollen.“ Wo die Afghanen | |
untergebracht werden und ob sie in Uganda bleiben, sei noch nicht final | |
entschieden, so das UNHCR. Eine Quelle aus Ugandas Flüchtlingsministerium | |
bestätigte der taz: Details seien nicht bekannt, der Präsident habe diesen | |
Deal direkt mit den Amerikanern vereinbart. | |
„Sie werden nur für drei Monate hier sein“, betont Flüchtlingsministerin | |
Anyakun: „Die US-Regierung wird sie dann anderweitig unterbringen.“ Die | |
US-Regierung ist auch an andere Regierungen wie die in Kosovo und Albanien | |
herangetreten, kurzzeitig Afghanen aufzunehmen. | |
## Liberale Flüchtlingspolitik | |
Das 42-Millionen-Land Uganda beherbergt in Afrika die meisten Flüchtlinge: | |
Rund 1,5 Millionen sind es derzeit. Die meisten sind [1][Kongolesen] und | |
Südsudanesen aus den Kriegsgebieten der Nachbarländer. Aber auch Menschen | |
aus Eritrea, Äthiopien und Somalia retten sich nach Uganda. | |
Es hat eine [2][der liberalsten Flüchtlingspolitiken weltweit]. In den | |
gigantischen Flüchtlingssiedlungen bekommen die Geflüchteten meist einen | |
Acker zugewiesen, wo sie Landwirtschaft betreiben können, oder eine | |
Arbeitserlaubnis, um sich ein neues Leben aufbauen zu können. | |
Die Mittel für die Erstversorgung der Flüchtlinge stammen jedoch von Gebern | |
der internationalen Gemeinschaft. Dieses Geld reicht kaum aus für die | |
Flüchtlinge, die bereits in Uganda sind. Die Gretchenfrage ist daher, wie | |
viel die USA der ugandischen Regierung zahlen werden. | |
Die US-Administration unterhält seit Jahrzehnten enge Beziehungen zu | |
Ugandas Regierung, vor allem militärisch. Ugandas Spezialkräfte sind von | |
US-Militärs trainiert und stellen die größten Truppenkontingente in der | |
Friedensmission in Somalia. | |
## Keine Botschaft in Kabul | |
Ugandische Sicherheitskräfte sind im Auftrag privater Sicherheitsfirmen | |
seit über zehn Jahren in Afghanistan stationiert. Sie sichern | |
Militäreinrichtungen, den Flughafen und andere strategisch wichtige | |
Infrastruktur der US-Streitkräfte. Seitdem die Taliban vorrücken, mehren | |
sich in Uganda die Klagen der Familien um ihre Männer und Söhne, die in | |
Afghanistan dienen. | |
Doch Kampala unterhält keine Botschaft in Kabul. Außenminister Henry Okello | |
Oryem betont, die größte Herausforderung sei, herauszufinden, „wie viele | |
Ugander sich in Afghanistan aufhalten und wo, um sie zu evakuieren“. | |
taz-Quellen bestätigen, dass Washington im Gegenzug zur Aufnahme der | |
Flüchtlinge bei der Evakuierung ugandischer Sicherheitskräfte helfen werde. | |
19 Aug 2021 | |
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## AUTOREN | |
Simone Schlindwein | |
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