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# taz.de -- Dauerduell im Schwimmbecken: Finale der fleißigen Frauen
> Die Australierin Ariarne Titmus besiegt über 400 Meter Freistil die
> Topfavoritin Katie Ledecky aus den USA. Aber das Duell geht weiter.
Bild: Australiens neuer Schwimmstern: Ariarne Titmus, Siegerin über 400 Meter …
Es ist das große Duell dieser Olympischen Spiele bei den Schwimmerinnen im
Tokyo Aquatic Center. Und das erste hat die Herausforderin Ariarne Titmus
aus Australien auf beeindruckende Weise gewonnen. [1][Katie Ledecky, die
dominante Freistilschwimmerin der Olympischen Spiele in Rio de Janeiro], wo
sie viermal von ganz oben mit der Goldmedaille winkte, ist gleich im ersten
Rennen dieser Spiele ein Stück aus ihrer Krone herausgebrochen worden.
In der Königinnendisziplin über 400 Meter, die weder Sprint- noch
Ausdauertalente begünstigt, konnte die US-Amerikanerin ihre Konkurrentin
zuerst auf gute Distanz halten, aber nicht weit genug. Denn [2][die
20-jährige Titmus] verfügte über erstaunliche Kraftreserven vor allem auf
den letzten 200 Metern. Zur Hälfte des Rennens lag Ledecky noch 66
Hundertstel vorn, am Ziel schlug sie 67 Hundertstel später an. Die
19-jährige Deutsche Isabel Gose, die im Vorlauf überraschend den deutschen
Rekord gebrochen hatte, wurde Siebte.
Ledecky wollte sich jedoch hernach keine Vorwürfe machen: „Viel mehr als
das kann ich nicht leisten. Es war ein tolles Rennen. Es hat viel Spaß
gemacht. Ich kann nicht sonderlich enttäuscht sein. Es war über diese
Strecke die zweitbeste Zeit, die ich je geschwommen bin.“ Titmus, die nach
3:56,69 Minuten anschlug, habe von Anfang an das Rennen kontrolliert, lobte
Ledecky. So cool wie es aussah, war es aber wohl nicht: „Ehrlich gesagt,
habe ich mir nach 200 Metern ein bisschen Sorgen gemacht, aber ich bin
natürlich nicht unvorbereitet zu den Spielen gekommen.“
Bei der Weltmeisterschaft 2019 in Südkorea hatte Titmus eigentlich auf
identische Weise Ledecky schon einmal hinter sich gelassen. Doch die große
Favoritin war damals gesundheitlich angeschlagen und musste die WM
vorzeitig abbrechen. Diese Woche werden sich die beiden
höchstwahrscheinlich des Öfteren noch auf dem Podium sehen. Beide werden
noch über 200 und 800 Meter Freistil an den Start gehen, und Ledecky hat
sich natürlich auch für ihre Paradestrecke, die 1.500 Meter Freistil,
gemeldet, die erstmals bei den Frauen olympisch ist.
## Anpassung an US-Fernsehmarkt
Das noch reichhaltigere Olympia-Programm könnte der 24-Jährigen bei dieser
neuen Konkurrenzlage zum Verhängnis werden. Allein am Montag musste Ledecky
nach dem Finale über 400 Meter noch in die Vorläufe über 200 Meter und
1.500 Meter gehen. Wegen ihres immensen Trainingsfleißes und der damit
verbundenen hohen Ausdauerwerte wird ihr zwar eine extrem schnelle
Regenerationsfähigkeit nachgesagt.
Aber es kommt noch ein weiteres Problem hinzu, mit dem Konkurrentin Titmus
möglicherweise beim ersten Aufeinandertreffen besser umgehen konnte. Genau
umgekehrt wie sonst üblich finden hier die Finals morgens und die Vorläufe
abends statt, damit der zahlungskräftige TV-Markt in den USA sein Publikum
zu quotenträchtigeren Zeiten mit Höhepunkten versorgen kann. Schwimmer in
Tokio haben bereits geklagt, dass sie vor ihrem großen Auftritt kaum Schlaf
finden.
Vielleicht aber sieht sich die bis vor Kurzem so unbesiegbar erscheinende
Katie Ledecky nach einem Olympiazyklus bereits ihrer Nachfolgerin
gegenüber. Ariarne Titmus betrachtet sich ebenfalls vornehmlich als harte
Arbeiterin. Als sie jung war, hätte ihr niemand zugetraut, eine gute
Schwimmerin zu werden, erzählt Titmus. Erst hartes Training und
Leidenschaft hätten sie an die Weltspitze gebracht.
Das sagen alle. Bei ihrer Konkurrentin Ledecky kamen, vermutlich
unvermeidlich, schon Zweifel auf, als sie begann, trotz ihrer so
Streckenvarianz von 200 bis 1.500 Meter, Rekorde über Rekorde aufzustellen.
Der einstige deutsche Bundestrainer Henning Lambertz hat dazu gesagt: „Es
muss nicht mit Doping zu tun haben, aber es gibt Fragezeichen.“ Mit einer
gesunden Skepsis wird man auch die Leistungssteigerungen von Titmus
beobachten müssen, die nun in den Bereich von Ledecky vorgestoßen ist.
Letztere hat zumindest einen Trumpf in der Hand. [3][Beim
1.500-Meter-Finale am Mittwoch] wird ihre junge Herausforderin nicht mit
ins Becken steigen. Und die Bestzeit der dort wohl größten Herausforderin,
der Italienerin Simona Quadarella, liegt etwa 20 Sekunden überm Weltrekord
von Ledecky. Eine Goldmedaille sollte fünfmalige Olympionikin also auf
jeden Fall mit auf die Heimreise nehmen können.
27 Jul 2021
## LINKS
[1] https://www.youtube.com/watch?v=GAGXNs0MXzI
[2] https://www.swimming.org.au/athletes/ariarne-titmus
[3] https://en.wikipedia.org/wiki/Swimming_at_the_2020_Summer_Olympics_%E2%80%9…
## AUTOREN
Johannes Kopp
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