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# taz.de -- Wahlkampfauftakt der AfD: Ein bisschen verdruckst
> Die AfD startet mau in den Wahlkampf: Der rechtspopulistischen Partei
> fehlt angesichts dominanter Corona- und Klimakrise ein zündendes Thema.
Bild: Malermeister-Folklore: Tino Chrupalla und Alice Weidel beim AfD-Wahlkampf…
Die [1][AfD] ist in diesem Wahlkampf eine Partei ohne Gewinnerthema. Weder
zieht angesichts der abgekühlten Flüchtlingsdebatte das Thema Migration.
Noch kann die [2][rechtspopulistische Partei] mit Wissenschaftsleugnung in
der Klimakrise etwas gewinnen, nach dem kollektiven Schock der jüngsten
Extremwetterereignisse. Die Ungleichbehandlung von Impfverweigerern oder
gar verschwörungsideologische Impfgegnerschaft haben derweil längst andere
besetzt – zumal auch die AfD in diesem Punkt unglaubwürdig ist angesichts
der Tatsache, dass auch AfD-Mitglieder sich impfen lassen.
Entsprechend zäh lief der Wahlkampfauftakt der Spitzenkandidat*innen
Alice Weidel und Tino Chrupalla in Schwerin: Zu keinem Zeitpunkt war es so
richtig euphorisch. Wohl auch aufgrund schwelender Konflikte im
Bundesvorstand blieben die Kandidat*innen etwas verdruckst und
verhalten. Aufbruchstimmung sieht anders aus.
Umso beunruhigender ist allerdings, dass die AfD trotz der Themenflaute und
interner Grabenkämpfe in den Umfragen nur etwas verliert, aber stabil um
die zehn Prozent liegt. Angesichts fehlender Themen ist das vermutlich als
Erfolg zu werten. Die AfD hat eine Stammwählerschaft – in der Bevölkerung
latent vorhandene rechtsextremistische Einstellungen haben bei ihr eine
parteipolitische Heimat gefunden.
Der AfD reicht das allerdings nicht. Die Partei möchte neue
Wählerpotentiale erschließen und an der (leider [3][zunehmend brüchigen])
Brandmauer der Konservativen kratzen. Der durchaus schlau gewählte
Wahlkampfslogan „Deutschland. Aber normal“ trägt dem Rechnung. Mit der
Kampagne will die AfD auf handzahm machen, weil sie auf Medien angewiesen
ist, um ihren neoliberal-rassistischen Markenkern breiteren Wählerschichten
zuzutragen. Dafür hat sich die Partei in diesem Wahlkampf erstmals selbst
Regeln auferlegt: [4][Wahlkämpfer] sollten gepflegt aussehen und sich die
Haare waschen. Auf die Wörter „Lücken- oder Lügenpresse“ soll verzichtet
werden. Auch beim Wahlkampfauftakt der AfD hört man keine solchen Rufe.
## Vage Freiheitsforderungen
Klar sind im Publikum [5][Thor Steinar-Klamotten] zu sehen, ebenso
glatzköpfige Stiernacken und Jungalternative im Nibster-Identitären-Chic.
Aber von der Bühne hört man wenig von den extremen Forderungen des
Wahlprogramms, auf das maßgeblich Björn Höcke, Anführer des nur vorgeblich
aufgelösten rechtsextremen Flügels, [6][Einfluss genommen hat]. In Schwerin
fordern aber weder Weidel noch Chrupalla etwa den EU-Austritt Deutschlands.
Sie appellieren an Nationalgefühle, forderten vage „Freiheit“ und
kritisierten die Coronapolitik.
Unfreiwillig komisch war dabei der Auftritt von Tino Chrupalla, der
mittlerweile zwar einen 7er BMW als Dienstwagen fährt, aber auf der Bühne
immer noch den Malermeister aus dem Volk in Lackiereranzug mimte. Dass das
allerdings nur ein billiger Showeffekt war, sah man sofort: Latzhose und
Hemd waren blütenweiß und nur kurz auf der Bühne zu sehen: Nach einem
kurzen Auftritt zog sich Chrupalla hinter den Kulissen schnell wieder
seinen teuren Maßanzug an.
11 Aug 2021
## LINKS
[1] /AfD-Freunde-haengen-Grossplakate-auf/!5788278
[2] /AfD-Bezuege-zum-Nationalsozialismus/!5790562
[3] /Wirbel-um-Hans-Georg-Maassen/!5784135
[4] /Wie-AfDler-Wahlkampf-machen-sollen/!5781303
[5] https://twitter.com/garethmetik/status/1425131900730023940
[6] /AfD-Parteitag-in-Dresden/!5764727
## AUTOREN
Gareth Joswig
## TAGS
Schwerpunkt AfD
Schwerpunkt Bundestagswahl 2025
Alice Weidel
Tino Chrupalla
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