| # taz.de -- Studie über Haltung zu Zugewanderten: Rassismus, aber nur ein biss… | |
| > Eine Langzeitstudie zeigt, dass viele Deutsche skeptisch auf Migration | |
| > blicken. Die Abwertung von Geflüchteten ist so heftig wie noch nie. | |
| Bild: Keine Ankommenskultur in Eisenhüttenstadt | |
| Die Zustimmung zu einer [1][Willkommenskultur in Deutschland] steigt. | |
| Gleichzeitig erreicht im Jahr 2020 die Ablehnung von Geflüchteten und | |
| Muslimen den höchsten Wert seit 2014. Das sind zwei der zum Teil | |
| widersprüchlich scheinenden Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage zu | |
| Einstellungen zu Integration und Migration, die die Stiftung Mercator und | |
| die Universität Bielefeld am Montag vorgestellt haben. | |
| „Die Willkommenskultur mündet nicht in eine Ankommenskultur“, sagte | |
| Studienleiter Andreas Zick vom Institut für Interdisziplinäre Konflikt- und | |
| Gewaltforschung der Universität Bielefeld. Nach wie vor begegneten viele | |
| Menschen in Deutschland Integration mit Skepsis und stellten hohe | |
| Anforderungen an die gesellschaftliche Teilhabe von Zugewanderten. | |
| So zeigt die aktuelle Befragung von rund 2.000 Menschen mit und ohne | |
| Einwanderungserfahrung, dass 2020 erstmals die Mehrheit der Bevölkerung | |
| eine Willkommenskultur begrüßt. Gleichzeitig wünschen sich aber zunehmend | |
| viele Befragte, dass religiöse und kulturelle Vielfalt am besten unsichtbar | |
| bliebe. | |
| Fast ein Fünftel will sogar verhindern, dass „Menschen anderer Kultur“ in | |
| der öffentlichen Verwaltung arbeiten. Auch die Zustimmung zur Integration | |
| an sich ist gesunken; erstmals begrüßt sie nicht mal mal mehr jede:r | |
| Zweite. | |
| ## Hohe Zustimmung zu eigenen Vorrechten | |
| Sehr auffällig ist laut der Studie, dass 2020 mit über 30 Prozent dreimal | |
| so viele Befragte wie noch 2018 die Ansicht äußerten, neu Hinzugekommenen | |
| stünde weniger zu als denen, die schon länger im Land lebten. | |
| Die Autor:innen vermuten, dass der erstmalig konkrete Bezug zu | |
| Deutschland bei der Fragestellung wesentlich für den hohen Wert | |
| verantwortlich ist. Das würde aber darauf schließen lassen, dass die hohe | |
| Zustimmung zu eigenen Vorrechten in den vorherigen Befragungen nur | |
| „verschleiert“ gewesen sei. | |
| [2][Studienleiter Zick] verwies aber auch auf weitere mögliche Gründe. Zum | |
| einen hätte die Befragung während des Lockdowns im Winter stattgefunden. | |
| Menschen, die von der Pandemie belastet seien, nähmen Fragen nach gleichen | |
| Rechten verstärkt als Verteilungskampf wahr. | |
| Auch dass die Bürger:innen während der Pandemie weniger Kontakt | |
| miteinander gehabt hätten, dürfte die „integrationsfeindlichen“ | |
| Einstellungen erhöht haben, so Zick. | |
| ## Anforderungen an Zugewanderte gestiegen | |
| Tatsächlich zeigen die sich in verschiedenen Bereichen. So sind etwa die | |
| Anforderungen an Zugewanderte gestiegen. Wer zur Gesellschaft dazugehören | |
| möchte, soll unter anderem die deutschen Sprache beherrschen, Werte und | |
| Traditionen achten, eine Arbeit haben sowie nicht von Sozialhilfe abhängig | |
| sein. | |
| Gleichzeitig werden Geflüchtete und Muslime zunehmend abgewertet. So | |
| glauben etwa 33 Prozent, dass „die muslimische Kultur einen gefährlichen | |
| Einfluss auf die deutsche Kultur hat“. Und nur jede:r zweite Befragte | |
| möchte Geflüchteten das Recht zugestehen, seine Familie nachzuholen. | |
| Zudem gab jede:r Dritte der 646 Befragten mit Einwanderungsgeschichte an, | |
| wegen ihrer Herkunft oft oder sehr oft beleidigt zu werden. Mehr als | |
| jede:r Vierte gab an, oft oder sehr oft rassistisch beschimpft zu werden. | |
| Der Politik empfiehlt das Forscherteam, das „Ankommen“ von Zugewanderten | |
| stärker zu unterstützen, etwa durch beschleunigte Einbürgerung und mehr | |
| Sprach- und Ausbildungsangebote. Gleichzeitig dürfe das „Konfliktthema | |
| Migration“ im Wahlkampf nicht ausgeblendet werden, forderte Zick. Dass | |
| Unions-Kanzlerkandidat Armin Laschet zur aktuellen Lage in Afghanistan nur | |
| sagte, das Jahr 2015 dürfe sich nicht wiederholen, bezeichnete Zick als | |
| „unfassbar“. | |
| 16 Aug 2021 | |
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| ## AUTOREN | |
| Ralf Pauli | |
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