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# taz.de -- Ämtersperre gegen AfD-Kandidaten: Für den Bundestag reicht’s no…
> AfD-Bundestagskandidat Matthias Helferich schrieb unter sein Foto „das
> freundliche Gesicht des NS“. Er wird für Ämter gesperrt, doch bleibt
> Kandidat.
Bild: „Das freundliche Gesicht des NS“ darf in den Bundestag
Berlin taz | Bezirksvorstand im sauerländischen Arnsberg darf Matthias
Helferich nicht mehr sein. Sein Amt als Co-Vize-Chef der AfD
Nordrhein-Westfalen muss er auch abgeben. Aber für den Bundestag reicht es
noch so gerade: Denn der Bundesvorstand hat trotz positiver Bezugnahme auf
den Nationalsozialismus nur eine Ämtersperre für den 33-jährigen Helferich
beschlossen. Das heißt, er darf zwei Jahre lang keine Ämter in der AfD
bekleiden. Helferich wird aber im September aufgrund seines
aussichtsreichen Platzes auf der Landesliste wohl trotzdem in das höchste
Parlament Deutschlands einziehen.
Hintergrund ist, dass Helferich in einem Facebook-Chat unter anderem ein
Bild von sich mit [1][„das freundliche Gesicht des NS“] kommentiert hat und
den berüchtigten NS-Richter und Teilnehmer der Wannsee-Konferenz,
[2][Roland Freisler], als Vorbild benannte. Helferich, selbst Jurist, soll
zudem in geleakten Chats mit Verbindungen in Neonazi-Kreise geprahlt haben.
Nur sechs von zwölf anwesenden Mitgliedern im Vorstand sollen für einen
Parteiausschluss gestimmt haben, der Rest hat sich enthalten. Für ein
Parteiausschlussverfahren braucht es eine Zweidrittelmehrheit. Die
Spitzenkandidat*innen Alice Weidel und Tino Chrupalla,
Wunschkandidat*innen des „Flügels“, sollen sich ebenfalls enthalten
haben. Die zweijährige Ämtersperre soll einstimmig ergangen sein. Der
Beschluss muss noch durch das Schiedsgericht der AfD NRW bestätigt werden.
Bundessprecher Jörg Meuthen, der sich als Antipode zu den radikalsten
Kräften seiner Partei inszeniert, [3][war enttäuscht], dass es nur zur
Ämtersperre kommt: Er „hätte es sehr begrüßt, wenn sich die erforderliche
Mehrheit für einen Parteiausschluss gefunden hätte“, sagte Meuthen. Viele
sich zum bürgerlichen Lager zählende Mitglieder sind nach taz-Informationen
erschrocken, dass es angesichts Helferichs eindeutiger Äußerungen sechs
Enthaltungen gab.
## „Schlimme Krise“
Auch im Landesverband NRW gibt es Kritik an der eher laschen
Ordnungsmaßnahme: [4][Michael Schild], Co-Vize-Chef in NRW, sagte, es sei
eine „zu geringe Maßnahme“ – „das ist eine schlimme Krise, in die die …
hineingeschlittert ist.“ Letzter Strohhalm der Gegner*innen Helferichs:
Man wolle nun juristisch prüfen, inwiefern die Abstimmung über ein
Ausschlussverfahren bei sechs Enthaltungen und sechs Ja-Stimmen nicht doch
die nötige Zweidrittelmehrheit erfülle.
Helferich selbst schien erleichtert, dass er nach seinen Äußerungen vorerst
nur mit einer Ämtersperre davongekommen ist. Er hege keinen Groll gegen den
Bundesvorstand und bedanke sich bei „zahlreichen Mitgliedern und
Sympathisanten, die sich hinsichtlich der Rufmordkampagne solidarisch“
gezeigt hätten, schrieb er auf Facebook. NRW-Chef Rüdiger Lucassen, selbst
im Bundestag und Vertrauter von Helferich, hatte den Vorstand vor harten
Strafmaßnahmen gewarnt.
Uwe Junge, erklärter Gegner des völkischen Flügels, sagte zu der
Konfliktpersonalie: „Typen wie Helferich und deren Unterstützer, wie
Lucassen und die JA (AfD-Jugendorganisation Junge Alternative, d. Red.)
gehören nicht in die AfD. Wenn das geduldet wird, müssen bürgerliche
Mitglieder, Funktionäre und Mandatsträger Konsequenzen ziehen.“ Junge
selbst hatte sich in Vergangenheit mehrfach homophob geäußert und kämpft
derzeit mit dem eigenen Bedeutungsverlust innerhalb der Partei. Welche
Konsequenzen er nun zieht, bleibt allerdings offen. Eine Anfrage der taz
beantwortete er bisher nicht.
3 Aug 2021
## LINKS
[1] /AfD-Bezuege-zum-Nationalsozialismus/!5790562
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Roland_Freisler
[3] https://www.tagesschau.de/regional/nordrheinwestfalen/nrw-afd-helferich-spe…
[4] https://www.presseportal.de/pm/58972/4984234
## AUTOREN
Gareth Joswig
## TAGS
Schwerpunkt AfD
AfD Nordrhein-Westfalen
Jörg Meuthen
Rechtsextremismus
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