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# taz.de -- Umgang mit Bremer Autoposer*innen: Mehr als Lärm und Tempo
> Autoposer*innen und Raser*innen sind laut und gefährlich. Und
> eine unangenehme Konfrontation mit der Macht der Autos und dem
> Patriarchat.
Bild: Ein peinliches, klimaschädliches und ungesundes Hobby: Tuning
Das Problem mit Autoposer*innen ist [1][ihr Krach] und ihre
Geschwindigkeit. Beides ist gefährlich, im Einzelfall tödlich. Aber es ist
noch mehr: Für Betroffene, also zufällig daneben Stehende, die extrem
grenzüberschreitend vollgeröhrt werden, ist es die Konfrontation mit der
Übermacht der Autos. Und ihrer Industrie, ihrer Rolle im Straßenverkehr und
beim Klimawandel. In allen drei Kontexten brettern sie, im zweiten Fall
sogar wortwörtlich, stinkend über die Bedürfnisse anderer Menschen.
In vielen Fällen – die Poser*innen sind ja doch mehrheitlich Poser – ist
das Phänomen zudem eine sehr unangenehme Konfrontation [2][mit dem
männlichen Geschlecht.] Auch hier lässt sich von einer Übermacht sprechen,
in vielen Bereichen der Gesellschaft existiert sie schlicht immer noch.
Wobei klar ist: Beim Autoposen ist diese Macht ob ihrer Peinlichkeit nur
noch eine vermeintliche. Unangenehm ist das patriarchale Getöse trotzdem,
vor allem gepaart mit weiterem Macho-Gehabe.
Natürlich gibt es darüber selten Bürger*innenbeschwerden! Wenn jemand sich
an der Ampel irgendwie unwohl fühlt, belästigt, vielleicht sogar gefährdet
– aber eben ohne beweisbaren Grund: Wie würden die Beamt*innen bei so
einem Anruf wohl reagieren?
Um Beschwerden eine bessere Grundlage zu geben und den Autoposer*innen
zu zeigen, dass ihr Handeln falsch ist, braucht es dringend andere
rechtliche Grundlagen: Niedrigere Grenzwerte für Lärm, strengere Auflagen
fürs Tuning. Der Senat muss sich auf Bundesebene für die entsprechenden
Änderungen einsetzen. In Bremen muss er Lärmblitzer aufstellen und viel
mehr kontrollieren.
## Das Auto als Safe Space in der Pandemie
Vor allem aber muss er die Debatte verändern: Der Verweis auf fehlende
Beschwerden und Städte, in denen es noch schlimmer ist, sind völlig fehl am
Platz. Und natürlich sind „verkehrserzieherische Gespräche“ kein sinnvoll…
Lösungsansatz. Wenn sich nicht bald etwas ändert, wird das Problem
vermutlich sogar noch größer. Denn das Auto ist in den letzten eineinhalb
Jahren der Pandemie zu einem neuen Safe Space geworden, mit dem man
virenfrei und zugleich super cool zur Partymeile kommt.
Um das Problem ernster zu nehmen, als es der Senat gerade tut, braucht es
nicht erst mehr messbare Verstöße, mehr Unfälle oder gar Verletzte. Ein
nächtlicher Gang durch die City reicht.
17 Aug 2021
## LINKS
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## AUTOREN
Alina Götz
## TAGS
Bremen
Autoindustrie
Patriarchat
Lärm
Motorrad
Autos
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Fünfjährigen. Es würde keine Autoposer geben, wenn die Leute nicht so
neidisch auf sie wären.
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