| # taz.de -- Neue Richtlinien von Amazon Studios: Ein Möchtegern-Fortschritt | |
| > Amazon Studios führt neue Diversity-Richtlinien ein. Sie muten | |
| > fortschrittlich an, doch eigentlich wird die Schauspielerei damit | |
| > überflüssig. | |
| Bild: Wer darf wen spielen? Schauspielerin Marion Cotillard in der Amazon-Produ… | |
| Wenn man in Zukunft von Amazon produzierte Serien und Filme anschaut, dann | |
| wird man dort besonders „authentische Geschichten“ zu sehen bekommen. Das | |
| jedenfalls verspricht Amazon Studios, das sich Mitte Juni neue | |
| „Inklusionsrichtlinien“ gegeben hat. | |
| Die sollen nicht nur regeln, wer vor und hinter der Kamera steht (Quoten | |
| für Geschlecht und Herkunft), sondern auch, welche Schauspieler:innen | |
| welche Rollen spielen dürfen. [1][In den Richtlinien] hießt es: „Es sollen | |
| nur noch Schauspieler engagiert werden, deren Identität (Geschlecht, | |
| Geschlechtsidentität, Nationalität, Ethnizität, sexuelle Orientierung, | |
| Behinderung) mit den Figuren, die sie spielen, übereinstimmt.“ | |
| Wie soll so etwas überprüft werden? Wird man Nachweise verlangen, die | |
| belegen, dass eine Schauspielerin auch wirklich lesbisch ist wie die Rolle, | |
| die sie spielen soll? Was ist mit all den ungeouteten Schauspielerinnen? | |
| Werden sie auf diese Weise indirekt zum öffentlichen Outing gezwungen, weil | |
| sie ansonsten keine Rollen annehmen können, die nicht ihrer Identität | |
| entsprechen? | |
| Amazon Studios behauptet, mit den Richtlinien „für Diversität, Inklusion | |
| und Gerechtigkeit“ für die eigenen Inhalte einzutreten. Da kümmert sich | |
| endlich mal eine Produktionsgesellschaft um all die Unterdrückten. Ganz | |
| großes Kino. Doch im Grunde fordern sie die Abschaffung der Schauspielerei. | |
| ## Keine Ahnung vom Beruf | |
| Wer genau hinsieht, erkennt auch, dass die Verantwortlichen dieser | |
| Diversityregeln schlicht keine Ahnung von Schauspielerei haben. Nicht mit | |
| der Rolle übereinzustimmen, ist nämlich möglich: Ein Mörder muss nicht von | |
| einem Mörder gespielt werden. Eine Mutter kann von einer kinderlosen | |
| Schauspielerin verkörpert werden. Und ein homosexueller Schauspieler kann | |
| eben auch die Rolle eines Heterosexuellen übernehmen. Das ist | |
| Schauspielerei. | |
| [2][In dem Manifest #ActOut], das im Februar von 185 | |
| LGBT-Schauspieler:innen veröffentlicht wurde, wird genau mit der von Amazon | |
| als Diversityrichtlinie verkauften Annahme aufgeräumt: „Bislang wird | |
| behauptet, dass, wenn wir gewisse Facetten unserer Identität, nämlich | |
| unsere sexuelle sowie Geschlechtsidentität, offenlegten, wir mit einem Mal | |
| bestimmte Figuren und Beziehungen nicht mehr darstellen könnten.“ | |
| Das Manifest von #ActOut, war mutig, war progressiv. Die Richtlinien von | |
| Amazon Studios hingegen sind ein ärmlicher Versuch, Fortschritt zu | |
| demonstrieren. | |
| 3 Aug 2021 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://dei.amazonstudios.com/ | |
| [2] /Manifest-actout/!5747692 | |
| ## AUTOREN | |
| Erica Zingher | |
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